Zehn Fragen an … Dr. Klaus Fresenius

Das Tegernseer Tal ist ein besonderes Fleckchen zum Leben. Darüber sind sich die meisten Einheimischen einig. Aber wie sieht der Blick jedes Einzelnen aus? Wir wollen in unserer Reihe „Zehn Fragen an …“ Talbürger zu Wort kommen lassen.

Beim letzten Mal wünschte sich Helmut Nanz den Facharzt und Mitglied des Rottacher Gemeinderats als Interviewpartner. Deshalb erzählt heute Dr. Klaus Fresenius, was das Tal für ihn so einzigartig macht.

Allgemeinarzt und Gemeinderat Klaus-Jürgen Fresenius über seine Heimat.
Allgemeinarzt und Gemeinderat Klaus-Jürgen Fresenius über seine Heimat.

Klaus Fresenius ist studierter Humanmediziner, war ärztlicher Direktor des Krankenhauses Globadolite und am Aufbau eines ländlichen Gesundheitswesens in Nord Ubangi im Kongo wesentlich beteiligt. Fresenius engagiert sich, neben seiner Tätigkeit als Arzt, aber auch politisch im Rottacher Gemeinderat. Heute erzählt er uns unter anderem, was er im Tegernseer Tal am liebsten ändern würde.

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Hallo Herr Fresenius, was bedeutet das Tegernseer Tal für Sie?

Das Tegernseer Tal bedeutet für mich Kindheit, Freunde, Vertrautheit, Heimat. Bedeutet aber auch Arbeit, Konflikte, Anstrengung. Das ist letztlich alles mein Leben.

Was gefällt Ihnen hier besonders gut?

Es ist sicher die Komposition aus ganz vielschichtigen Menschen, einer großen Herzlichkeit, einer eindrucksvollen Mischung aus Kultur und Natur. Und auch einer faszinierenden geographischen Lage zwischen drei attraktiven Großstädten, Salzburg, Innsbruck und München. Man kann sagen, das alles macht den Reiz des Tegernseer Tals für mich aus.

Was würden Sie am liebsten sofort ändern?

Natürlich gibt es immer den Wunsch nach dem Erhalt dessen, was wir haben. Das ist in erster Linie die Landschaft. Diesen schwierigen Spagat zwischen einerseits Weiterentwicklung und Wohnraum für einheimische Menschen und andererseits so wenig Flächenverbrauch und vorsichtige Bebauung wie möglich müssen wir schaffen. Zwischen diesen zwei Extremen einen Mittelweg zu finden, das wäre mein Wunsch. Und dass es uns gelänge den spannenden Einfluss anderer Kulturen positiv zu nutzen, ohne unsere eigene Identität zu verlieren.

Wo ist Ihr Lieblingsplatz am See?

Ich habe tatsächlich zwei Lieblingsplätze. Der eine ist in meinem Garten, das ist ein Stein aus dem Marmorsteinbruch in Kreuth, auf dem ich morgens und abends jeweils eine Viertelstunde sitze und auf das Kreuz des Wallbergs schaue. Der andere ist eine kleine, alte Bade-Kabine auf einem Holzsteg im ehemaligen Prasser-Bad in Rottach-Egern. Ich habe also einen See- und einen Berglieblingsplatz.

Was ist Ihr persönlicher Freizeittipp?

Morgens der Sprung in den See, anschließend eine kleine Radtour über Wiessee, Bauer in der Au und Schwarze Tenn und durch’s Kreuther Tal wieder zurück nach Rottach. Dort verbringt man den restlichen Vormittag auf dem Waldfest. Danach macht man einen geruhsamen Mittagsschlaf auf einer Wiese und am Abend lässt man den Tag bei einem Konzert von den “Freunden Junger Musiker” oder des “Wiesseer Kur Orchesters” ausklingen.

Welchen Ort möchten Sie unbedingt einmal besuchen?

Ich habe eine immer länger werdende “Bucket-Liste”, also Dinge, die ich noch in meinem Leben machen möchte. Sie wächst ununterbrochen. Wenn es am Tegernsee sein soll, dann würde ich gerne einmal das Ludwig-Thoma-Haus ganz in Ruhe besichtigen. Außerhalb würde ich den Heiligen Berg Athos auf der griechischen Halbinsel Chalkidikí gern noch einmal besteigen. Aber ich hab noch sehr, sehr viele Reiseziele. Ich könnte mir auch vorstellen, noch mal in der Entwicklungshilfe tätig zu sein.

Bei welcher Veranstaltung kann man Sie als nächstes antreffen?

Morgen ab 14:30 Uhr sieht sich der Gemeinderat den Rollstuhl-gerechten Weg rund um den Suttn-See an. Dort bin ich auch dabei.

Für Sie als Gemeinderatsmitglied, was sind Ihre politischen Herzensangelegenheiten?

Ich seh mich durchaus als Gesundheitspolitiker. Das hängt damit zusammen, dass ich mich dort schon viele Jahrzehnte engagiere. Auch kommunal-politisch liegt mein Schwerpunkt auf dem Gesundheitswesen. Die Sicherstellung und Verzahnung der ambulanten mit der stationären Medizin ist ein wesentlicher Teil, fast schon meine Hauptarbeit. Aber trotz guter medizinischer Versorgung, müssen wir unbedingt die Transportsituation von und zum Krankenhaus Agatharied verbessern. Für kranke, nicht so wohlhabende oder gar behinderte Patienten muss es eine erschwingliche Möglichkeit geben nach Agatharied zu kommen.

Hier gibt es so viele Reha-Zentren und ärztliche Versorgung. Aber was denken Sie fehlt im Tal noch im medizinischen Bereich?

Also ich denke, dass es wenig strukturelle Defizite gibt. Wir haben ein ausgezeichnetes, zentrales Krankenhaus, das vor allem mit der ambulanten Medizin großartig kooperiert. Aber wir haben ein großes Finanzierungsdefizit. Die Mittel, die für die Gesundheit zur Verfügung gestellt werden, stehen nicht im Verhältnis zu dem Wachstum des Wissens in der Medizin und vor alle nicht zu einer immer älter werdenden Gesellschaft. Das ist ein Problem des deutschen Gesundheitswesens und es ist absehbar, dass sich diese Entwicklung auch auf den Landkreis Miesbach ausweiten wird. Ganz konkret bräuchten wir zusätzliche internistische und neurologische Kassenarztsitze.

Wem sollten wir die zehn Fragen als nächstes stellen?

Herrn Grafwallner aus Gmund. Er ist Behindertenbeauftragter und es ist ungeheuer imponierend, wie er hier im Landkreis etwas bewegt.

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