Zurück zum G9 in Holzkirchen?

Das G8 ist seit Jahren als Turbo-Abi verschrien und sorgt bei Lehrern, Schülern und Eltern für Stress. Eine Reform könnte das wieder ändern: Seit einigen Monaten wird in Bayern diskutiert, das G9 an den Gymnasien wieder einzuführen. Doch was könnte das für das Gymnasium Holzkirchen und seine Schüler bedeuten?

2014 war der erste Schultag am staatlichen Gymnasium in Holzkirchen. Auch hier stellt man sich die Frage: Bleibt das G8 oder kommt das G9 zurück?
2014 war der erste Schultag am staatlichen Gymnasium in Holzkirchen. Auch hier stellt man sich die Frage: Bleibt das G8 oder kommt das G9 zurück?

„Das G8 wurde damals überstürzt eingeführt, in diesem Punkt sind sich ja mittlerweile alle einig“, bringt es der Schuldirektor des Tegernseer Gymnasiums Dr. Werner Oberholzner auf den Punkt. In anderen Bundesländern wurde daher in den vergangenen Jahren das G9 teilweise wieder eingeführt. Nun diskutiert auch der Freistaat Bayern – bisher sturer Verfechter des 2004 eingeführten G8 – diese Möglichkeit.

Seit einem Jahr erproben 47 Gymnasien in Bayern daher das sogenannte Pilotprojekt „Mittelstufe Plus“. Unter anderem das Miesbacher Gymnasium beteiligt sich an diesem Projekt, bei dem die Mittelstufe um ein Jahr verlängert ist – quasi eine andere Form des G9. Pressesprecher des Kultusministeriums Dr. Ludwig Unger erklärt: „Das weitere Jahr in der Mittelstufe soll die Schüler durch weniger Stunden und Fächer pro Woche entlasten.“

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Tragfähiges Modell für die Zukunft

Das Projekt ist auf zwei Jahre ausgelegt und soll wichtige Erkenntnisse für eine mögliche Schulreform liefern. Die Diskussionen rund um eine Reform laufen seit Monaten: Bereits während der Kabinettklausur in St. Quirin im Juli fanden erste Gespräche über die Weiterentwicklung der bayerischen Gymnasien statt. Damals erklärte Bayerns Bildungs- und Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle:

Ziel der Gespräche ist es, auf der Basis der Erfahrungen mit dem Pilotversuch Mittelstufe Plus ein langfristig tragfähiges Modell für die Zukunft des Bayerischen Gymnasiums zu entwickeln […].

Einfach ausgedrückt: Das Projekt soll bei der Entscheidung helfen, ob in Bayern wieder das G9 angeboten oder doch das G8 behalten werden soll. Ende 2016/Anfang 2017 sollen die ersten grundlegenden Beschlüsse fallen. Danach folgt das Gesetzgebungsverfahren. Eine Neuregelung könnte dann ab dem Schuljahr 2018 an den Gymnasien eingeführt werden.

Geplant ist, dass sowohl die fünfte Klasse als auch die Oberstufe und das Abitur für alle Schüler einheitlich sind. Ausschließlich in der Mittelstufe, also die Klassen sechs bis zehn, würden sich in G8 und G9 unterscheiden. In der zehnten Klasse erwerben alle Gymnasiasten die mittlere Reife, danach wird für die G9-Schüler ein zusätzliches Jahr eingeschoben. Der Lehrplan wird sowohl für acht als auch neun Jahre der Gleiche sein.

Schulen müssen sich selbst entscheiden

Doch nur großen Gymnasien wird es möglich sein, acht und neun Schuljahre parallel anzubieten. Alle anderen müssen sich entweder für G8 oder G9 entscheiden – wann, ist allerdings noch nicht festgelegt: „Erst wenn die Staatsregierung und die Regierungsfraktion sich für eine mögliche Reform entscheiden, haben die Gymnasien Zeit, sich eine Meinung zu bilden – das wird wahrscheinlich 2017/18 sein“, erklärt Pressesprecher Unger.

Direktor des staatlichen Gymnasiums Holzkirchen, Axel Kisters, sieht dem Ganzen gelassen entgegen: “Eine Diskussion kann ja erst dann stattfinden, wenn die genauen Inhalte bekannt sind. Und da wir auch noch nicht viel wissen, sehe ich das im Moment eher noch entspannt.” Natürlich wäre es für die Schulen leichter, wenn ihnen die Entscheidung zwischen G8 und G9 nicht aufgetragen wird. Allerdings sehe Kisters auch Vorteile darin, dass jede Schule für sich entscheiden könne:

Ich sehe es nicht negativ, sollten sich die Schulen im Landkreis unterschiedlich entscheiden. Damit hätten wir ein größeres Bildungsangebot. Ich bin mir sicher, wir werden Wege finden, dass für alle Schulen hier im Landkreis das Richtige gefunden wird.

Für Kisters sei es noch offen, ob im Holzkirchner Gymnasium das G8 bleiben oder das G9 eingeführt wird. Allerdings könnte es zu einem Hindernis kommen: “Was bei uns der Fall ist, dass unser Gebäude für ein achtjähriges Gymnasium konzipiert wurde.” Die Raumsituation könne deshalb dazu führen, dass das junge Gymnasium sich für das G8 entscheiden muss. Allerdings komme das laut Kisters letztlich auf die Schülerzahlen und die Entwicklung der Schule an. “Wir können uns aber ohne Zweifel beides für unsere Schule vorstellen”, so der Schulleiter abschließend.

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