Ein Kommentar von Martin Calsow:
Bürgermeister Christian Köck ist der Held der Stunde in der Premium-Destination Rottach, dem schmucken Dorf am Tegernsee für betuchte, glückliche und freilaufende Deutsche. Lange hatte der CSU-Dorfschulze den Schad-Asylanten von seiner Firstclass-Scholle fernhalten können. Gut, das fiel irgendwann auf. Aber das CSU-Motto vom Landesherrn gilt weiter: Kämpfen bis zur letzten Patrone.
Köck machte bereits publizistisch einmal von sich reden: Er goss sich Eiswürfel über den Kopf. Es scheint nicht geholfen zu haben. Obwohl er im Gegensatz zu den Kollegen im Tegernseer Tal ein Neuling in Sachen Aufnahme von Asylbewerbern ist, schalmeit er schon jetzt: „Es kommen ungebremst neue Leute, der Haufen türmt sich auf und ist fast nicht mehr zu bewerkstelligen.“
Haufen? Wirklich? Kann jemand noch einmal nach Eiswürfeln fragen? Es bleibt dabei: Der eine packt an, der andere schwadroniert. Wir wollen keine Fremden, geht’s weg. Hier ist es schön. Da braucht es kein Elend.
Respekt, Unterstützung und Hochachtung
Die Belastungen für die, die das Problem wirklich anpacken, sind groß. Ob Ehrenamtliche oder die Menschen in der Verwaltung. Sie verdienen Respekt, Unterstützung und Hochachtung. Keiner war auf diesen Zustrom vorbereitet. Selten läuft etwas rund. Erst recht, wenn man in Deutschland keinen Plan hat. So ist das eben.
Es wird in den Gemeinden improvisiert und gestopft. Das geht an die Grenzen der Belastbarkeit der Bürgermeister – Köck hat da im Vergleich zu dem ein oder anderen Rathauschef noch durchaus Luft nach oben – und auch an die Grenzen der Helfer. Keiner kann eine Lösung mit schickem Happy End für alle bieten. So funktioniert eben Politik.
Es gibt nur ein Annähern an eine bessere Situation. Es ist ein Abwägen, Ausprobieren. Das sollte jenen Hobby-Geopolitikern, die hier und anderswo gern ihre „Weltlösung“ herausbrechen, gesagt sein. Ja, es wird mühsam bleiben. Sehr große Kosten verursachen. Es wird mitnichten einen schnellen Schub für die Wirtschaft geben.
Demografie und Arbeitsmarkt sind keine Schnellzünder. Also brauchen wir permanent neue Ideen, Vorschläge, Initiativen. Was wir aber gar nicht brauchen, sind populistisches Gewäsch und Untergangsgeraune vom warmen Schreibtisch aus.
Propheten Paradies
Überhaupt das Geraune! Es ist nicht neu, dass viele im Tegernseer Tal zur Schmalspur-Esoterik neigen. Berauscht vom Vulkanismus des eigenen Geistes, wird mit Verve in die Zukunft geblickt. Die ist natürlich schrecklich. Optimismus und Pragmatismus gelten heute als das, was Karl Marx Mitte des 19. Jahrhunderts das „Opium des Volkes“ nannte. Ein Glauben für Naive, die nicht die „Zeichen an der Wand“ erkennen.
Die ambitionierten Schwarzseher sind alles kleine Propheten, die nach Aufmerksamkeit schreien und die Zunge einfach nicht im Mund behalten mögen. Könnte man für diese (meist) Herren vor dem hiesigen Bräustüberl einen Platz einrichten? Könnte ein Touri-Hotspot werden. Ein Premium-Propheten-Plätzchen sozusagen – in etwa so:
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