Süßigkeiten-Fasten:
Im Kampf gegen die Zuckeroase

Unser Herausgeber versucht es ohne Zucker. Warum das vermutlich eine gute Idee ist, aber nicht immer leicht fällt:

Bei so vielen Versuchungen im Supermarkt fällt der Verzicht auf Zucker manchmal schwer. / Foto: Redaktion

Mann, Ü-50, experimentiert mit Willen und süßlosem Leben, Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll – das war einmal. Überschreitet der Mensch die magische 50, quälen nur schnöde Abhängigkeiten den welken Körper.

Unsere Idee: In der Fastenzeit zwingen wir unseren Herausgeber zu einem Experiment. Wie lange hält er es ohne Zucker aus? Bei uns daheim gibt es ein Fach, hoch oben über dem Kühlschrank. Dort liegen die verbotenen Schätze: Süßigkeiten, Guadl, Schlickersachen. Gefühlt dürfte jeder Haushalt so ein Sündenfach irgendwo in der Wohnung versteckt haben: die Zuckeroase.

Das Maoam und die Schokolade liegen schon verdächtig da. / Foto: Martin Calsow

Verzicht eines Generation-X-Kindes

Die Bezeichnung für die Allerweltsdroge ist mannigfaltig und kommt in allen Formen. Aber jetzt ist Fastenzeit. Gemeinhin wurde früher in diesen Wochen verzichtet. Für die einen ist es das übliche Glas Wein am Abend, für die anderen die Zigaretten (Ja, es rauchen trotz der Horrorbilder auf den Packungen tatsächlich noch Menschen).

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Für mich ist es Zucker. Ich bin ein Generation-X-Kind, geboren 1970 in der Zucker-Hochzeit. Schon mit 16 Jahren hatte ich mehr Amalgam im Mund als manche Quecksilbermine, dentales Resultat eines exzessives ‘Ed von Schleck, Maoam oder Bazooka-Kaugummi’-Konsums.

Geboren 1970, in der “Zucker-Hochzeit”. / Foto: Martin Calsow

Jetzt also kommen die jungen Dinger in der Redaktion auf mich zu (Anmerkung der Redaktion: Sind genau zwei: Mitte 30 und eine über 40), und wollen, dass Gevatter Süßzahn sich für ein Experiment zur Verfügung stellt:

Wie lange kannst du auf Zucker verzichten?

“Wie lange kannst du auf Zucker verzichten?“, fragen die jungen Mütter, die ja selbst daheim das Problem mit zuckerorientierten Kindern haben. Mamas wissen: Das Böse lauert immer und überall: an der Supermarktkasse, beim Besuch der Großeltern oder beim Kindergeburtstag. Und sofort kommen die Hinweise auf all die bösen Zucker-Minenfelder im täglichen Ernährungspfad.

Wie viel Willen ist im Herrn?

Ok, lassen wir uns mal darauf ein. Noch bin ich Herr meines Willens. Ich will aber nicht talibanesk jedes Lebensmittel auf Zucker untersuchen. Bleiben wir bei der gängigen Straßendroge, den Süßigkeiten. Seit etwa einer Woche entziehe ich meinem Körper den Zucker. Wie lange schaffe ich das in einem Tal voller Verlockungen, Batterien an Bäckereien und Supermarktregalen gestopft mit buntem Zuckerstoff?

Werde ich übellaunig? Schleiche ich wie ein Zombie nachts nach unten, um vertrocknete Gummibärchen aus der letzten Ecke des Fachs über dem Kühlschrank zu ergattern, um sie dann hektisch im Mondschein aufzubeißen und die verbliebenen Zuckerreste in den darbenden Blutkreislauf zu pumpen? Oder reiße ich unschuldigen Rackern den Riegel aus der Hand? Stoße sie vom Dreirad, verschlinge ihr Bounty?

Es geht nicht ums Gewicht. Mir wurscht. In meinem Alter leiden manche Freunde und Bekannte an üblen Krankheiten. Da ist das wehleidige Gezeter über Hüftspeck eh peinlich. Mir geht es um den Willen. Schafft der welke Geist und Körper noch den Kampf gegen das süße Übel?

Anmerkung einer nicht mehr ganz so jungen Mutter

Julia Jäckel:

Das Vorurteil, dass ich meinen Kindern die Zuckerperlen vom Müsliriegel kärchere oder gar den Puderzucker vom Krapfen föhne, muss ich leider widerlegen. Im Gegenteil: Während in anderen vorbildlichen Haushalten die Gebote der Fünf-Hände-voll-Gemüse-am-Tag durchgezogen werden, beweisen die klebrigen Kinderhände am Abend, dass die Gebote (zwei Süßigkeiten am Tag versus keine Süßigkeiten nach 17.00 Uhr) wieder unzureichend befolgt wurden.

Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass zu viel Süßigkeiten-Verbote, den Schokoriegel a) nur noch viel begehrenswerter machen und b) Essstörungen zumindest plausibler machen. Deswegen habe ich mir angewöhnt – entgegen jedem ernährungswissenschaftlichen und pädagogischen Rat – öfter mal: Ja, zu sagen. Eben kein allzu großes Ding aus Ernährungsgeboten zu machen und lieber für die viel beschworene Gemüse-Vielfalt am Abendbrottisch zu sorgen. Ob das klappt? Fragt mich in zehn Jahren.

Fastest du?

Verzichtet ihr in der Fastenzeit auch auf etwas? Sei es Zucker, Alkohol oder Medienkonsum. Stimmt in unserer Umfrage ab!

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