“Wir erwarten mehr Migrantenkinder”

Probleme im Miteinander, familiäre Konflikte, Leistungsdruck oder Sprachdefizite – die Sozialarbeiter an den Grundschulen haben einiges zu tun. An der Tegernseer Grundschule soll nun daher die wöchentliche Stundenanzahl erhöht werden. Doch das kostet.

Die Grundschule soll aus Gründen des Brandschutzes und der Barrierefreiheit umgebaut werden.
Mehr Stunden für die Sozialarbeiter in der Tegernseer Grundschule.

Das Thema „Sozialarbeit an Grundschulen im Tegernseer Tal“ ist bereits seit 2013 aktuell. Das Projekt riefen Schulleiter ins Leben. Die Gemeinden finanzieren es. Man startete an allen vier Tegernseer Grundschulen mit insgesamt 20 Wochenstunden. Inzwischen sind 40 Wochenstunden erreicht worden.

Zur Zeit beschäftigt das Diakonische Werk Rosenheim – als freier Träger und Dienstleister des Projekts – jeweils eine Betreuerin in Bad Wiessee mit zehn Wochenstunden, in Rottach-Egern und Kreuth mit 20, in Gmund mit zehn und in Tegernsee mit drei Stunden pro Woche. Claudia Horstmann, Schulleiterin der Grundschule Tegernsee, wünscht sich nun eine Aufstockung der bisher wöchentlichen drei Stunden auf zehn.

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Unter der Voraussetzung, dass die Mittagsbetreuung mit in die Betreuung fällt, stimmte der Stadtrat am vergangenen Dienstag einstimmig für die Erhöhung der Stundenzahl im kommenden Schuljahr 2016/2017. Das kostet die Stadt 12.044 Euro mehr im Jahr. Statt bisher 4.680 Euro pro Jahr investiert die Stadt im nächsten Schuljahr nun 16.724 Euro pro Jahr in einen Betreuer. Für Stadtrat Thomas Mandl (SPD) eine wichtige Investition:

Bei einer guten Betreuung sollte man nicht sparen.

Wie wichtig heutzutage ein Beratungsangebot, gerade an Grundschulen ist, weiß Anna Koch vom Diakonischen Werk Rosenheim: „In eine schwierige Lebenslage können schon die Kleinsten geraten. Wir stehen Schülern, Eltern und Lehrern zur Seite und unterstützen, wenn es Probleme gibt.“ Vor allem die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund stellt dabei eine zusätzliche Belastung für die Lehrer da.

So gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Jugendhilfe in Grundschulen, neben den Beratungsangeboten, vor allem konrekte Sozialprojekte. Beispielsweise der Umgang mit Migrantenkindern, die komplett ohne Deutschkenntnisse an die Schulen kommen. Dazu kommt aber auch Mobbing sowie der nicht selten mit Reibungen verbundene Schulstart nach der Kindergartenzeit.

Tegernsee erwartet mehr Kinder mit Migrationshintergrund

Gleichzeitig, so Koch, würden immer mehr Kinder ihre Zeit in der Schule verbringen, weil deren Eltern arbeiten müssten. Ein Teil der Erziehung bleibe dann an den Lehrkräften hängen. Diese haben jedoch einen klaren Arbeitsauftrag und können nicht alle Themen bewältigen. Folgen sind aggressives Verhalten oder Respektlosigkeit gegenüber den Lehrkräften. Darum greifen Lehrer verstärkt auf Sozialpädagogen zurück.

Momentan bleiben die Gemeinden im Tal jedoch auf ihren Kosten für einen Betreuer sitzen. Die Schulsozialarbeit kann nur unter bestimmten Voraussetzungen anerkannt und gefördert werden. Eine Voraussetzung dafür ist unter anderem ein Migrantenanteil von mindestens 20 Prozent. Bürgermeister Johannes Hagn betont:

Wir erwarten mehr Migrationskinder und auch die Schülerzahlen sollen konstant bleiben.

Könnte die Stadt also bald damit rechnen, dass die Personal- und Sachkosten vom Freistaat finanziell mitgetragen werden? Denn auch in der Mittagsbetreuung gibt es Personalbedarf. An der Tegernseer Grundschule ist bereits eine Betreuung für die Kinder eingerichtet worden.

40 Kinder nehmen die Mittagsbetreuung an der Tegernseer Grundschule in Anspruch / Beispielbild
Zur Zeit nehmen 40 Kinder die Mittagsbetreuung an der Tegernseer Grundschule in Anspruch. / Beispielbild

Mit drei fest angestellten Betreuerinnen sowie zwei geringfügig Beschäftigten meistert die Stadt zur Zeit die stetig wachsende Zahl der Anmeldungen. Vierzig Kinder essen und spielen momentan gemeinsam oder machen Hausaufgaben. Normalerweise ist eine Mittagsbetreuung während der Ferien und an schulfreien Tagen geschlossen.

Die zusätzliche Inanspruchnahme einer Ferienbetreuung, wie sie vermehrt gewünscht wird, koste allerdings Geld und verlange ein organisatorisches Umdenken. Tegernsee will dem nun Rechnung tragen.

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