Der demographische Wandel ist in den letzten Jahren zunehmend in das Blickfeld der öffentlichen Wahrnehmung gerückt. Die Herausforderungen, die vor allem mit der Überalterung einhergehen, sind “vielfältig und betreffen nahezu alle Bereiche.” Das sagt das Bayerische Landesamt für Statistik, das nun Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung bis 2021 veröffentlicht hat.
Darunter sind auch interessante Daten zum Tegernseer Tal, das überraschenderweise mit einem Bevölkerungszuwachs rechnen darf. Dafür aber weiter ungebremst altert. Wir haben die prognostizierten Entwicklungen mal näher unter die Lupe genommen.
Das Tegernseer Tal darf sich in den nächsten Jahren auf einige Neubürger freuen. Wenn man den aktuellen Berechnungen des Bayerischen Landesamtes für Statistik glaubt, werden sich bis 2021 über 700 zusätzliche Menschen am Tegernsee ansiedeln.
Die Gesamtbevölkerung der fünf Tal-Gemeinden Bad Wiessee, Gmund, Kreuth, Tegernsee und Rottach-Egern wird dann auf über 25.000 anwachsen. Heuer waren es noch 24.370 Bürger, die mit Erst- und Zweitwohnsitz in den Ortschaften gemeldet waren.
Wiessee ist nicht mehr das “Altenteil” des Tals
Mit 290 Neuanmeldungen soll dabei vor allem Bad Wiessee wachsen. „Bald knacken wir die 5.000er-Marke“, freut sich Geschäftsleiter Michael Herrmann über die Zunahme von 4.760 auf 5.050 Einwoher. Angst und Bange wird Herrmann, ob der fast zweistelligen Rate beim Bevölkerungszuwachs, jedoch nicht. Vor allem nicht in Bezug auf eine mögliche Wohnungsknappheit.
Wir haben aktuell im Ort sogar ein Wohnungsüberangebot.
Nicht nur im „Quercherfeld“ sei in der jüngeren Vergangenheit Wohnraum geschaffen worden. „Wir sind schon heute gut auf den weiteren Zuzug vorbereitet“, lautet das Fazit des Wiesseer Geschäftsleiters.
Landauf landab sind die Bürger rund um den Tegernsee davon überzeugt, dass in Bad Wiessee von jeher die im Durchschnitt ältesten Bürger wohnen. Doch dieses „Vorurteil“ wird von den Daten der Statistiker widerlegt. Schon 2009 lag Wiessee mit einem Wert von 48,5 Jahren beim Durchschnittsalter seiner Bürger im Mittelfeld.
„Im gesamten Landkreis liegen wir weit hinter den ältesten Orten“, freut sich Herrmann. Wenngleich der Wiesseer Geschäftsleiter meint: „Im Schnitt ist unsere Gemeinde natürlich immer noch relativ alt.“
Rottacher und Tegernseer Bürger im Schnitt am Ältesten
Tegernseer (49,4 Jahre) und Rottacher (50,8 Jahre) sind hingegen im Schnitt bis zu zwei Jahre älter. Und diese Entwicklung soll sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. So werden die Bürger zwar insgesamt in allen Orten am Tegernsee älter. In Bad Wiessee steigt der Altersdurchschnitt allerdings nur um 1,9 Jahre.
Rottach hingegen altert bis 2021 gar um 4,3 Jahre. Knapp dahinter liegt Tegernsee (3,8 Jahre). Auf den Plätzen folgen Kreuth und Gmund mit genau 2 Jahren. Gmund ist überdies auch weiterhin der jüngste Ort im Tegernseer Tal. 2009 lag der Altersdurchschnitt in der Bevölkerung bei 45,2 Jahren.
