Höherer Kurbeitrag: Für wen eigentlich?

Aktuell beschäftigen sich die Tal-Gemeinden mit einer Erhöhung des Kurbeitrags für alle Übernachtungsgäste. So auch Rottach-Egern. Doch wofür wird das Geld eigentlich genutzt? In diesem Zusammenhang gab’s für TTT-Chef Christian Kausch einen Seitenhieb.

Auch im Rottacher Gemeinderat wurde über die Erhöhung des Kurbeitrags diskutiert.

Im Februar 2019 preschte Bad Wiessee vor. Die Gemeinde erhöhte damals im Alleingang und völlig überraschend den Kurbeitrag von zwei auf 3,30 Euro. Wie berichtet, hielten die anderen Tal-Bürgermeister reichlich wenig von dieser Aktion. Jetzt, eineinhalb Jahre später, diskutieren die anderen Gemeinden über eine solche Erhöhung. So auch Rottach-Egern in der vergangenen Sitzung.

Die Rottacher Gemeinderäte hatten sich mit dem Thema bereits nicht-öffentlich befasst. Zuvor hatte Bürgermeister Christian Köck (CSU) Kontakt zum örtlichen Verkehrsverein, da dort die meisten Vermieter und Gastgeber zusammengeschlossen sind. „Mir war es wichtig, von ihnen eine positive Zustimmung zu erreichen, denn übergehen wollen wir sie nicht.“ Köck betont:

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Natürlich wird der erhöhte Kurbeitrag von den Gästen bezahlt, aber auch der Gastgeber muss den Beitrag ja gegenüber seinen Gästen vertreten.

Die Gemeinde Kreuth hat den Kurbeitrag bereits von zwei auf drei Euro erhöht, ebenso wie die Gemeinde Gmund (wir berichteten). „In Bad Wiessee wurden ja schon vor längerer Zeit die Pflöcke eingeschlagen, indem man dort von zwei auf 3,30 Euro gesprungen ist“, so Köck mit einem kleinen Seitenhieb Richtung Wiesseer Nachbarn.

Es gebe im Hintergrund bei den restlichen vier Tal-Bürgermeister aber das Vorhaben, nochmal auf die Wiesseer Kollegen zuzugehen und sie dazu zu bewegen, auf drei Euro zurückzugehen. „Wir finden es für den Gast leichter nachvollziehbar, wenn wir alle denselben Kurbeitrag im Tal erheben“, erklärte der Rathaus-Chef. Der Gast erlebe die Region als Ganzes und macht beim Ortsschild keinen Unterschied.

An wen gehen die Einnahmen?

Rottach selbst habe sich dafür entschieden, wenn, ebenfalls auf drei Euro zu erhöhen und den neuen Kurbeitrag im Mai 2021 einzuführen. Bevor es zur Abstimmung kam, wollte Michael Hagn (BLITZ) wissen, was genau mit den Einnahmen aus dem Kurbeitrag passiert. „Denn ich hab jetzt schon von mehreren Seiten gehört, dass der Herr Kausch von der TTT sagt, das Geld ist für ihn.“ Für Hagn unverständlich, da „die TTT schon fast eine Millionen Euro von uns bekommt und die ATS finanzieren wir auch noch mit.“

Köck bestätigte, dass ein bestimmter Prozentsatz des Erlöses aus dem höheren Kurbeitrag an die TTT für die Digitalisierungsstrategie geht. Dabei gehe es darum, Abläufe zu optimieren, Gästedaten zu verarbeiten, Gästebewegungen zu analysieren und gewisse „Brennpunkte“, die überlaufen sind, zu entspannen. „Dafür sind diese Daten sehr wertvoll und da braucht man künftig auch den einen oder anderen Experten. Dass das Geld kostet, ist kein Geheimnis.“

Zudem habe man mittlerweile im gesamten Tegernseer Tal ein Leistungsangebot, das diesen Beitrag von drei Euro rechtfertigt. Die Vergünstigungen im öffentlichen Verkehr, die Instandhaltung der Wegenetze und der Infrastruktur in der Gemeinde werden unter anderem durch den Kurbeitrag mitfinanziert.

Rottach will TTT unter die Lupe nehmen

Anastasia Stadler (CSU) war ebenfalls der Meinung, dass drei Euro in Bezug auf das touristische Angebot in Rottach-Egern durchaus angemessen sind. „Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass ich vollkommen dagegen bin, dass der Betrag durch die Erhöhung eins zu eins für die Digitalisierung ausgegeben wird.“ Ähnlich sah das auch ihre Faktionskollegin Alexandra Wurmser:

Nur weil wir der Erhöhung zustimmen, sollte die TTT nicht gleich meinen: ‚Zack, jetzt kriegen wir das ganze Budget.’ Das ist kein Freibrief für Herrn Kausch.

Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG) meldete sich ebenfalls zu Wort, um zu betonen, dass im November wie jedes Jahr der Haushaltsplan der TTT vorgestellt wird. „Der Haushaltsplan wurde bisher im Rottacher Gemeinderat immer sehr, sehr kritisch hinterfragt. Dort haben wir dann die Gelegenheit miteinander zu prüfen, ob wir das, was geplant wird, für gut empfinden oder nicht. Dieses Recht werden wir uns wieder rausnehmen.“

Georg Höß (FWG) ermahnte allerdings an dieser Stelle seine Kollegen, dass es hier jetzt um die Erhöhung des Kurbeitrags und nicht um das Budget der TTT gehe. „Wenn wir gegen eine Erhöhung stimmen, belasten wir unsere Bürger.“ Denn alles, was nicht über den Kurbeitrag an die TTT geht, wird dann über ein Defizit finanziert und aus der Gemeindekasse genommen.

Was die Erhöhung des Kurbeitrags von zwei auf drei Euro angeht, stimmte der Rottacher Gemeinderat aber einstimmig zu. Ob sie den Mehrerlös allerdings komplett für die Digitalisierungsstrategie der TTT abtreten, wird sich dann vermutlich im November zeigen.

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