Die Seegeister wissen es in ihrer Chronik noch ganz genau: “Vielen unvergessen sind die legendären Faschingsfeste im Hotel Maximilian! Wenn beispielsweise der Glasl Ernst mit seiner Dulcinea schwungvoll durch den Saal ritt.” Das war in den 50ern.
Heute ist das Maximilian eine Ruine. Immer noch. Mitten im Gmunder Zentrum und damit der erste Blickfang für jeden Besucher im Tegernseer Tal. Doch bald dürfte die Leidenszeit für die Gmunder vorbei sein. Denn seit gestern ist der Bebauungsplan endgültig genehmigt. Und auch der Durchführungsvertrag mit Ten Brinke wurde unterschrieben. Ein Tag der Freude – nur nicht für alle.
„Es ist schon ein Kreuz mit den Bebauungsplänen.“ So oder so ähnlich dürfte es dem Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing seit Monaten durch den Kopf gegangen sein. Zweimal wurden die Pläne des Maximilian bisher ausgelegt. Unzählige Stellungnahmen mussten behandelt und in die Planung eingearbeitet werden. Nun hat das langwierige Prozedere ein Ende.
Begonnen hatte alles mit einer Bürgerwerkstatt vor knapp drei Jahren. Anfang 2010 kamen über 100 Menschen im Neureuthersaal zusammen und meldeten sich zu Wort. Mit Gedanken, Ideen und Wünschen. Mit Vorschlägen zur Nutzung des alten Gasthofs. Vom Fahrradhotel bis zur Jugendherberge oder einem Biergarten war alles dabei. Auch ein Förderverein Maximilian sollte in den Folgemonaten entstehen, doch dazu kam es nicht.
Kein Burger King – dafür ein Supermarkt
Trotzdem ging es mit dem Maximilian nach seinem jahrzehntelangen Dörnröschenschlaf immer weiter. Das Abrissszenario – manche sagen auch die Abriss-Wünsche Preysings – hatten ein jähes Ende. Nun galt es das Bauwerk zu erhalten und das 5.500 Quadratmeter große Areal so zu bebauen, dass sich das Gesamtkonstrukt für einen möglichen Investor trägt. Schnell war klar, dass es ein Burger King nicht werden würde. Dafür sollte ein Vollsortimenter auf dem Gelände entstehen.
Diverse Gespräche wurden im Nachgang an die Bürgerwerkstatt geführt. Möglichst viel der Vorstellungen der Bürger sollten in das neue Konzept einfließen. Vielleicht einer der Gründe warum aus den meisten Interessensbekundungen laut Bürgermeister Georg von Preysing nichts konkreteres hervorgegangen war.
Nur einer, der es Ernst meint
Bis auf die Firma Ten Brinke. Die holländische Firmengruppe, im Landkreis bekannt durch die Umsetzung des Oberlandcenters oder den Arbeiten an der Schlierseer Seerose, kristallisierte sich schnell als Favorit der Gemeinde und gleichzeitig als einziger ernstzunehmender Interessent für das Maximilian-Areal heraus.
Ein sanierter Gasthof Maxmilian inklusive Biergarten, Wohnbebauung, ein 800 Quadratmeter großer Vollsortimenter und ein Fachmarkt sowie mehrere Büros und kleinere Geschäfte sollen entstehen. Dazu die Gmunder Tourist Info und eine große Tiefgarage unter dem Areal. Das Konzept für das Grundstück steht seit Monaten fest.
Viele Gespräche später sind nun auch alle baurechtlichen Aspekte geklärt. Auf der gestrigen Gemeinderats-Sitzung wurden die letzten Stellungnahmen aus der zweiten Auslegungsrunde behandelt. Verkehrssituation, Abbiegemöglichkeiten für die in Richtung Tegernsee fahrenden Kunden und die Lärmgrenzwerte standen noch zur Debatte.
Das eigens erstellte Lärm-Gutachten zeigt jedoch, dass die Werte sogar unter der Grenze für ein “reines Wohngebiet” bleiben. Bedeutet im Klartext: am neuen Maximilian wird es ruhig und das dürfte auch die Anwohner oben drüber milde stimmen.
Eine Grüne schert aus
Trotzdem beschäftigte das Thema Lärm den Gemeinderat noch ein wenig weiter. So ist beim Biergarten um 22 Uhr Schluss. Und der Umstand, dass die 70 Stellplätze umfassende Tiefgarage, die fast unter dem gesamten Areal verläuft, ebenfalls nur bis 22 Uhr benutzt werden darf, sorgte für wenig Verständnis.
Da das Gelände zum Misch- und Wohngebiet zählt, müssten eben gewisse Richtwerte einhalten werden, weiß Bernd Munz, Geschäftsführer der beratenden Firma Lars Consult. So sei das Parken an der Bundesstraße kein Problem. In der Tiefgarage ist es dagegen zeitlich reglementiert. Für Munz liegt der Grund in einer gewissen Ungleichbehandlung durch den Staat:
Der Staat genehmigt sich bei seinen Bundesstraßen einfach ein wenig mehr Lärm, als er es den Gemeinden und privaten Bauherren erlaubt. Das ist einfach so.
Die Regelung ist vor allem für den Gasthof ärgerlich. Gäste müssen bei ihrem Besuch immer auch an die Öffnungszeiten der Tiefgarage denken. Nur zehn Mal im Jahr werde es bei besonderen Veranstaltungen, wie einem Ball oder Ähnlichem, Ausnahmen geben.
Insgesamt aber sind alle Gemeinderäte froh, dass der Maximilian mit der nun erfolgten Auslegung und dem Durchführungsvertrag endgültig auf den Weg gebracht werden konnte. So sagte Wolfgang Rzehak von den Gründen unter Beifall seiner Kollegen:
Das nun beschlossene Konzept ist eine Wiederbelebung des Gmunder Ortskerns. Wenn das alles so durchgeht, ist das eine tolle Sache für den Ort. Und auch aus Grüner Sicht ist es besser, wenn die Bürger hier einkaufen und nicht nach Miesbach fahren müssen.
Damit hatte Rzehak zumindest 17 andere Gemeinderäte klar hinter sich. Einzig Helga Wagner stimmte auch gestern konsequenterweise gegen das Vorhaben und begründete das mit ihrer Sorge um den denkmalgeschützten Gasthof. “Ich stehe zu meiner Meinung. Die Bebauung ist immer noch zu massiv. Das sieht man auch daran, dass das Ganze nun als Sondergebiet ausgewiesen werden muss. Und vor allem ist das Konzept nicht das was in der Bürgerwerkstatt beschlossen worden ist. Ich frage mich auch, ob das Maximilian das überleben wird!?”
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