Seit Sommer 2023 hat Kathrin Hösl die Geschäftsführung des 35-Jahre alten Familienbetriebs in Tegernsee übernommen. Fünf Leute arbeiten in ihrer Werkstatt. Zwei zu wenig. Ein Gespräch über Personalmangel und wie mühsam es ist, wenn man Menschen ohne deutschen Pass einstellen will.
Ist Personalmangel gerade ein Thema für Euch?
Hösl: Großes Thema! Ich suche schon sehr lange Mitarbeiter.
Wie ist Deine Erfahrung, jemanden einzustellen, der jetzt keinen deutschen Pass hat?
Hösl: Schwierig, ganz, ganz schwierig: Sehr lange Wartezeiten, … Ich weiß langsam, wen ich anschreiben muss. Aber, du hast keinen Ansprechpartner, du musst dann erst mal schauen, wie bekomme ich überhaupt eine Arbeitsgenehmigung?
Dann musst du in Miesbach bei der Ausländerbehörde anrufen. Da ist es schon sehr schwierig, also durchkommen telefonisch gar keine Chance. Nur E-Mail und Schriftverkehr. Und dann ist halt einfach das Problem, wenn du denen eine E-Mail schreibst, dann kriegst du mal in zwei Wochen eine Antwort.
Also, wenn Du jemanden einstellen willst, der einen Fluchthintergrund hat, hast Du mehr Arbeit damit?
Hösl: Ja, und es dauert halt länger. Also, der Jamal hat mir im November geschrieben. Okay, gut, wir können das gerne nochmal in Angriff nehmen. Ende Dezember habe ich dann eine Zusage bekommen, also eine Arbeitserlaubnis. Die zählt bis jetzt bis Juli dieses Jahr. Das heißt, im Juni muss ich die Arbeitserlaubnis wieder beantragen, beziehungsweise eine Verlängerung. Das dauert dann auch wieder, bis du Antwort kriegst. Die prüfen das dann wieder, und dann sagen die, okay, der darf dann so und so lange bleiben.
Und weil Du gerade den Personalmangel beschrieben hast. Wie viel arbeiten für Dich?
Hösl: Also aktuell sind wir genau fünf. Ich hätte gerne noch einen vollwertigen Mechaniker und einen Mitarbeiter im Büro. Aktuell ist es so, dass wir, dass ich fast rund um die Uhr in der Arbeit bin und meine Familie leider ganz hinten ansteht. Jetzt in der ruhigen Zeit, da hole ich die Kinder früher ab, aber in der Saison (Reifenwechsel-Zeit, Anmerkung der Redaktion) ist es schwierig, sehr schwierig. Wenn ich meine Eltern nicht hätte, das würde gar nicht gehen. Und Seppi seine Eltern (Hösls Mann arbeitet mit ihr zusammen in der Werkstatt, Anmerkung der Redaktion), die unterstützen uns alle wahnsinnig.
Wolltest Du schon immer KFZ-Mechanikerin werden, schon als kleines Kind?
Hösl: Ja, ich war eigentlich immer da draußen. Also in den Ferien habe ich immer mit Räder gewechselt. Es gab für mich immer nur zwei Berufe, entweder Mechaniker werden oder Tierpfleger, also total unterschiedlich, aber das war halt das, was mir immer Spaß gemacht hat.
Gibt es Leute, die Vorurteile haben, weil Du als Frau den Laden führst?
Hösl: Ja und Nein. Wir haben sehr viel Stammkunden, da ist es entspannt. Also die kennen mich und die wissen, was ich kann. Bei BMW (Hösl hat hier eine Zeitlang gearbeitet, Anmerkung der Redaktion) ist mir das tatsächlich nie passiert. Ich hab das jetzt erst auf dem Land mehr gemerkt. Dass es hier schon oft, also was heißt oft, aber es kommt immer wieder vor, dass sie statt mich zu fragen, erst mal fragen, ob der Chef, der Meister da ist? Wenn ich dann sage, ich bin die KFZ-Meisterin, dann heißt es, ach, so, ja, Entschuldigung!
Traumjob?
Hösl: Ja, also ich bin glücklich. Ich habe ja gewusst, worauf ich mich einlasse. Ich freue mich eigentlich jeden Tag, wenn ich in die Arbeit komme. Wir sind einfach ein super Team. Nur der Stressfaktor beschäftigt mich. Wir müssen halt jemanden finden, damit es für uns alle und meine Mitarbeiter leichter wird. Ich bin die Chefin, ich muss. Aber wie lange macht das ein Mitarbeiter mit, wenn der zwei Leute abfangen muss?
Herzlichen Dank für das Gespräch!
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