Man sah dem Bürgermeister und seinem Geschäftsleiter die Freude über das Ergebnis wenig an. Um 20.15 Uhr saßen die zwei im Sitzungsaal und Christian Köck verkündete das knappe Ergebnis:
In der Mittelschule Rottach-Egern konnten die Bürgerinnen und Bürger Rottach-Egerns abstimmen
Es war knapp
Wahlberechtigt waren 4871 Bürger mit Erstwohnsitz in Rottach-Egern. 2782 (57,11 Prozent) machten von ihrem Recht zur Abstimmung Gebrauch. Davon stimmten 1471 für den Vorschlag des Gemeinderats und damit für den Abriss des Rathauses, 1228 Personen dagegen. Damit hatten 54,5 Prozent der Bürger sich für einen Neubau entschieden, 49,5 Prozent dagegen. Für den Vorschlag der Bürgerinitiative konnten sich 1299 Menschen (49,28 Prozent) begeistern, dagegen waren 1337 (50,72 Prozent) Menschen, die abstimmten. Damit ist klar: Der Vorschlag der Gemeinde Rottach-Egern für einen Abriss und Neubau des Rathauses wurde von der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Rottach-Egern angenommen.
Es war ein Kampf mit harten Bandagen. Vor einem Jahr war das Projekt Rathaus-Neubau in einer öffentlichen Sitzung vorgestellt worden. Bürgermeister Christian Köck stand mit dem gesamten Gemeinderat hinter dem 10 Millionen Euro Neubau. Das Kommunal-Gremium hatte zuvor über Wochen alle Varianten diskutiert. Man war zuversichtlich ein wichtiges Projekt für die Gemeinde am Südufer des Tegernseer auf die Gleise gebracht zu haben.
Widerstand von zwei Gruppen
Aber kurz nach der Präsentation im Januar 2023 hatte sich Widerstand im Ort gebildet. Eine Gruppe von Bürgern um Stefan Berghammer und Marco Zimmermann wollte sanieren statt abreißen. Aber die Bürgerinitiative, die dann letztlich einen Begehren auf die Beine stellten, waren andere. Gunther Mair, zu der Zeit im Vorstand der Bürgerbewegung SGT, wollte sich auch nicht mit einem Neubau abfinden, initiierte im Herbst 2023 ein Bürgerbegehren, bekam genug Stimmen für einen Bürgerentscheid zusammen, hatte letztlich damit keinen Erfolg. Er sagte uns gegenüber am Abend: “Das ist eine Entscheidung des Bürgers. Ich bin damit einverstanden. Das ist eine Form der direkten Demokratie.” Christian Köck war erleichtert. Man sah ihm die Belastungen der letzten Wochen an. Noch in der letzten Woche hatte ein Vertreter der Bürgerinitiative, Stefan Berghammer, Zweifel an der Integrität des Abstimmungsprozesses geäußert.
Wie geht es weiter?
Für den 53jährigen Köck ist das ein politischer Sieg. Er hatte über Monate für das Neubau-Projekt geworben, hatte in diversen öffentlichen Sitzungen die Kosten von fast elf Millionen Euro verteidigt, immer wieder gute Argumente angeführt. Unterschätzt haben dürfte er die romantische Liebe vieler Bürger zum Uhrenturm des Rathauses. Zwar ist der weder besonders alt noch denkmalschutzwürdig, aber für einige Rottach-Egerner wohl ein Bezugspunkt. Letztlich haben aber wohl die Sachargumente gezogen.
Und nun?
Zuerst werden wieder die Umzugspläne für die Rathaus-Verwaltung in die Räumlichkeiten der Kreissparkasse angegangen, erklärt Geschäftsleiter Gerhard Hofmann. Danach geht es mit den Architekten und Planern an die Umsetzung für den Abriss und den Neubau. Dann wird auch der Uhrenturm Geschichte sein.
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