Egerner Höfe-Chef Halbmayr im Interview
“Wir hatten Glück in der Pandemie!”

von Martin Calsow

Nach dem Ende der Lockdown-Serie kam der Ukraine-Krieg. Jetzt steht uns vielleicht eine neue Bankenkrise ins Haus Wie gehen heimische Unternehmer mit diesen Herausforderungen um? Wir fragen einen Lokalhelden: Anton Halbmayr.

Anton Halbmayr

Anton Halbmayr leitete zuletzt acht Jahre als Kreuzfahrtdirektor die Geschicke der “Mein Schiff”-Flotte und fungierte als oberster Gastgeber an Bord. Zuvor war er als Künstlermanager in Agenturen in London und München tätig. Mit einer Ausbildung zum Hotelkaufmann entschied sich Anton Halbmayr bereits früh für die Tourismusbranche und ließ später einen Masterabschluss an der Universität in Wien im Kulturmanagement folgen.

Parkhotel Egerner Höfe
2020 kaufte der Molkerei-Unternehmer Christian Ehrmann das Hotel in Rottach-Egern. Nach gut einem Jahr Umbauzeit eröffnete das Fünf-Sterne-Haus 2021 mitten in der Pandemie. Sterne-Koch Thomas Kellermann hat hier sein Gourmetrestaurant “Dichter”. 

Herr Halbmayr, mitten in der Pandemie, im Spätsommer 2021, eröffneten Sie nach einer längeren Bauphase das Parkhotel Egerner Höfe in Rottach-Egern. Wie schwer trafen Sie die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen?

Es war der zweite Lockdown, und wir hatten Glück, dass genau in diesem Zeitfenster der Umbau geplant war. Wir haben mit sehr guten Firmen und dem hervorragenden Architekten, Christoph Lampadius, zusammengearbeitet, die diese Kernsanierung in gut einem Jahr gestemmt haben. Das wäre jetzt nicht mehr so möglich.

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Wie sind Ihre Mitarbeiter durch diese Zeit gekommen?

Wir haben unsere Mitarbeiter nicht auf Kurzarbeitergeld gesetzt, sondern wir haben sie voll durchgezahlt. Das hat sich auch langfristig bewährt. Wir haben wenig Mitarbeiter-Fluktuation und konnten sehr schnell mit einem professionellen und motivierten Team in die Post-Pandemie-Zeit gehen.

Dann kam der Ukraine-Krieg. Wie hat sich der auf Ihr Geschäft niedergeschlagen?

Also, wir können schlecht vergleichen mit der Zeit vor der Pandemie, denn da waren wir noch ein Vier-Sterne-Superior Haus und wurden erst mit dem Eigentümerwechsel und dem Umbau zu einem Fünf-Sterne-Superior Haus. Im Januar 2022 hat man gemerkt, wie die Lust innerdeutsch zu reisen wieder zurückkam. Dann kam der Krieg im Februar. Natürlich hat das auch uns sehr getroffen – Strom, Energie, Inflation und Lieferprobleme, das musste vom gesamten Hotel gestemmt werden. Generell kann man sagen, dass sich die Aufenthaltsdauer verändert hat. Die durchschnittliche Dauer liegt bei drei bis vier Tagen. Langfristige Buchungen sind seltener geworden.

Wir haben jetzt Mitte März. Wie ist Ihre aktuelle Auslastung?

Wir sind zufrieden. Vor dem Umbau hatten wir im ersten Quartal immer schon Jahreskick-off Veranstaltungen von diversen Firmen. Diese sind jetzt teilweise noch bei uns, allerdings auf Geschäftsführerebene.

Sind Ihnen auch ganze Kundengruppen abhandengekommen?

Kundengruppen in dem Sinne nicht. Uns fällt auf, dass die Mittelschicht sich zwar noch Gourmet- & Wellnesswochenenden gönnt, dies aber vielleicht nicht mehr im gleichen Ausmaß wie vor der Energiekrise. Unser Publikum hat sich sehr verjüngt und ist zudem sehr designaffin.

Mich interessiert die von Ihnen angesprochene Kurzfristigkeit der Buchungen. Das hat sicher enorme Auswirkungen auf Ihr Geschäft …

Ja, das stimmt. Da müssen wir auch mit neuen Mitteln und Wegen reagieren. Ein Beispiel: Wir haben massiv unser digitales Marketing ausgebaut und haben einen Content Creator, der sich um Posts auf den sozialen Medien fokussiert.

Die Kurzfristigkeit der Buchungen erwartet natürlich eine gewisse Flexibilität von all unseren Mitarbeitern.

Also ein junges, kinderloses Publikum?

