Ein Kommentar von Martin Calsow:
Irgendwann im Winter, wenn alles im Tal verkehrstechnisch läuft, sitzen im fernen Rosenheim Freunde der Meditation im Straßenbauamt zusammen. Sie denken Monate voraus: Wie geben wir jenen, die nur rasend durch das schöne Tegernseer Tal rasen, die Möglichkeit des Genießens und des Nachdenkens?
Dann legen sie ihre Instrumente auf den Tisch und klatschen erfreut in die Hände: Hier eine Brückensanierung, dort Kanalarbeiten, hier ein neuer Straßenbelag, dort ein Trog. Das Ziel: Der Kollaps des Tals als Meditations- und Entschleunigungsaufgabe.
Der Rettungsschuss: Eine Seite wird dicht gemacht
Wie beim Frosch im langsam erhitzendem Wasser fangen sie mit kleineren Maßnahmen an. Sonst könnte der Bürger schnell auf ihren Yogi-Gesamtplan kommen. Mit einigen Testläufen wie Mäharbeiten und Markierungsabreiten über Wochen und Verzögerungen bei Giganten-Baustellen wie den Warngauer Trog tasten sich die Herren im Bauamt vor.
Dann kommt der finale Rettungsschuss für den Verkehr: Wir machen einfach eine Seite des Sees dicht. Langes, begeistertes OOOOOOOOM in der Runde. Alle wissen: Wo kann man schon mit einer besseren Aussicht stauen? Erst hier entschleunigt der Volkskörper, schaut zwangsweise hinaus auf den smaragdgrünen See, wo man theoretisch schon schwimmen könnte, aber stattdessen sitzt und wartet.
Klassik soll entspannen
Jetzt kommt es langsam gärend zur Lösung: Einst verknotete Gedanken können nun freien Lauf gelassen werden, Familien- und Eheprobleme in extenso ausdiskutiert werden, ohne das jemand flüchten könnte. Alles kann auf den Tisch (bzw. Armaturenbrett) kommen.
Wichtig nur: Die richtige Radiostationswahl: Also nie Bayern Drei hören. Das führt zu unnötiger Aggression. Suchen Sie sanfte Klassik. Und immer daran denken: Sie sind nicht im Stau, Sie sind der Stau! Zuweilen sehen Sie die Meditations-Gurus des Straßenverkehrsamts in ihren orangenen Kutten am Wegesrand stehen und ihr Werk bestaunen: Alle Räder stehen still, wenn es der Rosenheim Yogi will. Oooooom ….
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