Um 1,1 Millionen Euro sollen die vier Angeklagten die schwerkranke „Betty“, wie sie von ihren Freunden genannt wurde, gebracht haben. In dem seit Januar dauernden Verfahren versucht die 1. Strafkammer des Landgerichts München II unter dem Vorsitzenden Thomas Bott Licht in das Beziehungsgeflecht von Böck zu ihrem Umfeld zu bringen.
Darunter sind die Hauptangeklagte Renate W., die laut Anklage die 95-Jährige auf der Palliativstation im Krankenhaus Agatharied mit einem weichen Gegenstand am 22. April 2016 erstickt haben soll, der Mann der Sauerlacherin, Ulrich W., der ebenso des Bandendiebstahls bezichtigt wird, wie Bettys Hausmeister „Harry“, der Bulgare Georgiev Z. und der Rottacher Peter P. Für ihn forderte die Staatsanwältin zuletzt in ihrem Plädoyer sieben Jahre Haft. Denn der jetzt 59-Jährige habe das freundschaftliche Verhältnis zur Multimillionärin ausgenutzt, was „besonders verwerflich“ sei.
Rottacher gibt „Betty“ 12.500 Euro ohne Quittung
Das sei ein „knackiger Vorwurf“ der Anklage, konterte vor zwei Wochen P.‘s Anwalt Frank Eckstein. Der einen Freispruch für seinen Mandanten forderte, da dieser mit der Anklage „in Sippenhaft“ genommen werde. Um dessen freundschaftliches Verhältnis zu untermauern, ließ Eckstein bei der heutigen Verhandlung, bei der einige Prozessbeobachter bereits mit dem Urteil gerechnet hatten, weitere Zeugen laden.
Zunächst wurde Sigrid B., in den Zeugenstand gerufen. Die 80-jährige Rottacherin arbeitet seit 30 Jahren für P. in seinem Geschäft an der Seestraße, wie sie aussagte. Auch sie habe „Betty“ seit vielen Jahren gekannt, ebenso wie der Angeklagte. Zu ihrem Kollegen P. soll Böck „viel Vertrauen“ gehabt haben, sie habe „große Stücke“ von ihm gehalten, so die Zeugin bei der Vernehmung. Ihr soll Böck einmal gesagt haben:
Peter wird sich einmal freuen, was er von mir bekommt.
Über lange Zeit sei ihr Chef „Betty“ behilflich gewesen, ob bei Fahrten nach München zu Kunsthändlern oder auch finanziell, als Böck im Rottacher Rupertihof vom Amtsgericht unter Betreuung gestellt wurde. Da sollen ihr die zugeteilten 100 Euro Taschengeld pro Woche hinten und vorne nicht gereicht haben. Betty sei sehr großzügig mit Trinkgeldern gewesen, wenn man ihr geholfen habe, so Sigrid B. So habe Peter P. ständig mit Barem ausgeholfen, insgesamt seinen so 12.500 Euro zusammengekommen, für die er von Böck keine Quittung verlangt habe.
So soll sich der Kunsthändler zunächst auch nicht weiter gewundert haben, als ihm Renate W. und „Harry“ zwölf Golddosen von Böck zur sicheren Aufbewahrung ausgehändigt hätten. Ihren Wert schätzt die Anklage auf gut 100.000 Euro. Um deren Verbleib ranken sich seit etlichen Verhandlungstagen die Befragungen. Wann hat wer wem diese Golddosen gegeben, aus welchem Grund, und wurden sie wirklich freiwillig von P. der Kripo in Miesbach übergeben.
Böck war in der Familie von Peter P. „präsent“
Für die Zeugin B. ist der Fall klar. P. habe die Wertgestände aus Gold zunächst in seinem Tresor im Laden aufbewahrt, als dies zu unsicher schien, in seiner Villa im Weinkeller. Nachdem P. von den Ermittlungen der Polizei erfuhr, habe er die Golddosen zur Polizei gebracht. Und die Kommode, Teppiche und Stühle, die Böcks Gesellschafterin als Hauptbeschuldigte bei P. an der Seestraße abstellen ließ, hätte dieser gleich wieder zurückbringen lassen, da „noch keine Testamentseröffnung“ gewesen sei.
P. hätte das Vertrauen, das Böck in ihn setzte, nicht missbraucht. Schließlich sei dies sehr eng gewesen, so die Zeugin. Freund P. habe sich immer um Betty gekümmert. Dessen Tochter Verena berichtete als Zeugin, dass sie von ihren Kindesbeinen an Böck kannte, man habe auch Weihnachten zusammen gefeiert.
Sie hat mich auch während meines Studiums finanziell unterstützt. Betty war immer bei uns in der Familie präsent.
Ihr Vater sei der „engste Vertraute“ der Kunsthändlerin in Kreuth gewesen, die bis zuletzt auch in Rottach ihr Geschäft in der Seestraße betrieb. Die 31-Jährige, die ihrem Vater im Laden aushilft, bestätigte, dass die besagten Golddosen von den Mitangeklagten zur Aufbewahrung gebracht wurden. Sicherheitshalber seien sie wegen der zahlreichen Tresoreinbrüche im Tal damals im Wohnhaus versteckt worden.
Anschließend habe ihr Vater sie dann der Polizei ausgehändigt, so dessen Tochter vor Gericht. Böck habe gerne ihr Testament geändert, je nach Wohlverhalten der Begünstigten. Der Prozess wird am 4. Juni mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Zudem hat der Verteidiger der wegen Mordes angeklagten Renate W. ein weiteres Sachverständigen-Gutachten zu den Todesursachen von Böck gefordert.
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