Ein Kommentar von Martin Calsow:
Als Kind sollte meine Frau nicht auf eine Schaukel klettern. Sie tat es dennoch, fiel hinunter, drehte sich erbost zu ihren Eltern um: „Ihr müsst auch besser auf mich aufpassen!“ Wird heute noch gern bei Familientreffen erzählt.
So läuft es auch mit dem Rodeln auf dem Wallberg. Menschen, meinungsstark und übermütig, dafür aber ahnungsfrei, begeben sich auf eine fast sieben Kilometer lange Abfahrt mit dem Schlitten. Gern sind es Münchner, deren Erfahrungshorizont nur von der dortigen Streif, der Abfahrt am Monopteros, stammt. Dann wird das Kind mitgenommen. Passt scho. Was soll schon schief gehen? So ziemlich alles! Weil man ja mal direkt hinter der Kurve stoppt, um die Mails zu checken.
Ist die Bahn vereist – irre, aber auf über 1700 Meter kann schon mal etwas im Winter vereisen – ist immer der Betreiber schuld. Warum? Er hat präpariert. Er hat es angeboten. Also muss er auch für den letzten Schadmünchner oder Einheimischen mit Hang zur Selbstüberschätzung die Verantwortung übernehmen. Obwohl der Betrieber auf seiner Website klarstellt: „Die 6,5 km lange Naturrodelbahn am Wallberg gehört zu den längsten und sportlichsten in Deutschland. Rund eine halbe Stunde dauert die Abfahrt ins Tal. Da die Bahn durch ihre Länge und Neigung zu den anspruchsvolleren Bahnen gehört, ist sie für Kleinkinder nicht geeignet.“
Ein Wort ist aus der Mode gekommen: Eigenverantwortung. Wenn du im Winter mit oder ohne Kind auf einer Abfahrt herunterkachelst, ist das deine Sache. Du trägst die Verantwortung. Fährst du jemanden um, bleibst du stehen, bis klar ist, ob du einen Menschen nachhaltig geschädigt hast. Auch das ist Verantwortung. Eigentlich selbstverständlich. Aber es ist natürlich einfacher, auf ein Unternehmen einzudreschen. Und es ist ja auch egal, wenn die Gemeinschaft für deine rücksichtslose Dämlichkeit einen Rettungseinsatz mitzahlen darf. Ist wie mit der Schaukel. Voll Vollkasko, aber eben auch voll daneben. Also zurück zum Monopteros.
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