Langsam schreitet es voran – das geplante Sanatorium von Klaus Dieter Burkart in der Perronstraße in Tegernsee Süd. Er ist Chef des Deutschen Zentrums für Frischzellentherapie in Bad Tölz.
Geplant sind drei Gebäude. Wie bereits berichtet, soll aber nun ein Haus extra für Personal zur Verfügung gestellt werden (s. unten). Mit dieser Bitte sei die Stadt Tegernsee an Burkart herangetreten, wie er im April erklärte.
Attraktiver für Personal in Tegernseer Kliniken
Die Bedenken von Marcus Staudacher (Die Grünen), dass hier irgendwann vielleicht eine reine Wohnbebauung entstehen könnte, wurden in der vergangenen Sitzung des Stadtrats schnell ausgeräumt. Laut vertraglicher Nutzung sei es hier nicht möglich Eigentumswohnungen zu schaffen.
Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) weiß: “Wir sehen an vielen Fronten, dass das Hauptproblem das Personal ist.” Deshalb sei die neue Planung mit einem Personalhaus absolut gewünscht. Das sah auch der Rest des Stadtrats so. Der Nutzungsänderung wurde einhellig zugestimmt. Entstehen könnten 48 Wohneinheiten. Burkart plant eine Fertigstellung für Herbst 2023.
Ursprünglicher Artikel vom 20. April 2022 mit der Überschrift: „Wohnungen statt Frischzellentherapie?“
Mehr als ein Hektar Bauland findet sich im Tegernseer Süden. In einem großen Park stand dort vormals das Erholungsheim der Uni-Credit. Jetzt gehört das Grundstück Klaus Dieter Burkhart beziehungsweise seinem Unternehmen “Deutsches Zentrum für Zelltherapie GmbH & Co. KG”.
Burkhart hatte das Areal vor etlichen Jahren von der Unicredit erworben – zu überaus günstigen Konditionen, wie es von mehreren Quellen heißt. Das Unternehmen mit Sitz in Bad Tölz errichtet dort ein eigenes Sanatorium direkt gegenüber des Tegernseer Ufers. So zu lesen jedenfalls auf der firmeneigenen Internetseite:
Wir freuen uns Ihnen mitzuteilen, Anfang 2020 mit dem Bau unseres eigenen Sanatoriums am Tegernsee begonnen zu haben und unsere Patienten nach Fertigstellung in einem Klinik-komplex, bestehend aus einem Ensemble dreier Häuser in direkter Seenähe, begrüßen zu dürfen.
Laut dem von der Stadt Tegernsee mit einem städtebaulichen Vertrag genehmigten Bauplanes soll dort in der Perronstraße eine Rehaklinik mit 99 Zimmern und 109 Betten sowie ein Sanatorium mit 19 Zimmern und 35 Betten entstehen. Dazu sollen sieben Personalwohnungen und insgesamt 115 Stellplätze gebaut werden. Davon sind 89 in einer großen Tiefgarage untergebracht.
Erholungsheim, Hotel Ressort bis hin zur Reha-Klinik
So steht es jedenfalls in den Bauplänen, die nach einem langen Verhandlungsmarathon und massiven Protesten aus der Bevölkerung vor mehr als fünf Jahren von der Stadt und den Behörden genehmigt wurden. Die genauen Details der Bebauung, die Pläne und die Nutzungsvorgaben sind hier öffentlich einsehbar.
Das Projekt des Tölzer Unternehmers Klaus Dieter Burkhart war allerdings nicht der erste Anwärter für das Prestige-Grundstück im Tegernseer Süden. Bis Frühjahr 2015 versuchte dort die A-Ja Hotelkette, ihre Pläne für ein Hotel-Ressort auf dem Gelände durchzusetzen. Das scheiterte an dem Widerstand der Stadt und der Banken. Die Pläne seien einfach wirtschaftlich nicht realisierbar mit einem für das Parkgrundstück abgestimmten Hotelbau, hieß es damals. Die A-Ja Kette setzte das Hotelprojekt dann in Garmisch um. Die Eröffnung des neuen Hauses wurde vor einem Jahr gefeiert.
Neuer Investor – neue Querelen
Doch schnell fand sich ein neuer Investor und mit ihm ein Medizin-Betreiber aus dem Tegernseer Tal. Ein Komplex im medizinischen Bereich aus Rehaklinik und Sanatorium sollte nun an der Perronstraße gebaut werden. Klaus Dieter Burkhart und Martin Marijanovic, der in Bad Wiessee die Privatklinik Jägerwinkel leitet, legten schon im November 2016 der Stadt ihre gemeinsamen Pläne vor.
Allerdings sprang Marijanovic nur sechs Monate später wieder ab (wir berichteten). Seitdem baut der Tölzer Gesundheitsunternehmer allein auf dem Grundstück zwischen Bundesstraße und Perronstraße. 2017 wurde mit den Erd- und Hangabsicherungsarbeiten begonnen. Fünf Jahre und viele Stadtratssitzungen und Proteste später steht der Rohbau bis zum ersten Stock der ersten beiden Gebäude. Gebäude drei fehlt noch vollständig.
