Gerhard Richter ist ein Ausnahmekünstler: Seine Werke sind die teuersten eines lebenden Künstlers. Erst im Mai 2023 brachte eines seiner Gemälde mehr als 20 Millionen Euro ein.
Richters Werke ziehen auf der ganzen Welt Millionen Menschen in den Bann. Nun hängen im Olaf Gulbransson Museum absolute Meisterwerke des Künstlers. Das ist einzigartig: Nicht in der New Yorker MoMA, nicht im Madrider Prado, nicht im Pariser Centre Pompidou. Dank eines extrem versierten und vernetzten Kunstexperten wie Michael Beck, der von hier stammt, konnte ein Sammler überzeugt werden, seinen Privatbesitz hier auszustellen.
In Hamburg sprengt eine Caspar-David-Friedrich-Ausstellung alles, komplett ausverkauft, spült sie Millionen in die Stadt. Besucherinnen und Besucher, die übernachten, die konsumieren, die Merchandising erwerben. Man kann den Verantwortlichen gar nicht genug danken, dass sie uns diese großartige Möglichkeit geben, in dieses Werk einfach mal zwischen Minigolf und Bierschwemme einzutauchen.
Und der Tegernsee will Richter sehen: Auch am Museum bildeten sich am Eröffnungstag schnell Besucherschlangen. Nur – ohne Eintritt zu zahlen. Und das ist die Schattenseite: Wo sind die Hotel-Gastgeber, die so einen Besuch von künstlerischer Größe mit einem Luxus-Aufenthalt verbinden? Sterne-Essen und Sterne Kunst? Ist ja nicht so schwer neben Yogawochen und Monika Gruber-Lesungen vielleicht mal was mit Anspruch anzubieten. Wo ist Richter und sein Werk in den Schulen? Wo sind die vielen Dokumentationen und Filme in örtlichen Kinos oder Sälen? Halt, Moment. Im Kino Kreuth-Weissach laufen in der Tat Filme dazu. Ein Lichtblick im lokalen Lichtspielhaus.
Gerd Richter am See – das ist wie ein Dauer-Gratiskonzert der Rolling Stones. Man kann nicht glauben, wie die einmalige Chance des größten, lebenden deutschen Künstlers so leichtfertig sowohl gesellschaftlich, touristisch und damit ökonomisch vertan wird.
Korrektur: In einer ursprünglichen Version habe ich über fehlende Filme in örtlichen Kinos zu Richter geklagt. Leserin Barbara Staudacher (Stadträtin/Grüne) hat uns auf den Fehler aufmerksam gemacht. Es wurde korrigiert. Vielen Dank.
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