Für die Polizeiinspektion in Bad Wiessee begann der September gleich mit zwei feierlichen Anlässen. Zunächst weihten die Pfarrer Georg Steinmetz und Martin Weber den noch unverglasten Neubau des Polizei-Bootshauses am Tegernsee ein. Eine Polizei, die ihre Fahrzeuge bei Notsituationen der Menschen einsetzen könne, sei ein Segen für die Talbewohner, hieß es in den Reden der Geistlichen. „Soll das Werk den Meister loben, doch der Segen kommt von oben“, wurde Schillers Lied von der Glocke zitiert.
Anschließend konnten die zahlreichen Gäste das Holzbauwerk besichtigen. In Augenschein nahmen es Herzog Max in Bayern, der sein Seegrundstück zur Verfügung stellte, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Ingrid Pongratz als stellvertretende Landrätin, die Talbürgermeister Josef Bierschneider und Christian Köck und die stellvertretenden Rathauschefs Georg Rabl aus Gmund und Robert Huber quasi als Wiesseer Hausherr. Interessierter Beobachter der Szenerie war auch FC Bayern-Boss Uli Hoeneß. Zu ihren Füßen lag das Dienstboot der Wasserschutzpolizei in einer Art Garage. Darüber wölbte sich eine hohe Holzkonstruktion, damit auch bei steigendem Wasserstand das Boot nach oben noch Luft hat.
Neubau „kein Prestigebau“
Innenminister Joachim Herrmann hob in seiner Festrede darauf ab, dass sich der Fertigstellungstermin immer weiter nach hinten verschoben hätte, wenn nicht die Politik die Vorgabe gemacht hätte, dass mit dem Stabwechsel Anfang September in der Wiesseer Inspektion auch die Einweihung des Bootshauses zu erfolgen habe. Alles sei dann ziemlich schnell erfolgt, nur die Fenster würden „in dem ordentlichen Gebäude“ noch fehlen, so Herrmann.
Viele Diskussionen habe es in den vergangenen Jahren zu diesem Vorhaben gegeben, „brauchen wird das überhaupt, muss der Prestigebau der Polizei so sein“, erinnerte Herrmann. Doch der Neubau sei kein „Selbstzweck“, sondern ein Mosaikstein im „großen Gebäude rechtsstaatlicher Sicherheit“. Zumal die Sicherheitslage in Oberbayern Süd noch besser sei als im Gesamtdurchschnitt Bayerns.
Wenn auch die Wasserschutzpolizei am Tegernsee nicht die Dimensionen wie an der Nordsee hätte, so hat sie laut Herrmann dafür zu sorgen, dass „auf dem See Ordnung herrscht“. Ironisch merkte Bayerns „Sheriff“ an, dass die Beschaffung „schneller gelaufen ist, als der Neubau des Bootshauses“. Denn wichtig bei der Planung sei gewesen, „dass man nicht irgendeine Hütte in die Landschaft stellt“.
Statt 470.000 nun Kosten von 1 Million Euro
Nachdem der Freistaat 2016 bereits 60.000 Euro für das neue Dienstboot „WSP 44“ ausgeben hatte, war klar, dass dafür auch ein neues Bootshaus her musste. Wie berichtet, konnte der Neubau erst nach langjährigen Standortsuchen und Entwürfen errichtet werden. Zunächst sollte ein schwimmendes Bootshaus jedem Hochwasser trotzen können. Einem Katamaran ähnlich, eingerahmt von Dalben, sollte die Konstruktion aus Eisen und Stahlblech noch 2017 auf Kiel gelegt werden. Doch ein Jahr später wurden die Pläne der Münchner Architektin Claudia Schreiber über Bord geworfen: „zu aufwändig“. Schreiber entwarf eine neue Variante.
Doris Lackerbauer, die Leiterin des Staatlichen Bauamts Rosenheim, verwies darauf, dass die Vorgabe aus dem Ministerium gewesen sei, mit den Kosten für das Bootshaus unter einer Million Euro zu bleiben. Nach Informationen der Tegernseer Stimme liege man nur knapp darunter. Die ursprünglich genannten Kosten von 470.00 Euro „waren kaum realisierbar“, zumal auch das Schwemmland am Ufer kein „einfacher Baugrund“ gewesen sei. Daher würden die Spezialtiefbauarbeiten bereits die Hälfte der Baukosten ausmachen. Das Haus steht in einer Spundwandkonstruktion auf 12 Meter langen Holzpfählen.
Darüber ist die Bodenplatte mit einem festen Holzsteg, an dem das Boot befestigt wird. Laut Lackerbauer ist die endgültige Fertigstellung noch Ende September. Die Bootshütte ist aus Holz, 15,50 Meter lang, 7,60 Meter breit und 4,60 Meter hoch. Fünf Fenster an den beiden Längsseiten lockern die Holzfassaden auf. Bis zu einem Wasserstand der Meldestufe 3 könne das Boot in der Garage bleiben, heißt es im Bauamt.
Sigel mahnte zum Abschied mehr Personal für Wiessee an
Der andere Anlass zum Feiern war der Stabwechsel in der Polizeiinspektion: Kriminaloberkommissarin Veronika Reitschuh folgt nun als Leiterin auf Wilhelm Sigel. Dieser sei ein „Spitzenpolizist“, lobte Herrmann Sigel bei dessen Verabschiedung. Er sei mit Leib und Seele in den 43 Dienstjahren, davon 18 Jahre als Dienststellenleiter in Wiessee, Polizeibeamter gewesen. Es sei für Sigel nicht irgendein Job gewesen, „er hat dafür gelebt“, so Herrmann.
Für den neuen Bootsstandort habe sich der scheidende Inspektionschef „mächtig ins Zeug gelegt“. Polizeipräsident Robert Kopp zollte Sigel zum Abschied „Respekt für die Arbeit und die Lebensleistung“. Seine selbstgesteckte „To-do-Liste“ habe Sigel abgearbeitet. Seiner Nachfolgerin Reitschuh wünschte Sigel „ein gutes Händchen und mehr Personal für die Polizeiinspektion Bad Wiessee“, was ihm, so Sigel, in den letzten Jahren „nicht so erfolgreich gelungen ist“. Reitschuh, die nur ein halbes Jahr die Nachfolge von Sigel antritt, meinte, „das mit mehr Personal dürfte in dieser kurzen Zeit schwierig werden“.
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