2017 verkündete Burkhart noch, dass er auf Marijanovic als medizinischen Partner nicht angewiesen sei. Er ließ verlautbaren, er habe mehrere potenzielle Betreiber in der Hinterhand. Bis heute aber konnte der Tölzer Investor keinen neuen medizinischen Betreiber des Komplexes präsentieren. Mehreren Quellen zufolge sei er noch immer auf der Suche. Öffentlich äußern zu dem Thema will sich allerdings keiner.
Fehlende Dialogfreude beim Frischzellentherapie-Unternehmer
Insgesamt macht sich der Investor sehr rar im Tal und den Medien. Vor neun Monaten wurde das Projekt in der lokalen Zeitung behandelt. Vor allem die vielen Nachbarn beklagen sich, die seit langer Zeit unter dem Baulärm ächzen. Ein Anwohner, der seit fünf Jahren (mit längeren Unterbrechungen) die bestehende Baustelle erträgt, berichtet gegenüber der TS:
Keiner weiß, was da eigentlich genau passiert. Herr Burkhart ist einfach nicht zum Dialog bereit. Die meiste Zeit sieht man da nicht mehr als eine Handvoll von Arbeitern auf der Baustelle. Kein Wunder, dass das so lange dauert, bis die fertig werden.
Sowohl die Anwohner als auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal haben seit Bekanntwerden der Baupläne im Jahr 2016 versucht, auf die in ihren Augen zu massive Bebauung am Seeufer einzuwirken. Zu hoch, zu nah an den Nachbarn und viel zu überdimensioniert für den Standort und das bestehende Parkgelände sei die Bebauung genehmigt worden.
Eine Interessengemeinschaft, die sich schon im Rahmen des A-Ja Hotel-Projektes bildete, klagte gegen das Bauvorhaben. Laut deren Anwalt aus München ist die Klage immer noch nicht endgültig entschieden, aber der Rechtsanwalt sieht wenig Aussicht auf Erfolg.
Ein weiterer Kritikpunkt, der bis heute Bestand hat, ist die fehlende Transparenz bei dem Vorhaben. Der Tegernseer Stadtrat habe jedoch Burkharts Projekt immer unterstützt und die umstrittenen Planungen genehmigt, heißt es weiter aus den Reihen der Gegner.
Gerüchte hinter vorgehaltener Hand
Doch wie für das Tegernseer Tal üblich kursieren unter der Hand Gerüchte, ausgelöst durch den für alle sichtbar schleppenden Baufortschritt. So etwas bleibt im Tal nicht unbemerkt. Einige behaupten, Burkhart sei pleite. Andere Quellen machen das Verbot der „Frischzellentherapie“ im Jahr 2021 durch den Bund für den Bauverzug verantwortlich. Wieder andere munkeln, dass der Investor aus Bad Tölz keinen medizinischen Pächter für sein Großprojekt findet.
Projekt soll 2023 fertig sein
Auf Anfrage der TS teilt uns Burkhart nun mit, dass er sein Bauvorhaben in Tegernsee im Herbst 2023 abschließen werde. Der Investor zeigt sich auch mit dem Baufortschritt sehr zufrieden, wie er mitteilt und ergänzend fortfährt in seiner Mail:
Im Sommer erhalten beide Häuser ihren Dachstuhl und im Herbst beginnen, nachdem die Fenster eingesetzt wurden, die Verputzarbeiten, da wir mit der Technik parallel Stock für Stock weiterbauen und nicht abwarten, bis der Rohbau fertig ist.
Burkhart beschreibt den Einsatz von 20 Mitarbeitern aktuell auf der Baustelle als „einen vernünftigen Personaleinsatz, der noch überschaubar“ sei. Auf unsere Frage, ob er plane, etwas an dem ursprünglichen Projekt zu verändern oder ob er gar vorhabe, das Projekt zu verkaufen, überrascht der Tölzer Investor mit der Aussage:
Die Stadt ist mit der Bitte an mich herangetreten – wohlgemerkt nicht ich an sie – ein Gebäude für Mitarbeiter aus den umliegenden Kliniken, Altenheimen und den Hotels zur Verfügung zu stellen.
Wie der Investor weiter ausführt, seien „48 Einheiten 2-ZKB mit Balkon/Terrasse“ realisierbar. Weitere Angaben macht Burkhart zu der überraschenden “möglichen Neu-Nutzung” seines Projektes nicht. Auch lässt er offen, ob er überhaupt auf die an ihn herangetragene Bitte der Stadt eingehen werde. Da habe er sich, wie er meinte, noch nicht entschieden.
Hagn bestätigt Interesse der Stadt
Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) bestätigt in einer ersten Stellungnahme die Aussagen Burkharts gegenüber der TS:
Ja, es stimmt. Wir sind an Herrn Burkhart herangetreten und haben ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, bei einem der drei geplanten Gebäude Personalwohnungen statt des vorgesehenen reinen Klinikgebäudes zu erbauen.
Die Stadt brauche dringend Wohnraum für die Mitarbeiter in den Altenheimen, den sozialen Einrichtungen und in den Hotels in Tegernsee und der Seeumgebung, erklärt der Bürgermeister den überraschenden Vorstoß vonseiten der Stadt. In einer nicht-öffentlichen Sitzung haben die Stadträte bereits über die Möglichkeiten der Nutzungsänderungen gesprochen, informiert der Bürgermeister abschließend. Details gab Hagn nicht bekannt.
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