Als Außenseiter mitten in der Schikane

Eine Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen die Wiesseer Grundschule. In einem Brief an die Schulleitung spricht sie von Mobbing und beschreibt Situationen, in denen ihr Kind von Mitschülern und einem Lehrer gehänselt und erniedrigt wurde. Doch für die Schulleitung ist der Fall keiner.

mobbingIn einem zweiseitigen Schreiben an die Schulleitung der Wiesseer Grundschule erhebt die Mutter in mehreren Punkten schwere Mobbing-Vorwürfe, nach denen insbesondere ein Sportlehrer ins Visier gerät:

Der Brief der Mutter ist auf den 21. August datiert und an die Schulleitung der Grundschule Bad Wiessee gerichtet. In ihrem Schreiben wirft sie der Schule vor, dass ihr autistischer Sohn ausgegrenzt, erniedrigt und körperlich sowie verbal angegriffen wurde. Die von ihr erhobenen Mobbing-Vorwürfe begründet sie mit Beispielen aus dem Schulunterricht.

In einer Sportstunde, so schreibt sie, habe der Lehrer ihr Kind gezwungen, in die von der Decke hängenden Turnringe zu steigen. Und das, obwohl der Lehrer bemerkte, dass sich das Kind wehrte und Todesangst hatte. Stattdessen hätte besagter Lehrer die Mitschüler sogar aufgefordert, mit Medizinbällen nach dem Jungen zu werfen mit den Worten:

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Daraufhin habe das Kind nachts Alpträume gehabt, so die Mutter auf Nachfrage. In einem persönlichen Gespräch mit dem Sportlehrer habe dieser den Vorfall bestätigt. Als ihr Sohn eine Woche krank gewesen sei, hätte derselbe Lehrer dem Kind im Nachhinein zu verstehen gegeben, „wie schön der Unterricht ohne ihn gewesen sei.“

Daraufhin ließ die Mutter den Jungen mittels eines Attests vom Sportunterricht befreien. Auch der Kinderarzt habe in seinem Attest vom 18. April 2016 „massive Vorwürfe“ gegen den Lehrer erhoben, schildert die Mutter.

Der eingeschaltete Anwalt riet dazu, rechtliche Schritte einzuleiten, wovon sie aber vorerst Abstand nahm. „Aus Rücksicht auf den beruflichen Werdegang des Lehrers“, wie es heißt.

Hänseleien und körperliche Attacken durch Mitschüler

Opfer körperlicher und verbaler Attacken wurde ihr Sohn auch durch Handlungen von Mitschülern, wie in dem Schreiben weiter zu lesen ist. Mit Worten wie „Schwein“ oder „Du behindertes Affengesicht“ sowie mehrfachem Anfassen im Intimbereich hätte man ihr Kind misshandelt. Selbst beim Schul-Sommerfest wurde ihr Sohn ausgeschlosssen, so die Wiesseerin.

Von sämtlichen Darbietungen (Musik-, Tanz-, Gesang) hätte sich ihr Junge fernhalten müssen. Das Mitmachen wurde ihm sogar untersagt und auferlegt, „mehrere Meter Abstand zum Geschehen zu nehmen.“ Dazu gebe es sogar Fotos, die das beweisen.

Im Abseits

Man habe ihrem Sohn außerdem verboten, auf Klassenfotos dabei zu sein. Einen Handabdruck für ein Lehrer-Abschiedsgeschenk hätte ihr Kind ebenfalls nicht abgeben dürfen. Und auch beim Basteln sei er benachteiligt worden. In der Pause, wenn ihr Kind mit anderen Jungen und Mädchen Fangen spielte, sei er der Einzige gewesen, der für die Rangelei bestraft wurde, wirft die Mutter der Schule vor. Und in der vorletzten Woche vor den Schulferien hätte ihr Sohn – trotz seiner schweren Rechenschwäche – zwölf Seiten in seinem Mathebuch nacharbeiten müssen.

Mittlerweile haben sich Mutter und Kind ärztlichen, psychologischen und anwaltlichen Beistand genommen. Noch habe sie keine Reaktion auf ihren Brief von der Schulleitung bekommen, teilt die Mutter des Kindes mit. Allerdings befand sich die Schule zu dem Zeitpunkt, als sie das Schreiben verschickte, bereits in den Sommerferien.

Unantastbar… die Würde eines Kindes

Wie sie jedoch zwischenzeitlich erfahren hat, soll der Sportlehrer, der die Vorfälle zugegeben hatte, nicht mehr an der Wiesseer Grundschule tätig sein. Bis zum Landratsamt ist das Ganze noch nicht vorgedrungen. Pressesprecher Gerhard Brandl teilt auf telefonische Nachfrage mit, dass man bis jetzt über derartige Mobbing-Vorwürfe keine Kenntnis habe. Und auch an das Schulamt Miesbach habe sich bisher weder Schule noch die Betroffenen gewandt, wie Schulamtsdirektor Peter Huber mitteilt. Man werde die Angelegenheit aber klären und gegebenenfalls entsprechende Konsequenzen veranlassen, sobald weitere Information vorliegen.

Die Schulleitung selbst bestätigt zwar den Eingang des Schreibens der Mutter. Man habe Schulpsychologen, die sich mit dem Fall befassen, so Rektorin Gertraud Pfaffenberger auf Nachrage. Mehr will sie zu den Vorwürfen nicht sagen. Eines ist für sie allerdings klar:

Wir haben keinen Mobbing-Fall an unserer Schule.

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