Wird die Inzidenz künstlich in die Höhe getrieben?

Aktuell heißt es im Landkreis Miesbach: Testen, testen, testen. Das sorgt bei einigen für Unverständnis. Der andauernde Vorwurf: Je mehr getestet wird, desto mehr sind positiv, umso höher die Inzidenz. Das Gesundheitsamt nimmt nun Stellung dazu und erklärt die großangelegte Testoffensive.

Im Landkreis Miesbach wird das Testangebot weiter ausgebaut. Das Gesundheitsamt erklärt den Grund.

Das Test-Angebot wird im Landkreis Miesbach nach Angaben des Landratsamt sehr gut angenommen: „Viele Teststationen im Landkreis melden schon eine gute Auslastung.“ Allerdings gibt es angesichts der vielen Stellen, die testen, und der Meldepflicht nur für positive Befunde keine Gesamtzahl an pro Tag durchgeführten Tests und dementsprechend auch keine daran anteilige Rate an positiven Tests.

Nur positive PCR-Tests gelten für die Inzidenz

„Exemplarisch zur Veranschaulichung für die Bürger können aber die Zahlen des Testzentrums am Zuchtverband in Miesbach angeführt werden“, heißt es weiter. Zwischen dem 1. und 19. April (inklusive diesem Tag) wurden im Testzentrum 1.220 PoC-Schnelltests durchgeführt. Nur neun davon waren positiv. „Ein positiver Schnelltest alleine reicht nicht, um als Fall in die Statistik einzugehen. Hierzu ist eine Bestätigung durch einen PCR-Test notwendig.“

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Im gleichen Zeitraum wurden im Testzentrum 1.831 PCR-Tests durchgeführt. 35 davon waren positiv. Insgesamt meldete das Gesundheitsamt für den gesamten Landkreis in diesem Zeitraum 308 positive Fälle an das LGL. Viele Bürger seien besorgt, dass die Inzidenz durch die Testoffensive künstlich in die Höhe getrieben wird. Das Gesundheitsamt erklärt:

Kurzfristig gesehen ist das auch richtig, denn wer viel testet, fischt auch viele Positive heraus.

Jedoch sei das Ziel hinter der Testoffensive ein Paradigmenwechsel: „Statt Infektionsketten mühevoll zu unterbrechen, sollen diese künftig gar nicht erst entstehen.“ Dazu sei ein engmaschiges Testen notwendig, denn so sollen Infizierte entdeckt werden, noch bevor sie weitere Personen anstecken. „Würde man beispielsweise nur symptomatische Personen testen, könnten diese vorm Test das Virus ungehindert weiterverbreiten und es wäre schwierig bis unmöglich, diese Infektionsketten im Nachhinein zu unterbrechen“, heißt es weiter.

Vom ‚Rückwärtstesten’ hin zum ‚Vorwärtstesten‘

Das Gesundheitsamt ist sich sicher: „Gelingt der Paradigmenwechsel in der Teststrategie vom ‚Rückwärtstesten’ hin zum ‚Vorwärtstesten‘, wie es viele asiatische Länder bereits praktizieren, wird die Inzidenz sinken, denn es sollte keine – oder bedeutend weniger – Infektionsketten und damit Infizierte geben.“ Das veränderte Testverhalten im Landkreis Miesbach schlägt sich auch in der 7-Tages-Inzidenz nach Altersgruppen nieder:

Die Gruppe der Schulkinder hat derzeit die höchste Inzidenz.

In den Schulen besteht seit 12. April die Pflicht für eine zweimal wöchentliche Testung. Dabei wurden in der Woche vom 12. bis 16. April elf Kinder im Landkreis bei einem Selbsttest in der Schule positiv getestet. Alle elf Fälle wurden durch einen positiven PCR-Test bestätigt. Jedoch musste aufgrund des frühzeitigen Herausfilterns der Infizierten keine einzige Klasse in Quarantäne.

Die nächsthöhere 7-Tages-Inzidenz haben die Altersgruppen der Arbeitenden, die sich je nach Beruf regelmäßig testen lassen. Zusätzlich trage noch der Impffortschritt in den älteren Bevölkerungsgruppen dazu bei, dass die Inzidenz dort besonders niedrig ist.

7.000 Personen für QR-Code-System registriert

Wie berichtet, hat der Landkreis Miesbach gemeinsam mit dem Krankenhaus Agatharied, der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, dem Ärztlichen Kreisverband, dem Bayerischen Apothekerverband und der Gemeinde Hausham eine QR-Code-Lösung entwickelt, an der bislang 29 Teststationen im Landkreis angeschlossen sind – weitere werden folgen. „Knapp 7.000 Personen haben sich auf der Plattform bereits registriert. Etwa 3.500 Schnelltests wurden darüber bisher abgewickelt“, so das Landratsamt abschließend.

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