Zeiselbach-Ausbau sorgt für Bürger-Frust

Der Zeiselbach soll ausgebaut werden. Das stößt nicht bei allen Wiesseern auf Freude. Obwohl die Maßnahme vor Hochwasser schützen soll, war die Kritik gestern Abend groß.

An dieser Stelle soll der Prinzenruhweg höher werden

Das letzte richtige Hochwasser gab es in Bad Wiessee 2014. Damals trat auch der Zeiselbach, der sich quer durch den Ort schlängelt, über die Ufer und richtete erheblichen Schaden an. Ein Wildholzrechen sorgt seither dafür, dass bei hohem Wasserstand nicht zu viel Holz in den Bach gelangt und so den Abfluss verhindert. Doch das reicht nicht aus.

Für ein Jahrhunderthochwasser sei man hier am Zeiselbach noch lange nicht gerüstet, weiß das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim und stellte gestern Abend die Pläne für die Umgestaltung des Baches vor.

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Umbau des gesamten Baches geplant

Herbert Prax ist vor drei Jahren vom Wasserwirtschaftsamt beauftragt worden, das Projekt zu planen. Er erklärte bei der gestrigen Informationsveranstaltung, dass es entlang des Zeiselbaches verschiedene “Hotspots” gebe. Im Bereich der Prinzenruh sei der Bach in ein Schussgerinne ausgebaut. Dessen Profil sei zu klein, um Hochwasser aufzunehmen. Auch die Pension Linsinger der Familie Raith sei stark von Überflutungen betroffen. Ebenso der Parkplatz am Prinzenruhweg und die B318. „Viele Gebäude und Grundstücke sind betroffen, wenn es zu einem Jahrhunderthochwasser kommt“, ist sich Prax sicher.

Untersucht hat Prax verschiedene Möglichkeiten des Ausbaus. Auch die Möglichkeit eines Rückhaltebeckens wurde in Betracht gezogen. Entschieden habe man sich am Ende – auch aus Kostengründen – für den sogenannten linearen Ausbau ohne Rückhalt.

Das ist hier das Sinnvollste, weil wir hier sehr alte Verbauungen haben, die desolat sind und in vielen Bereichen am Ende ihrer Bestandszeit. Die hätten trotz Rückhalt saniert werden müssen.

Damit ist klar, dass der gesamte Bach von der Seestraße bis hoch zur Prinzenruh umgestaltet werden muss. Dabei sind an den verschiedenen Stellen unterschiedliche Bautypen geplant. Die sehen wie folgt aus:

  • Am Dourdanplatz wird das Bachbett um zirka zwei Meter breiter gemacht. Der Spazierweg bleibt erhalten, wird aber etwas tiefer gelegt und dient bei Hochwasser als zusätzliches Abflussprofil. Die linke Seite wird mit Steinen gesichert.
  • Als schwierig gestaltet sich der Parkplatz am Prinzenruhweg. Hier soll der Bach um rund fünf Meter nach links ausgeweitet und so von den Häusern abgerückt werden. Dass hierbei auch Parkplätze verloren gehen, kam bei den zahlreich erschienenen Zuhörern nicht gut an. In Wiessee habe man ja sowieso schon wenige Parkflächen, war zu hören.
  • Hier soll der Zeiselbach doppelt so breit werden und eine Mauer die Häuser schützen
  • Im weiteren Verlauf entlang des Prinzenruhweges, muss die Straße angehoben werden, um mehr Platz für das Wasser zu schaffen. Eine Absenkung ist an dieser Stelle wegen eines bestehenden Sammelkanals nicht möglich.
  • Auf Höhe der Pension Linsinger der Familie Raith wird der Bach vom Haus weggerückt. Im Bereich der Schussrinne soll der Bach um das doppelte breiter werden und eine Schutzmauer entlang der angrenzenden Häuser gezogen werden. Der Fußweg soll hier erhalten bleiben.

Grundstückserwerb noch nicht gesichert

So jedenfalls der Plan. Ein Wiesseer aus dem Publikum monierte, dass es hier keine Zustimmung für einen Grundstückskauf oder -tausch gegeben habe, der dazu nötig sei.

Projektleiter Josef Hamberger meinte dazu: „Wir planen hier den Hochwasserschutz und möchten die Anwohner schützen. Dass hier Flächen gebraucht werden ist klar. Wenn es keine Einigung gibt, stellt uns das vor Probleme. Aber uns ist es wichtig, dass es erstmal dargestellt ist.“ Bürgermeister Robert Huber, der immer in Vertretung für Peter Höß sprach, erklärte:

Der erste Bürgermeister hat hier Gespräche geführt und gemeint, es gab positive Rückmeldungen. Grundsätzlich sind diese Verhandlungen aber Sache der Gemeinde.

Die Bürger hatten dagegen weitere Bedenken. Wenn man die natürliche Sohle des Baches angreife, sei er durchlässiger, das sehe man zum Beispiel am Söllbach. Außerdem sei es nicht gut für die Fische, wenn alle Gumpen wegkommen. Permanente Zwischenrufe wie: „Da geht das ganze Romantische verloren“, brachten die Diskussion nicht wirklich voran.

Viele Fragen bleiben offen

Das Wasserwirtschaftsamt plant aktuell mit einem Baubeginn für 2021. Die Arbeiten werden sich über zwei bis drei Jahre ziehen, da man auch auf die Sommersaison Rücksicht nehmen wolle. 2,3 Millionen Euro dürfte das Ganze kosten. Hinzu kommt der Erwerb von Grundstücken. Die Bedenken, dass hier auch die Anwohner an den Kosten beteiligt werden sollen, konnte Bürgermeister Huber den Zuhörern nehmen. „Von uns ist nicht angedacht, Kosten auf die Anrainer umzulegen“, betonte er. So zahlt der Freistaat Bayern 70 Prozent der Kosten und 30 Prozent die Gemeinde.

In der Post waren gestern einige Wiesseer erschienen, um sich über die Pläne für den Zeiselbach zu informieren

Huber schlug zuletzt vor, die angebrachte Kritik der Bürger auch schriftlich festzuhalten. Dazu können sie sich entweder direkt ans Wasserwirtschaftsamt oder auch an die Gemeinde wenden. Trotz oder gerade wegen der ablehnenden Grundhaltung der Wiesseer, bot auch der Abteilungsleiter Andreas Holderer an zu Gesprächen zu den einzelnen Parteien nach Hause zu kommen. Am Ende blieben allerdings noch viele Fragen offen und damit ist auch ein konkreter Zeitplan derzeit eher fraglich.

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