Am Fuß der Neureuth wurde über Jahre ein Almdorf geplant. Genehmigt wurde der Hotel-Bau bereits 2016, doch zu Bauarbeiten kam es nie. Investoren kamen und gingen. Jetzt hat der Tegernseer Stadtrat keine Lust mehr …
Johannes Hagn (CSU) kann kaum etwas aus der Ruhe bringen. Dem Tegernseer Bürgermeister sind Ausbrüche oder selbstherrliche Auftritte fremd. Umso mehr erstaunt seine harsche Reaktion, wenn er auf das Almdorf-Projekt angesprochen wird.
Zehn Alm-Gebäude, 64 Betten – ein Luxus-Almdorf – das plante der Tegernseer Bauentwickler Rainer Leidecker hoch oben über dem Tegernsee. Doch seit 13 Jahren ist es bei Planungen und Umplanungen geblieben.
Viermal musste sich der Tegernseer Stadtrat mit Tektur-Anträgen beschäftigten, also mit Änderungen des Bauantrages. 2019 wurde das dortige Café Bergschwalbe abgerissen. Es enstand eine Kiesbrache.
Ein Schandfleck hoch über Tegernsee
Gestern ging es im Stadtrat Tegernsee um die Aufhebung des Beschlusses zum Bebauungsplan Nr. 49 “Hotelanlage Almdorf” und im zweiten Beschluss um die Frage, ob man die Baugenehmigung verlängere.
Bereits in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Bauausschusses gab es heftige Diskussionen. Gestern zeigte der Stadtrat klare Kante. Man fand deutliche Worte für die Bummel-Bauentwickler. “Das Almdorf hat zwei Bürgermeister und zwei Stadträte beschäftigt, ohne dass irgendwas passiert wäre, außer einem Schandfleck da oben,” erklärt Hagn am Dienstagabend.
Hagn betont nochmal, warum der Stadtrat jetzt über das Almdorf entscheiden; es wären alle Fristen abgelaufen: “Wir sind nicht bereit, das ad infinitum (Anmerkung der Redaktion: bis in alle Ewigkeit) durchzuführen”, so der Bürgermeister von Tegernsee.
Und damit fand er Zustimmung in allen Fraktionen des Rats. Barbara Staudacher von den Grünen ist erleichtert: “Das Projekt hat sich selbst überholt, heute würde niemand mehr sowas aus dem Landschaftsschutzgebiet rausnehmen. Ich bin froh, dass es vom Tisch ist.”
Eine kleine Messe feierte Thomas Mandl von der SPD. Er stimmte schon vor Jahren gegen das Projekt und erinnert seine Kolleginnen und Kollegen an den langen Weg: “Es erfüllt mich mit Genugtuung. 2013 habe ich eine Petition gestartet, 600 Bürger haben unterschrieben, da hat es sich schon abgezeichnet, dass das eine Steißgeburt ist.”
Am Ende wurden beide Tops einstimmig beschlossen: Eine Verlängerung der Baugenehmigung ist erstmal vom Tisch.
Geschieht noch ein Bauwunder?
Bis zum 22. August hat der Bauherr theoretisch noch Zeit, den Stadtrat mit dem Bau des Almdorfes zu überraschen. Unwahrscheinlich ohne Investor. Zudem fehlen weitere Sicherheiten, etwa Bürgschaften.
Vielleicht wird das Baufeld dann in ferner Zukunft sogar wieder Landschaftsschutzgebiet(LSG). Der Kreistag hat bereits vor elf Jahren ein Flurstück für das exquisite Hotel aus dem LSG heben müssen.
Diese Hoffnung haben zumindest die Grünen und die SPD, die die Herausnahme aus dem LSG stets kritisierten. Auch der Bund Naturschutz hat das Bauvorhaben stets abgelehnt, unter anderem auch wegen der Hangstabilität.
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