Endgültiges aufatmen in Otterfing. Mittlerweile sind die meisten Untersuchungen des zweiten Test im Tuberkulose-Fall ausgewertet.
Das Ergebnis ist erfreulich: die Test sind durchweg negativ.
Nach Monaten der Unsicherheit können die meisten Eltern und Kinder jetzt beruhigt sein. Denn die Auswertung des zweiten Tests sind nun weitestgehend abgeschlossen. Und nach den bisherigen Erkenntnissen hat sich keines der Kinder mit der gefährlichen Krankheit angesteckt. Somit können auch die prophylaktisch verabreichten Medikamente nun abgesetzt werden.
Neben den Proben aus dem Sammeltest der Gemeinde laufen im Landratsamt Miesbach auch die Ergebnisse der Kinder ein, die sich bei anderen Ärzten untersuchen haben lassen. Schließlich besteht eine freie Arztwahl.
Die Ergebnisse von rund 36 Kindern stehen aber noch aus. Diese sollen in den kommenden Wochen nachgereicht werden. Denn wenn am 1. September die Kinderkrippe wieder geöffnet wird, dürfen nur Kinder mit einem Attest wieder aufgenommen werden. So soll verhindert werden, dass Kinder ohne abgeschlossene Untersuchung ausgegrenzt werden.
Aktualisierung vom 11.Juli / 11:32 Uhr
Die Gemeinde Otterfing lud am gestrigen Donnerstagabend zur Bürgerversammlung in die Aula der Grundschule ein. Ein großes Thema – und das hat im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur Eltern in Otterfing erschreckt – war der TBC-Fall in der örtlichen Kinderkrippe. Doch für die Betroffenen gab es gestern gute Nachrichten.
„Gott, sei gedankt! Alle Erzieherinnen, unsere Eltern und vor allem unsere Kinder sind alle gesund“, erklärte die zweite Bürgermeisterin Ulrike Stockmeier sichtlich erleichtert. Der TBC-Fall habe für ziemlich große Aufregung gesorgt und riesige Wellen geschlagen.
Zuhörer in der gut besuchten Aula erfuhren von der Gemeinderätin außerdem, dass die ersten Blut- und Hauttestuntersuchungen abgeschlossen seien und es keine weitere TBC-Ansteckung gegeben habe. In Richtung Gesundheitsamt richtete die Politikerin die Worte: „Wichtig ist für mich deutlich zu sagen, dass die Zusammenarbeit geklappt hat.“
Gesundheitsamt will aufklären
In den nächsten Tagen werden betroffene Eltern von Dr. Michael Wohlfahrt vom Gesundheitsamt Miesbach persönlich angeschrieben. Die Miesbacher Behörde hatte sich in den letzten Wochen viel Kritik gefallen lassen müssen. Mit dem Brief möchte das Amt nun noch einmal für Aufklärung sorgen und die Vorgehensweise der Dienststelle in den vergangenen Wochen begründen.
Außerdem werde ein zweiter Test durchgeführt, um absolut sicher zu gehen. Stockmeier schloss ihre Ausführungen mit dem Wunsch: „Ich hoffe, dass Ruhe in unsere Elternschaft einkehrt.“ Von Seiten der Bürger gab es an diesem Abend keine Wortmeldungen zu dem Thema.
Ursprünglicher Artikel vom 02. Juni mit der Überschrift: „Haben das Menschenmöglichste getan“
Es war ein Chaos, ganz klar. Der Tuberkulose-Fall in der örtlichen Kinderkrippe hat die Otterfinger aufgeschreckt. Eltern fühlten sich weder von der Gemeinde, noch von Seiten des Gesundheitsamtes ausreichend informiert.
Auf der gestrigen Gemeinderatssitzung rechtfertigte Vizebürgermeisterin Ulrike Stockmeier das Krisenmanagement – die Schuld sieht man woanders.
Spätestens als die Bild-Zeitung am Infoabend am vergangenen Dienstag zum TBC-Fall in Otterfing vertreten war, wussten alle Bescheid. „Wir sind von einer Welle überrollt worden“, sagt Otterfings Zweite Bürgermeisterin Ulrike Stockmeier. „Das ist dann halt so.“
Auf der gestrigen Gemeinderatssitzung wurde klar, dass der Fall an der Gemeinde und an Stockmeier persönlich nicht spurlos vorbeigeht. Diese trug den Ablauf der Geschehnisse vor dem Ratsgremium vor – deutlich bewegt von den turbulenten Ereignissen.
