Über den Verbleib Jesu am Karsamstag
Wo isser denn hin?

Für die einen ist es ein Ruhetag, für die anderen letzte Gelegenheit für den Ostereinkauf. Karsamstag – der Tag zwischen Karfreitag und Ostersonntag. Aber was ist da eigentlich los – und -wo ist der Herr?

Franz von Stuck “Inferno”, Metropolitan Museum of Art, New York City

Dass Wichtigste zuerst: Der Samstag vor dem Ostersonntag heißt nicht Ostersamstag, sondern Karsamstag. Jesus ist noch nicht wieder auferstanden. Der Karsamstag gilt im christlichen Glauben als der Gedächtnistag der Grabesruhe.

Was bisher geschah: Der Wanderprediger Jesus aus Nazareth kommt zum Pessahfest mit den regierenden Römern und der jüdischen Priesterschaft in Konflikt, wird gefoltert und gekreuzigt. Er stirbt mit den legendären Worten “Mein Herr, warum hast du mich verlassen?”

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Einer seiner Verehrer, Josef von Arimathäa, geht zum Römerchef Pilatus (Ja, der mit dem unschuldigen Händewaschen) und bittet ihn, den toten Körper Jesu abnehmen und in einem Grab legen zu dürfen. Es wird ihm gestattet.

Was ist jetzt mit Jesus? Cliffhanger: Es wird düster.

Denn nun beginnt die Höllenfahrt. Jesus steigt hinab in die Hölle. So jedenfalls stellten sich die Menschen über Jahrhunderte das vor. Bei Matthäus, einem Evangelisten, heißt es: “Dort herrscht ein Heulen und Zähneknirschen.” Hölle – das war ein sehr klar beschriebener Ort mit allerlei Dämonen, Teufeln, Qualen und ewiger Verdammnis. Eignete sich über Jahrhunderte hervorragend als religiöses Drohmittel, quasi wie die “Stille Treppe“. Jesus geht für uns dorthin, wo es wehtut, dunkel ist.

Nach H. Bosch “Die Hölle”, Dogenpalast Venedig

Aber was ist Hölle eigentlich?

Der Weg ins Paradies war (und ist) besonders für Katholiken beschwerlich. Nach dem Tod legen sie einen Zwischenstopp im Fegefeuer ein. Im Katechismus der Katholiken heißt es dazu: “Das Purgatorium ist der Zustand jener, die in der Freundschaft Gottes sterben, ihres ewigen Heils sicher sind, aber noch der Läuterung bedürfen, um in die himmlische Seligkeit eintreten zu können.”

Fachbegriff für diesen Ort oder Zustand: Purgatorium. Hier sühnt also der Katholik für kleinere Vergehen. Die Verweildauer im Fegefeuer wird unterschiedlich berechnet, aber unter 20 Jahren kommt der Durchschnittssünder nicht weg.

Lutheraner gehen direkt über Los und nehmen den direkten Weg in Richtung Himmel oder Hölle.

Gute Nachricht für all jene, die kürzlich eine kosmetische Behandlung hatten:

Nach Lukas heißt es „Kein Haar von euren Köpfen wird verloren gehen.“ Augustinus, einer der Kirchenväter, geht davon aus, dass alle, auch die in die entferntesten Atome zerlegten Körperteile, wieder zu einem Ganzen zusammengesetzt werden. Im Himmel werden auch verschiedene körperliche Mängel wieder ausgeglichen, Verstümmelte erhalten alle ihre Glieder zurück, Geistesschwache werden klug, Dicke schlank und Magere ebenfalls auf ein annehmbares Gewicht gebracht. Alle haben diesselbe „angemessene“ Größe und ein ähnliches Alter: um die 30, genauso alt wie Jesus, als er auf Erden wirkte.

Jesus’ Mission Impossible da unten: Die Seelen der Gerechten seit Adam retten. Tatsächlich stellten Künstler bis weit in die Neuzeit sich das genauso vor. Der Heiland im Kampf mit diversen Teufeln. Das ist ein gern genommenes Motiv. Seit einigen Jahren nehmen die Kirchen und ihre Philosophen das weniger genau als Höllenbesuch. Es ist vielmehr für sie die Gottesabkehr, die Glaubensferne. Jedenfalls besiegt Jesus diese Abkehr oder Dämonen, steigt alsbald hinauf in die diesseitige Welt – zu uns. Das Schöne am Karsamstag ist eben die Ruhe, das Passive. Das Abwarten. Es ist eben nicht nur buntes Feiern.

Aber dazu morgen mehr…

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