Ein Kommentar zur Klinikkrise
Wir brauchen Agatharied

Das Krankenhaus Agatharied wurde attackiert. Das ist für die Einrichtung in Hausham gefährlich – aber auch für unsere Gesundheitsversorgung im Landkreis. Ein Kommentar.

Blick in den Operationssaal: PD Dr. Dr. Peter Michael Prodinger (re.) beim Einsatz des Mako-Roboters während der Implantation eines neuen Kniegelenks. / Quelle: Krankenhaus Agatharied

In der Pandemie besuchte ich die Intensivstation in Agatharied. Sprach mit Pflegern, Ärzten, sah Patienten in schierer Not. Es ergab sich für mich ein Bild aus Professionalität (so ich das als Amateur beurteilen konnte) und großem Engagement – auch im größten Stress.

Man improvisierte, man managte die Krise. Und jeder, der in dieser Zeit selbst erkrankt war oder betroffene Angehörige hatte, war froh, dass die Politik über Jahre so hart für das Krankenhaus gekämpft hatte. Agatharied muss bleiben, war mein Gedanke, als ich die Klinik verließ.

Jetzt ist da eine neue Herausforderung

Ein Angriff aus dem Internet gegen das IT-Systems des Krankenhauses. Klingt für viele fremd und nicht wirklich gefährlich. Das ist ein Trugschluss. Attacken von außen auf Kliniken oder andere für uns extrem wichtige Einrichtungen sind existenziell in unserer modernen Gesellschaft.

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Es fängt bei verschobenen Operationen an und hört bei der Veröffentlichung intimer Patientendaten nicht auf. Am Ende stand bei ähnlichen Fällen oft die Zahlung von Lösegeld. Das reißt in die Etats der Kliniken große Löcher. Löcher, die mit anderen Mitteln (und meist zulasten anderer Bereiche) aufgefüllt werden müssen. Auch Versicherungen, die schon einmal einspringen, zahlen nicht immer und vor allem – nicht ewig.

Defizitär und harter Konkurrenz ausgesetzt

Das Krankenhaus Agatharied ist für unseren Landkreis extrem wichtig, aber eben defizitär. Vor zehn Jahren hatte es das letzte Mal ein positives Ergebnis. Seitdem ist der Haushalt knallrot. Warum?

Agatharied versorgt eine zunehmend älter (und damit meist unter entsprechenden chronischen Erkrankungen leidenden) Gesellschaft. Es muss sich gegen die harte Konkurrenz der privaten Kliniken in unserer Region erwehren.

Denn die verdienen mit ihren Schulter/Knie/Hüfte-Operationen das Geld. Geld, das in Agatharied dann fehlt, weil dort die weniger lukrativen Behandlungen vorgenommen werden. Und dann ist da der Druck aus Berlin: Könnte die Krankenhausreform des Bundesministeriums Agatharied zu einem “Gesundheitszentrum mit Akutpflegekapazitäten” herunterschrauben?

Agatharied, und auch das gehört zur Erklärung, wurde dennoch von der örtlichen Politik geschützt. Ilse Aigner und Olaf von Löwis haben massiv bei der bayerischen Staatsregierung interveniert. Nur so konnten einzelne Abteilungen erhalten bleiben. Politik wirkt also.

‘Schildkröte’ oder Transparenz?

Als das Krankenhaus 2021 (damals hatte das Krankenhaus schon ein Defizit von 12.5 Millionen Euro) zu einem Kommunalunternehmen wurde, hofften viele, der Landkreis (mit seinen zum Teil sehr vermögenden Kommunen aus dem Tegernseer Tal) federe diese Herausforderungen ab.

Das ist sicher nur bedingt der Fall. Gemeinden verlangen zu Recht Professionalität. Wer zahlt, schafft an. Klinikchef Benjamin Bartholdt muss in dieser IT-Krise beweisen, dass er so einer Herausforderung gewachsen ist. Generell gilt: Wer im 21. Jahrhundert kommunikativ zur Schildkröte wird, wer sich wegduckt, Transparenz nur in einer Salamitaktik zulässt, verliert sehr schnell an Glaubwürdigkeit. Das kann dem Krankenhaus teuer zu stehen kommen.

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