„Wir glauben an unsere Zukunft“

Entgegen eines aktuellen Berichts im Merkur ist der Gmunder Dorfladen am Ludwig-Erhard-Platz substanziell gesund. Bereits Mitte des Jahres konnte Geschäftsführer Remo Schramm vermelden, dass es tendenziell besser läuft.

Auch Unternehmensberater Wolfgang Gröll, der mit den aktuellen Zahlen des Dorfladens vertraut ist, sieht keinen Grund um sich über einen Insolvenzantrag Gedanken zu machen, wie es in Fischbachau der Fall war. “Wir glauben an die Zukunft des Dorfladens und die Zahlen belegen das auch.”

Reno Schramm und Phillip Seidl vor "ihrem" Dorfladen in Gmund.
Remo Schramm und Phillip Seidl vor “ihrem” Dorfladen in Gmund
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„Wir sehen an den aktuellen Umsätzen und der Kostenstruktur, dass der richtige Weg eingeschlagen wurde“, so Gröll, der seit über 20 Jahren in beratender Funktion für Dorfläden tätig ist. “Zusammen mit dem Gmunder Team sitze ich einmal im Monat zusammen, um die Zahlen zu analysieren. Die Situation in Gmund unterscheidet sich grundlegend von der in Fischbachau.”

Keine neuen Verbindlichkeiten und Umsätze gesteigert

Laut Gröll bewegen sich beispielsweise die Zahlen für das bisherige Geschäftsjahr im veranschlagten Rahmen. Auch habe man die Schulden innerhalb eines Jahres von 40.000 auf 20.000 Euro halbieren können. Außerdem mussten im laufenden Jahr keinerlei neuen Verbindlichkeiten aufgenommen werden. “Das Geschäft ist substanziell gesund. Jetzt geht es um den weiteren Schuldenabbau.”

Andererseits bestätigt Geschäftsführer Remo Schramm die Aussagen von Johann Schmid, der im Gesellschafterrat des Dorfladens sitzt, und gegenüber dem Merkur verlautbaren lies, dass die Lage für den Dorfladen weiterhin schwierig sei.

Zwar hat es uns nicht mitten in der Saison dabröselt wie die Fischbachauer, aber wir müssen stark überlegen, wie es weitergehen kann.

So ist beispielsweise der Kredit in Höhe von 8.000 Euro, der von der Gemeinde gewährt worden war, vollständig zur Tilgung von offenen Rechnungen verwendet worden und nun aufgebraucht. Noch dazu habe Schramm im laufenden Jahr keine Rücklagen bilden können und „lebe quasi von der Hand in den Mund“.

Dabei stehen die „kritischen“ Wintermonate, in denen laut Schramm kaum Touristen im Tal unterwegs sind und dementsprechend auch weniger Kundschaft das kleine Geschäft besucht, noch aus. Positiv stimmt den Geschäftsführer hingegen, dass die Umsätze pro Kunde nachhaltig verbessert werden konnten. „Rund sieben Euro gibt jeder Kunde bei uns im Schnitt aus“, erklärt Schramm. Vor Kurzem wären es noch fünf gewesen. Um endgültig schwarze Zahlen schreiben zu können, sei jedoch eine weitere Steigerung des durchschnittlichen Warenkorbes von Nöten.

Kosten reduziert

Auf der Ausgabenseite und in der Sortimentsgestaltung hat der Dorfladen hingegen seine Hausaufgaben in der jüngeren Vergangenheit bereits erledigt. So sind die Personalkosten deutlich reduziert worden. Zum einen hat man den Stamm an Mitarbeitern auf ein absolutes Minimum reduziert – zum Start vor zweieinhalb Jahren waren bis zu sechs feste Mitarbeiter beschäftigt. Stand heute sind es nur noch drei: Neben Geschäftsführer Schramm sei das der Koch Peter Kimmerl und Phillip Seidl.

Dies spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen wieder. Unternehmensberater Gröll gibt zu verstehen: „Die Personalkosten machen nur noch 16 Prozent des Gesamtumsatzes aus.“ Vor einem Jahr wurde bei der letzten Gesellschafterversammlung noch ein Wert von rund 27 Prozent verkündet. Damit liege man nunmehr bei dieser wichtigen Kennziffer auf einem gesunden Branchenniveau.

Belegschaft verzichtet kurzfristig auf Teile des Gehalts

Einen kleinen Teil dazu beigetragen hat mit Sicherheit auch, dass die Belegschaft samt Geschäftsführer Schramm von August bis Oktober freiwillig auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet hat, um so weitere Einsparungen erzielen zu können. Noch dazu hat man mit dem Vermieter eine Reduzierung der Miete auf monatlich 500 Euro erwirken können, die seit August gilt und bis Ende Juli 2013 aufrechterhalten wird.

Darüberhinaus hat man beim Gmunder Dorfladen auch weiter am Sortimentskonzept gefeilt. „Einige Nachfragelücken haben wir so schließen können und sind auch auf weitere Kundenwünsche eingegangen“, weiß Schramm zu berichten. So bekommt man beim Dorfladen seit der Schließung des Schleckers im März nun auch Haushaltswaren und Kosmetika.

Neue Finanzspritze nötig?

Letztlich hänge es jetzt vor allem an den Gmunder Bürgern selbst, wie es mit dem Dorfladen weitergeht. Voraussichtlich im November soll die nächste turnusmäßige Gesellschafterversammlung anstehen. Nicht ausgeschlossen sei derzeit, dass Schramm hier wieder um eine Finanzspritze bitten muss.

Das Ziel ist es in jedem Fall, dass der Laden sich auch weiterhin selbst trägt. Aber noch drücken uns die Restschulden, die aus Fehlern der Vergangenheit herrühren.

Die Nervosität wegen des Dorfladens kann auch Gröll nachvollziehen. Doch der eingeschlagene Weg ist in jedem Fall der richtige. Dabei stellt der Berater klar, dass wenn es die Zahlen verlangen würden, er ohne wenn und aber auch in Gmund einen Insolvenzantrag stellen würde. Doch hier bestehe laut seiner Sicht der Dinge einfach kein Handlungsbedarf.

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