Noch ist das Novum in Bayerns Bergen schwer auszumachen. Die Beschilderung zur Gamsbeobachtungsstation am alten Wallberghaus ist mehr als spärlich. Auch der Pfad an der Ostseite des Setzberges im Bereich des Lawinenstrichs müsste dringendst saniert werden. Hier gelobt Bürgermeister Josef Bierschneider Besserung.
Zwar sei die Instandhaltung der Wege Sache des Alpenvereins, der dafür auch gefördert werde, doch seine Gemeinde Kreuth und Rottach-Egern wollen die Sanierung der abgerutschten Wege im nächsten Frühjahr veranlassen. Denn für beide Gemeinden ist der neue Aussichtspunkt unweit der Wallbergstation ein weiterer Mosaikstein, die Natur erlebbar zu machen.
Mit dem Fernrohr auf Gamsschau
Vor allem gilt dies für Bierschneiders Bergsteigerdorf Kreuth. Denn an dessen Gemeindegebiet oben zwischen Setzberg und Risserkogel, am Grubereck, wurde die Aussichtsplattform mit Infotafel und zwei Bänken zum Verweilen errichtet, die heute ihrer Bestimmung übergeben wurde. „Gams erleben“ soll hier möglich sein, ganze Rudel könne man hier sonst sehen, sagte Jörg Meyer, Leiter der Schlierseer Forstbetriebe.
Mit dem Fernrohr kann man den Wildtieren näherkommen, ohne sie zu stören.
Heute wurde die Gams kaum gestört, nur insgesamt sechs Stück wurden erblickt. Umso präsenter waren sie auf einer Infotafel, die Lebensraum und Lebensbedingungen beschreibt.
Rottacher Wildbiologin kritisiert Bayerns Jagdpolitik
Um ihren Bestand sei es trotz gegenteiliger Meldungen aber schlecht bestellt, beklagt die Rottacher Wildbiologin Christine Miller, die zum „Gams erleben“ nicht eingeladen war. Womöglich auch, weil sie als schärfste Kritikerin von Kanibers Fortministerium gilt. Deren Meldung, „Der Gams geht es gut“, ist falsch, behauptet Miller. „Denn hier werden Zwischenergebnisse einer Studie im Karwendel genommen und auf den gesamten bayerischen Alpenraum übertragen. Das ist falsch und höchst unseriös“. Für die Behauptung, dass nun bewiesen wäre, dass die Situation der Gamspopulation erforscht wäre und befriedigend sei, gebe es keinerlei Belege.
Doch Martin Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der BaySF, hielt dagegen: „Mit der Gams schaut es noch ganz gut aus“. Deshalb sei hier die „Gams erleben“ – Station auf den Rat von Förstern errichtet worden. Die Idee für diesen Beobachtungsplatz sei von Ministerin Kaniber gekommen, die weitere im Alpenraum errichten will. Denn die Gams sei nicht nur ein sympathisches Tier, sie habe auch viele Unterstützer. „Die Gams gehört hierher, das ist ihr Lebensraum und ihre Heimat“, so Neumeyer. Aber es müsse ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wild und Wald geben. „Wir wollen sie dahaben, aber das Verhältnis muss stimmen. Denn der junge Bergwald für die nächste Generation braucht die Chance, heranwachsen zu können“.
„Leben und leben lassen“
Es müsse auch eine Naturverjüngung ohne Verbiss der frischen Triebe möglich sein. „Leben und leben lassen“, bemühte Neumeyer als Motto. Die Wildtiere sollen ihren Lebensraum haben, aber auch der Bergwald mit seiner Schutzwaldsanierung soll leben können. Daher gebe es nun vermehrt solche Beobachtungsstände, um sich über das richtige Verhältnis informieren zu können. Damit dies auch bei Regen möglich ist, soll eine Überdachung folgen. Um den gut einstündigen Wanderweg bis ins Grubereck noch interessanter zu gestalten, müsse auch der Alpenlehrpfad noch „schöner gestaltet“ werden.
Blick in „jagdliche Ruhezone“
Meyer vom Forstamt will der Bevölkerung zeigen, „dass wir verantwortungsvoll mit dem Thema Wildtiere umgehen“. Von der Beobachtungsstation am Grubereck blickt man Richtung Blankenstein und Risserkogel in eine „jagdliche Ruhezone“. Dort würden nur ganz wenige „jagdliche Aktivitäten“ stattfinden. In den regulären Jagdzeiten sei bisher „ganz selten einmal eine Jagdführung“ gewesen.
Vor allem in den Sommermonaten sei dieses Gebiet jenseits des Wallbergs ein „beliebtes Einstandsgebiet für die Gams“. Zuletzt habe Meyer dort in der „Jagdruhezone“ regelmäßig Gamswild beobachten können. Doch „Gams erleben“ gebe keine Garantie, dort auch eine Gams zu sehen. Das sei eben kein Zoo, wo das Wildtier garantiert werde. Dennoch wurden Bergziegen gesichtet. Ein Ansporn mehr, sich auf den Weg zu machen.
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