Als letzte Kommune musste sich nun auch die Stadt Tegernsee mit der Erhöhung des Kurbeitrags beschäftigen. Alle anderen Gemeinden haben das Thema bereits abgehakt. In Gmund, Rottach und Kreuth wird der Kurbeitrag zum Mai 2021 von zwei auf drei Euro erhöht. Bad Wiessee preschte bereits vor eineinhalb Jahren vor und erhöhte auf 3,30 Euro.
Nun also war Tegernsee dran: Bei einer Erhöhung von einem Euro kommen der TTT 50 Cent zugute, der Rest bleibe laut Verwaltung bei der Stadt. Will man sich den anderen Gemeinden anschließen und Einheit im Tal schaffen? Diese Frage war für die Stadtratsmitglieder alles andere als leicht zu beantworten.
Reisepublikum wird jünger
TTT-Geschäftsführer Christian Kausch war vor Ort und informierte zunächst über den aktuellen Stand im Tourismus am Tegernsee. Zusammengefasst: Der Urlauber wird deutscher und jünger. Denn, so Kausch, „wir haben zirka 90 Prozent deutsche Gäste”, und „die Kurven der für uns wichtigen Zielgruppen 40 bis 65 als auch 18 bis 40 Jahre gehen wunderbar nach oben.“ Auch dank Corona.
TTT-Beiratsvorsitzender Ludwig Klitzsch erklärte wofür die Mehreinnahmen überhaupt genutzt werden sollen: Es gehe darum, den Tegernsee als Marke weiter zu entwickeln. Ohne Internet- und Social-Media-Strategien ginge das nicht, so der Chef des Alpenparks.
Vor allem die Konkurrenz in Österreich sei einem da weit voraus. Das machte Klitzsch an einem Beispiel deutlich: Gibt er aktuell in der Suchmaschine Google die Schlagwörter ‚Urlaub, Bayern, Berge, See’ ein, erscheint an erster Stelle Seehotels-Österreich.at. „Das hat Auswirkungen. Da sind wir einfach hinten dran.“
Weniger Tagestouris, mehr Übernachtungsgäste
Für Klitzsch steht deshalb fest: „Wir müssen Geld für einen strategischen Marketingplan in die Hand nehmen.“ Ziel sei es, sich auszusuchen, welche Zielgruppen man anspricht und „besser zu steuern, wer zu uns kommt.“ Es gehe also nicht um Tagestouristen, sondern explizit um Übernachtungsgäste – das betonte der TTT-Beiratsvorsitzende mehrfach.
„Wir müssen schauen, dass wir durch eine kluge Markenführung bei genau den Leuten Werbung machen, die wir an den Tegernsee holen wollen.“ Die TTT brauche daher ein Online-Team aus verschiedensten Experten. Dazu gehören unter anderem SEO- und SEA-Spezialisten, Projektmanager, Web-Master und Programmierer.
Was ist mit den Touristinformationen?
Die Kosten für das Digitalmarketing liegen geschätzt zwischen 600.000 und 1,2 Millionen Euro. Eine Kurbeitragserhöhung um nur 50 Cent wären bereits Mehreinnahmen von 600.000 Euro. Aktuell gehe über ein Drittel des TTT-Budgets im Jahr an die Touristinformationen (TI) im Tal. „Das ist extrem viel“, so Klitsch.
Die Gemeinden geben sehr genau die Budgetverteilung der TTT vor. Laut Klitzsch leisten die TIs auch gute und wertvolle Arbeit. „Aber wir als Beirat glauben, dass wir die TI’s neu aufstellen müssen. Wenn wir sie weiter betreiben, dann müssen wir sie auch gscheid gestalten.“ Im Vergleich zu TIs in anderen Regionen seien die im Tal „schon ganz okay.“ Klitsch macht klar:
Wir haben als Beirat einstimmig empfohlen: Die Kosten der TIs müssen in einem kontrollierten Prozess reduziert werden, und wir müssen sie neu ausrichten. Das heißt: Man muss sich überlegen, wie man die Rollen der TIs in den nächsten zehn Jahren umdefiniert.
Da wurden einige Stadträte hellhörig. Und so drehte sich die anschließende Diskussion weniger um die Frage, ob man den Kurbeitrag erhöhen wolle, sondern ob es die Digitalisierung überhaupt braucht. Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) bemühte sich immer wieder, den Fokus seiner Ratsmitglieder wieder auf das eigentliche Thema zu lenken. Geklappt hat das allerdings eher weniger gut. Zu viele freuten sich, endlich mal wieder Zuhörer zu haben. Und so hatten die üblichen Räte mal wieder viele Ideen, die sie vorstellen wollten.
