Zwischen Irritation und Gelassenheit

Nach den Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft ist die politische Landschaft im Landkreis in Aufruhr. Neben Ex-Landrat Jakob Kreidl und dem früheren Sparkassenvorstand Georg Bromme statteten die Ermittler auch ehemaligen Verwaltungsräten der Sparkasse einen Besuch ab. So haben die Betroffenen reagiert.

Vorgestern durchsuchte die Staatsanwaltschaft unter anderem Jakob Kreidls Privathaus.
Vorgestern durchsuchte die Staatsanwaltschaft unter anderem Jakob Kreidls Privathaus.

Es müssen eher unangenehme Besuche gewesen sein, die diverse Landkreispolitiker vorgestern über sich ergehen lassen mussten. Um 7 Uhr standen Staatsanwälte und LKA-Beamte vor der Tür und verlangten sämtliche Unterlagen zum Thema Sparkasse und Sponsoring im Landkreis Miesbach von den Beteiligten. Anschließend begannen sie mit der Durchsuchung.

Die Beschuldigten berichten dabei unisono von einem mulmigen Gefühl, als die Beamten vor der Tür standen. Unter den Betroffenen waren neben dem ehemaligen Landrat Jakob Kreidl und Ex-Sparkassenchef Georg Bromme auch die Mitglieder des Verwaltungsrats der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee aus den Jahren 2008 bis 2014. Darunter Arnfried Färber, Josef Bichler, Josef Bierschneider, Michael Pelzer, der heutige Landrat Wolfgang Rzehak, Andreas Auracher sowie Rainer Kathan.

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„Wir waren schon irritiert“

Auch der ehemalige Holzkirchner Bürgermeister Josef Höß bekam Besuch von den Ermittlern: „Am Anfang war ich schon irritiert. Ich und meine Frau haben gar nicht damit gerechnet. Wir dachten, es wäre etwas mit den Kindern“, berichtet Josef Höß (CSU).

Höß steht als damaliger Verantwortlicher der Gemeinde Holzkirchen im Verdacht, bei eventuellen Unregelmäßigkeiten beim Verkauf des BayWa-Geländes mitgewirkt zu haben. Das Grundstück wurde an die Sparkasse verkauft. Gleichzeitig sagte Bromme der Gemeinde Holzkirchen Spenden für Kultur und Sportstätten zu. „Bromme ist von sich aus auf uns zugekommen. Er war ja bekannt dafür, Sport und Kultur im Landkreis zu fördern“, so Höß weiter.

Er selbst glaubt nicht, dass die Beamten bei ihm etwas Belastendes gefunden haben könnten. Er wisse ja, das alles mit rechten Dingen abgelaufen sei. Spende und Grundstückskauf stünden in keinem Zusammenhang. Zudem habe die Sparkasse damals exakt den Preis des Bodenrichtwerts bezahlt. „Nicht hundert Euro weniger. Daher sehe ich den Ermittlungen auch locker entgegen“, erklärt Höß.

Die Staatsanwaltschaft scheint von der Unschuld allerdings nicht überzeugt. Über neun Stunden hätten „gefühlt hundert“ Leute das Holzkirchner Rathaus durchsucht, erklärt Bürgermeister Olaf von Löwis. Besonders sein Büro hätten die Ermittler ganz genau unter die Lupe genommen. „Das war ungewohnt. Ich hab so etwas auch noch nie erlebt“, berichtete er im Holzkirchner Gemeinderat. Mit kistenweise Unterlagen hätten sie das Gebäude wieder verlassen.

Rzehak: Vorgehen völlig in Ordnung

Landrat Wolfgang Rzehak sieht in den Ermittlungen eine unersetzliche Grundvoraussetzung für einen unbelasteten Neuanfang im Landkreis. Daher unterstütze er auch die Ermittlungen gegen seine Person:

Weil ich im relevanten Zeitraum Mitglied des Verwaltungsrats der Sparkasse Miesbach-Tegernsee war, wird auch bei mir hingeschaut – und das ist auch völlig in Ordnung.

Der Kreuther Bürgermeister Josef Bierschneider wollte sich zu den Vorgängen nicht äußern und verwies darauf, dass es sich bei den Ermittlungen um ein laufendes Verfahren handelt. Ex-Landrat Jakob Kreidl wollte sich ebenfalls nicht äußern. „Kein Kommentar“, hieß es aus dem Hause Kreidl. Auch Josef Bichler, Michael Pelzer und weitere Beschuldigte waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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