Ein Kommentar von Martin Calsow:
Kurz nach der Meldung vor einer Woche über die angebliche versuchte Vergewaltigung einer Holzkirchnerin, kochte die Volksseele, flogen die Gerüchte schrapnellgleich durch die Luft. Afghanen wollen deutsche Frau vergewaltigen. Fehlt nur noch ein deutscher Hund für eine perfekte Boulevard-Geschichte.
Und eine Woche später? Nichts war so, wie es die Dame sagte. Es war gelogen. Egal, was sie jetzt sagen wird, man wird ihr kaum glauben können. Wie kann man so etwas machen? Und: Um wen geht es? Das ist vermutlich nicht einmal schwer. Es beginnt mit einer blöden Erklärung, eine Lüge kommt oben drauf. Und plötzlich rollt etwas los, was eine 19-Jährige nicht zu stoppen glaubt. Flüchtet sich in eine Story. Sie kann den Schaden nicht überblicken.
Täter, die keine Täter sind
Aber der ist immens. Drei junge Männer aus einem anderen Land kommen nach einer Flucht in ein deutsches Gefängnis – aufgrund der Lüge einer Frau. Es wäre zynisch zu behaupten, dass es lediglich eine weitere Erfahrung auf einem entbehrungsreichen Weg dieser Menschen sei. Es wird sie lange Zeit verfolgen, Frauen gegenüber bestenfalls misstrauisch machen. Kein guter Start, den wir den jungen Afghanen gegenüber hingelegt haben.
Die anderen Frauen. Natürlich wird bei jeder Vergewaltigung nun diese Nummer herausgeholt. Alle 70 Minuten werden in Deutschland Frauen sexuell genötigt. Mit ihrer Lüge hat die junge Frau jene Opfer auf eine dämliche Weise diskreditiert. Das muss ihr klar gemacht werden.
Die Hasstipper und der Zeuge
Dann die Masse. Jene, die geifern, fordern, schreien und drohen. Zurück unter die Steine, unter denen ihr her gekrochen seid. Dabei wäre es naiv zu glauben, dass jene, die schäumten, jetzt durch die Katzenklappe kämen, sich entschuldigen würden. Fresse aufreißen ist einfacher, als die Hand auszustrecken. Nichts Neues. Aber schaut sie euch genau an, die da den Hass getippt haben, mit vollem Namen und Gesicht. So sieht Faschismus aus.
Dann jene, die es mit der Angst bekamen. Für sie ist es lehrreich. Erst einmal abwarten und an unseren Staat glauben. Unsere Polizei, die ruhig und besonnen ermittelt. Und still dem Zeugen danken, der redet. Ohne ihn hätte vermutlich Aussage gegen Aussage gestanden. Er ist der Mutige, der das Recht mit seiner Aussage zurückgegeben hat. Zum Schluss wir, die wir darüber berichten. Die zuweilen vergessen, dass es immer, wirklich immer bis zur Verurteilung beim Konjunktiv bleibt. Urteile sind schnell geschrieben.
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