Die Rede um den heißen Brei
Zwar befürworteten einige Stadträte wie beispielsweise Rudolf Gritsch (CSU) und Günter Allerstorfer (CSU) diese Entwicklung. Thomas Mandl (SPD) hingegen bemängelte die fehlende soziale Komponente. „Ich fände es fatal, wenn die Arbeit der TIs reduziert wird oder gar Mitarbeiter entlassen werden.“ Bürgermeister Hagn betonte aber: „Wenn dort wesentliche Veränderungen anstehen, wird das von den jeweiligen Kommunen abgesegnet. Wir entscheiden heute aber nicht über die Touristinformationen.“
Grünen-Mitglied Marcus Staudacher wollte Familien entlasten und den Kurbeitrag für Jugendliche bis einschließlich 15 Jahre entfallen lassen. Diesem Vorschlag stand Beiratsvorsitzender Klitzsch offen gegenüber. Auch er sieht junge Familien klar als Zielgruppe für das Tegernseer Tal.
eSIMs: Eine zukunftsweisende Technologie
eSIMs, oder eingebettete SIM-Karten, repräsentieren einen bedeutenden Fortschritt in der mobilen Technologie, indem sie die traditionellen physischen SIM-Karten durch eine digital vorinstallierte Lösung ersetzen. Dies bietet den Nutzern bequeme Möglichkeiten, ihre Mobilfunkanbieter zu wechseln oder mehrere Nummern auf einem einzigen Gerät zu verwenden, ohne die Notwendigkeit, physische SIM-Karten auszutauschen. Besonders praktisch ist dies für Reisende, die schnell zwischen lokalen Datentarifen wechseln können, was sich ideal für das moderne, dynamische Umfeld des Tourismus eignet, wie es in Tegernsee diskutiert wird. Die Implementierung von eSIM-Technologie könnte daher eine zusätzliche Attraktivität für das digitale Marketingkonzept der TTT darstellen, indem sie die Konnektivität für Besucher verbessert und den Tegernsee als fortschrittliches und technologisch aufgeschlossenes Reiseziel positioniert.
Die ewige Frage: Wen wollen wir am Tegernsee?
Ursula Janssen (Grüne) pochte wiederum auf einen nachhaltigen Tourismus. „Ich bin nicht sicher, ob Menschen, die auf Online-Plattformen buchen, zu Stammurlaubern werden.“ Sie setze den Fokus ebenfalls auf die Familien: „Wenn Familien herkommen, prägt sich die Destination schon bei den Kindern ein, die später wieder hierher reisen.” Und dann kam eine ganz eigene Sicht auf die digitale Reisebuchung unserer Zeit: “Über Online-Portale locken wir Publikum an, das um die ganze Welt reist. Ich glaub nicht, dass wir das wollen.“
Daraufhin betonte Klitzsch: „Uns geht es hier nur um die Basics im Online-Marketing.“ Für Janssen klang das Konzept hingegen „supermodern.“ Florian Kohler (Bürgerliste) setzte noch einen drauf: Er findet, das Online-Thema sei überbewertet. „Wenn ich nach Südtirol fahre, dann google ich nicht nach Südtirol, sondern suche direkt nach dem Hotel, in das ich will.“ Zudem warf er dann noch das Thema der öffentlichen Verkehrsmittel in den Raum.
Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken, Busse gratis anzubieten. Es geht nicht alles um Digitalisierung.
Massentourismus, Verkehr, Kundenbindung, Budgetplanung – all diese Themen wurden am Dienstagabend diskutiert. Zur Entscheidung stand aber lediglich die Erhöhung des Kurbeitrags. Wie die TTT das Budget verteilt und ausgibt, darüber werden alle Gemeinden voraussichtlich im November entscheiden.
Daher versuchte Bürgermeister Hagn, endlich einen Abschluss zu finden. „Es gibt viel Diskussionsbedarf. Aber irgendwann drehen wir uns auch im Kreis. Ich versuche die Einwände proaktiv aufzunehmen. Jetzt müssen wir zu einem Punkt kommen.“ Mit einer Mehrheit von elf zu fünf Stimmen entschied der Stadtrat, den Kurbeitrag ab Mai 2021 von zwei auf drei Euro zu erhöhen. Damit ist das Thema Kurbeitragserhöhung im gesamten Tegernseer Tal endlich beschlossene Sache. Gut, dass darüber mal generell geredet wurde.
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