Nein, wir haben durchaus Eltern, die mit Ihren Kindern, meist allerdings Babys, ins Haus kommen. “Adult only“ schreiben wir uns nicht auf die Fahne. Das Tegernseer Tal bietet so viele Möglichkeiten, welche im Sommer wie im Winter von Paaren sowie von jungen Familien genutzt werden können. Zudem sind wir auch hundefreundlich.  

Das klingt fast nach Kooperation zwischen den großen Hotels hier im Tal. Das war nicht immer so. Gerade in ihrem Luxus-Segment ist die Gesamtzahl ja nicht so groß.

Der Tourismus entwickelt sich weiter. Die Zeiten eines harten Konkurrenzkampfs, so der wirklich stattfand, sind vorbei. Wir kooperieren viel mehr. Man tauscht sich aus. Wir sind eine Tourismusregion, und jedes 5-Sterne-Haus im Tal hat seine ganz besonderen USPs.

Aber ist es nicht auch ein Kampf um Ressourcen zwischen den Hotels – insbesondere zurzeit beim Personal?

Das ist ein Thema, bei dem das Hotel selbst ansetzen muss. Da sind wir sehr gut unterwegs. Nehmen wir die Personalhäuser. Mitarbeiter kann man nicht mehr in dunkle Ecken abstellen. Sie wollen wertgeschätzt werden. Wir bauen unsere Personalunterkünfte mittlerweile so aus, als seien es Hotelzimmer. Mit Kitchenette, Eichenholz-Verkleidung, Internet und sogar Zimmer für die Eltern, wenn sie einmal zu Besuch kommen wollen. Wir legen Wert darauf, viele Einheimische in unser Team zu holen. Auch, weil deren Kenntnis über das Tal uns im täglichen Kontakt mit den Gästen sehr hilft.

Und wie steht es mit der Bezahlung? Nach der Pandemie war zu beobachten, dass weniger Menschen zurück in den Service gingen, lieber Anstellungen in anderen Branchen suchten.

Wir bezahlen unsere Mitarbeiter über Tarif, was auf jeden Fall wertgeschätzt wird. Es entscheiden nach meiner Erfahrung aber auch andere Faktoren über den Verbleib von Personal. Hierzu zählen unter anderem das wertschätzende Betriebsklima, jährliche Schulungen und weitere Benefits mit Kooperationspartnern.

Kleiner Schnitt: Wir bekommen von vielen Einheimischen die Rückmeldung, sie seien in den Hotels nicht willkommen. Wollte man eine Reservierung für einen Tisch, werde man häufig abgewiesen. Wollen Sie die hoteleigene Gastronomie nur für die Gäste blocken?

Wir haben uns auf die Fahne geschrieben: “Im Tal fürs Tal”. Das leben wir im gesamten Haus. Von der KostBar angefangen, bis hin zum Kaminrestaurant mit seiner Panoramaterrasse, den Day-Spa-Angeboten im Mangfall Spa und nicht zuletzt dem Gourmetrestaurant Dichter, welches genau hierfür sogar einen separaten Außeneingang bekommen hat.

Gilt das auch für die hauseigenen Events?

Unsere Events inklusive internationaler Skulpturen-Ausstellung, Kochkursen und DJ-Nachmittagen im Sommer sind immer für die Talbesucher buchbar. Wir freuen uns, wenn Einheimische auf Hotelgäste treffen und sich hier ebenso wohlfühlen wie die Übernachtungsgäste.

Sie haben als Österreicher ja gewissermaßen eine Außensicht auf unser Tegernseer Tal. Sie sind seit dem letzten Jahr an Bord. Was fällt Ihnen im Tegernseer Tal besonders auf?

Ich bin im Tourismus-Beirat des Tegernseer Tal Tourismus. Hier wäre es sehr schön, wenn wir, ähnlich wie in Österreich, ein größeres Budget für verschiedene Marketingmaßnahmen zur Verfügung hätten. Der Verkauf der Destination von “oben nach unten” würde hier meiner Meinung nach allen helfen. Dafür müsste man allerdings in eine Neupositionierung als Premium-Destination investieren.

Nun ja, es ist unbestreitbar, dass Ihre Gäste Verkehr verursachen, Parkraum beanspruchen …

Für all unsere Zimmer und Suiten haben wir ausreichend Parkmöglichkeiten im Haus. Unsere Gäste bewegen sich während ihres Aufenthaltes sehr viel zu Fuß oder bewegen sich mit unseren hauseigenen Fahrrädern.

Herr Halbmayr, haben Sie vielen Dank für das Gespräch und Ihnen und Ihrem Team weiterhin alles Gute und viel Erfolg.

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