Stockmeier verteidigt das Krisenmanagement
„Wir wussten gar nichts von irgendeinem Fall, wir waren völlig überrascht“, schildert sie im Rückblick den Beginn der Misere. Am Freitag, den 13. Juni – für Stockmeier ein symbolisch passendes Datum – habe sie die Nachricht erhalten, dass das Gesundheitsamt einen Aushang wegen der erkrankten Kinderpflegerin wünscht. Da der Großteil der Gemeindeverwaltung im Urlaub war, übernahm Stockmeier selbst das Krisenmanagement. Bürgermeister Jakob Eglseder dankt ihr dafür: „Ich hätte das sicher auch nicht besser machen können.“
Dabei war Stockmeier deutlich anzumerken, wie sehr sie die Kritik am Krisenmanagement persönlich trifft. Besonders am Infoabend, der am Dienstag, den 24. Juni, stattfand, war die Rage der Eltern offensichtlich geworden. Diese fühlten sich zu wenig informiert, allein gelassen, nicht mitgenommen. Thomas Hogger (Grüne) zeig Verständnis für die Eltern:
Nicht jeder reagiert cool, wenn es die eigenen Kinder betrifft.
Stockmeier betonte gestern mehrmals, dass sie alle Hebel in Bewegung gesetzt habe: „Wir haben das Menschenmöglichste getan.“ So berichtet sie von nächtlichen Putz- und Desinfektionsaktionen in der Krippe und dem Kindergarten oder einer Fahrt nach Agatharied, wo sie endlich das entsprechende Mittel, das es in der Apotheke nicht mehr gab, erhielt. Vom Plüschtier bis zum Teppich, „jedes Teil in beiden Krippen ist nach Anleitung desinfiziert“, beteuert die Vizebürgermeisterin.
Missverständnis zwischen Eltern und Gemeinde
Stockmeier räumt ein, dass nicht alles optimal gelaufen ist: „Ich glaube, da war irgendwo ein Missverständnis zwischen Eltern und Gemeinde.“ Dennoch rechtfertigt sie das Vorgehen der Gemeinde vehement. Viele Eltern hatten sich über die zu spät kommende Emailbenachrichtigung beschwert. Stockmeier aber weist die Schuld von sich. Medizinische Aussagen könne nur das Gesundheitsamt machen. Auch Eglseder unterstützt: „Wir können dem Gesundheitsamt nicht vorgreifen.“
Das Gesundheitsamt ist es sodann auch, dem man den schwarzen Peter in die Schuhe schiebt. Viele Räte danken der Zweiten Bürgermeisterin für ihr Engagement, dennoch hagelte es Kritik an der Gesamtsituation. So sagte Florian Rothbauer:
Das Chaos liegt beim Gesundheitsamt.
Der CSU-Politiker moniert, dass das Landratsamt in seinem Schreiben keine fallbezogene TBC-Darstellung mitgeliefert hätte. Wer sich wie genau wo anstecken kann, diese Information hätte gefehlt, was zur Verunsicherung geführt habe. „In dem Fall gehört unverzüglich informiert, nicht erst eine Woche später.“
Skeptisch äußerte sich auch Max Ruf (SPD):
Die lasche Informationspolitik des Gesundheitsamtes ist überhaupt nicht in Ordnung.
Sein Parteigenosse Michael Falkenhahn kritisierte zudem, dass keiner der Gemeinderäte informiert worden sei: „Wir waren selbst unwissend.“
Roberto Sottanelli (SPD) sprach sich sodann für ein besser organisiertes Notfallmanagement aus: Das nächste Mal solle man in einer solchen Ausnahmesituation eine Sondersitzung des Gemeinderates einberufen. „Ich denke, dass man das allein nicht stemmen kann“, so Sottanelli zu Stockmeier.
Kritik an der anonymen Meinungsäußerung
Diese zeigt sich spätestens jetzt emotional und aufgebracht: „Erstens werde ich das nächste Mal die Feuerwehr rufen. Und zweitens war das zeitlich nicht möglich.“
Der Fall hat Stockmeier zugesetzt. Besonders gekränkt zeigt sie sich von anonymen Äußerungen im Internet – auf WhatsApp oder den berichterstattenden Online-Medien. Viele haben hier ihrem Unmut freien Lauf gelassen. Anonym, zum Missfallen der Zweiten Bürgermeisterin, die mit dieser Situation „ernsthaft zu kämpfen hatte“. Die echauffierte Stimmung im Netz habe sie „schwer gedrückt“.
Ich kann Anonymität überhaupt nicht verstehen. Wir von der Gemeinde sind immer zu Gesprächen da.
Zu Gesprächen möchte sie ins Boot geholt werden, so ihre Bitte an die Eltern. Auch Egelseder sieht die freie Meinungsäußerung im Netz kritisch. Die Anonymität habe der Sache nicht gedient, Leute seien verunglimpft worden, viele hätten Unwahrheiten geschrieben.
Schließlich gab der Rathauschef noch Entwarnung: Es sei kein neuer Fall, keine neue Ansteckung gemeldet worden. Das Chaos, das der TBC-Fall in Otterfing verursacht hat, es könnte sich also langsam legen.
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