Deutlich mehr Rentner am Tegernsee
Betrachtet man die Altersegmente der einzelnen Orte im Detail, fällt eines sofort ins Auge: Die Zahl der Rentner am Tegernsee wird bis zum Jahr 2021 drastisch steigen. Die Anzahl der Jugendlichen hingegen in jeder Gemeinde deutlich abfallen.
Relativ human sind dabei noch die Werte in Bad Wiessee. Im Altersbereich bis 18 Jahren ist mit einem Rückgang von rund 1,3 Prozent zu rechnen. Zwischen 18 und 65 Jahren nimmt die Bevölkerung dagegen um 6,9 Prozent zu. Bei den über 65-Jährigen ist sogar von einem Zuwachs von 16,4 Prozent auszugehen
Auch im Norden des Sees ist von einem Rückgang bei den Jugendlichen auszugehen (- 3%). Der Anteil an Erwerbstätigen in Gmund wird bis zum Jahr 2021 – wie in Bad Wiessee – etwas größer ausfallen als noch 2009. Der Wert steigt um 4,7 Prozent. Die Zahl der Rentner nimmt zudem um 15,8 Prozent zu.
Ebenfalls im tendenziell positiven Trend liegt Kreuth: Zwar fällt das Minus bei den Jugendlichen unter 18 Jahren mit 11,8 Prozent etwas höher aus als in Gmund und Bad Wiessee. Dafür werden es in Kreuth kaum mehr ältere Bürger (+4,9 Prozent). Die Erwerbstätigen bleiben über die kommenden Jahre fast konstant.
Rottach und Tegernsee bald ohne Jugendliche?
In Rottach-Egern muss sich die Gemeinde hingegen darauf einstellen, dass junge Menschen zukünftig eine Rarität werden. So ist im Alter von unter 18 Jahren mit einem Rückgang von zwölf Prozent zu rechnen. Gelindert wird das Ganze noch von den unter Dreijährigen. Im Kita-Alter sollen laut Prognose drei Prozent dazu kommen. Ab dem Kindergartenalter und bis zum Ausbildungsstart sind jedoch Rückgänge von bis zu 20 Prozent zu erwarten.
Ebenfalls ein Spitzenwert ist bei den über 65-Jährigen zu erwarten. 28,5 Prozent mehr “Senioren” leben in etwa einem Jahrzehnt in Rottach-Egern.
Vor ähnlichen Entwicklungen wie Rottach steht auch die Stadt Tegernsee. Laut dem Landesamt für Statistik wird es in den kommenden Jahren deutlich weniger Jugendliche (-19,3 Prozent) geben. “Wir versuchen hier natürlich der Entwicklung entgegenzuwirken und junge Menschen für Tegernsee zu gewinnen”, so Hans Staudacher. Wie genau das funktionieren soll, kann der Tegernseer Geschäftsleiter nicht mit. Man arbeite aber ständig daran.
Somit werden ältere Tegernseer immer wichtiger. Der Anteil der über 65-Jährigen in der Stadt wird um 22,2 Prozent wachsen. Den Grund für diesen hohen Zuwachs in der Stadt hat Staudacher auch parat: “Tegernsee ist bei vielen als Altersruhesitz sehr beliebt.”
Und auch Rottach-Egern ist bekannt für älteres Klientel und gut ausgelastete Altenheime. So hatte Franz Hafner bereits vor knapp zwei Jahren auf eine interessante aber auch beunruhigende Entwicklung hingewiesen und verkündet, dass “in der Gemeinde über 150 Menschen leben, die 90 Jahre und älter sind.”
Dies als relativ viel zu bezeichnen, wäre im Übrigen stark untertrieben. Denn 150 entspricht etwa 2,6 Prozent der Einwohner Rottach-Egerns. In Deutschland liegt der Anteil bei 0,6 Prozent. Und da sprechen Experten bereits von einer ungesunden Altersverteilung.
Übersicht aller Orte im Detail als pdf-Dateien:
Bad Wiessee
Gmund
Kreuth
Rottach-Egern
Tegernsee
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