Den Themen wurden an diesem Abend keine Grenzen gesetzt. Für Schauspielerin Maria Furtwängler war es die Rolle der Frau in der Gesellschaft und Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern redete wie gewohnt Klartext, ob über das WM-Debakel oder soziale Medien. Furtwängler (51), alias Tatort-Kommissarin Charlotte Lindholm, ist Mitbegründerin zahlreicher Stiftungen, die sich auch für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten in Afrika einsetzt.
Sie habe als Ambulanzärztin für die Stiftung „German Doctors“ in vielen Entwicklungsländern eine „groteske Missachtung von Frauen“ erlebt. So würden Frauen in Indien bewusst mit Verbrennungen der Haut verstümmelt, um Opfer von „Mitgift-Jägern“ zu werden. Das habe ihr in jungen Jahren bereits die Augen geöffnet. Deshalb habe sie auf den Philippinen ein Schutzhaus für Mädchen gebaut, die Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel wurden.
„Geklonte Girlies“
Initiiert wurde von Furtwängler auch eine Studie, die zeige, wie sehr Frauen in der Medienlandschaft unterrepräsentiert seien. „Das ist meine Motivation“. Denn Mädchen und Frauen würden immer nur im Kontext von Mode, Fashion und Schminke auffallen, ergänzte Co-Moderatorin Gabriele Dorby, einstige Pressesprecherin des Landratsamtes.
Dies führe dazu, so Furtwängler, dass Mädchen alle nahezu gleich aussehen. Der Style sei schlank und lange Haare. „Auf dem Oktoberfest denkt man, die wurden geklont“. Ob nicht auch Eltern und Familien eine gewisse Verantwortung für diesen Trend hätten, speziell die Mütter, fragte Olaf von Löwis als Bezirkstagskandidat in der Runde. „Wir Mütter“, wusste Furtwängler, „machen zu großen Teilen die Machos und Prinzen“.
Özil als Reizthema
Während seine Bayern im Trainingslager in Rottach-Egern hart für die Vorbereitung auf die neue Fußball-Saison arbeiten, lief Uli Hoeneß (66) schon zu großer Form auf. „Ich spreche ungern darüber, aber In unserem Land gibt es wenige Bessermacher und mehr Besserwisser. Ich gehöre zu den Bessermachern“. Er unterstütze keine Projekte, „weil sie gut für das Image sind“. Sein soziales Handeln geschehe von Fall zu Fall. „Wenn ich glaube ein Problem lösen zu können, dann tue ich es“. Seine Maxime aber sei bei den vielfältigen sozialen Projekten, etwas zu tun und weniger darüber zu reden. Wie seine Strategie im Umgang mit sozialen Medien sei, wollte Dorby wissen. „Ich bin online überhaupt nicht unterwegs. Ich habe noch nie eine SMS geschickt“. Auch Shitstorms würden ihn nicht erreichen.
Nachdem er mit der Mannschaft in Amerika gerade unterwegs war, habe er bemerkt, wie alle Spieler und die Verantwortlichen „Tag und Nacht in ihr Ding da reinschauen“. Und zum frühzeitigen WM-Aus in Russland: „Hätten unsere Nationalspieler weniger gedaddelt, hätten sie nachts besser geschlafen und nicht während des Spiels“. Nachdem Hoeneß schon beim Fußball war, wiederholte er seine Kritik an Mesut Özil: „Beim DFB hat man sich von den Medien und seinem Umfeld eine politische Diskussion aufdrängen lassen. Da haben auch viele Politiker populistisch mitgemacht. Das Grundproblem ist doch: Der Spieler hat mit dem Erdogan-Foto einen Fehler gemacht. Er hätte sich entschuldigen müssen und gut wäre es gewesen.“
Handyverbot an Schulen?
Zurück beim Thema „Handyverbot“ an Schulen, das Frankreichs Staatspräsident Macron erlassen hat, fand Hoeneß dessen Entscheidung „super“. (langer Beifall) Richtig sei, dass man dem Fortschritt mit dem Handy auch für „geschäftliche Dinge“ nicht im Wege stehen könne, aber meist würde nur „Schwachsinn“ eingegeben werden. Wenn man in der gleichen Zeit miteinander reden würde, „Dann wäre die Welt viel besser“. Für ein Handyverbot an Schulen wäre auch er sofort zu haben, so von Löwis, doch es falle nicht in seinen Zuständigkeit, zudem sei auch die Situation nicht mehr „aufzuhalten“. An dem Handy vorbei zu arbeiten geht nicht mehr, aber Eltern müssten ihren Kindern den Umgang beibringen. Verbesserungsfähig sei die persönliche Kommunikation. „Das Smartphone kann man nicht mehr zurückdrängen, da sich diese Technik rasend schnell auf der Welt verbreitet“, steuerte Aigner zu diesem Thema bei. Auch sie ertappe sich dabei, immer wieder mal nachzusehen, „ob irgendetwas passiert ist“. Der CSU-Ortsvorsitzende und Co-Moderator Florian Sareiter bedauerte, dass Menschen zwar so viel wie noch nie “über Social Media leider oft nur anonym kommunizieren” würden, aber dieser Abend, der für Geselligkeit stehe, die Menschen vielleicht etwas zusammenbringe. Deswegen sei als Form der “Stammtisch” bewusst gewählt worden.
Schwer zu denken geben ihr Entwicklungen im Medienbereich, wenn aus internen Sitzungen etwas nach draußen dringe. Hier vermisse sie eine „Eigendisziplin“. Inzwischen werde alles nur noch in der Öffentlichkeit diskutiert. „Dafür ist auch meine Zunft schuld“. Für Politiker sei es ein Spagat, „weil wir die Öffentlichkeit brauchen“, ergänzte von Löwis, „um authentisch rüberzukommen“. Furtwängler hatte wenig übrig für den „Selfieshit auf Instagram“. Niemand habe dagegen etwas gepostet, als sie sich Ende vergangenen Jahres mit Aigner und der Kabarettistin Monika Gruber trafen. „Da ham wir’s gscheit kracha lassen“.
Wofür steht das C bei der CSU?
Krachen ließ es bei der Publikumsrunde ein Ostallgäuer aus Nesselwang. Er sei aus Protest über die Asylpolitik der CSU als Ortsvorsitzender aus der Partei ausgetreten, weil er Seehofers Stil „unmöglich findet“. Eine Partei wie die CSU habe eben nun mal „eine große Bandbreite“, erwiderte Aigner. „Wir haben einen sozialen, einen christlichen einen nationalkonservativen Flügel“.
Bislang sei es gelungen alles unter einen Hut zu bringen. Gerade in Gegenden, in denen das Thema Asyl sehr „massiv aufgetreten“ sei, brauche man trotz aller Humanität auch ein gewisses Maß an „Recht und Ordnung“. Ein Schwabe aus dem „CDU-regierten“ Bundesland fragte, wofür eigentlich das „C“ in der CSU stehe? „Wir in der Partei bauen auf das christliche Menschenbild“, erwiderte Aigner. Ihre Maxime sei das Sprichwort: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu“.
Wo bleibt der soziale Wohnungsbau?
Hildegard Wagner aus Bad Wiessee wünschte sich für ihren querschnittsgelähmten Bruder und andere Behinderte einen Sportstützpunkt im Süden Münchens für Sommer- und Wintersport. „Wir dürfen sie nicht aussortieren“, mahnte Wagner, „wir brauchen Medien und Geld“. Sie habe jetzt keine Lösung parat, entgegnete Aigner, lobte aber Wagners Engagement. „Sie machen das ganz toll“. Die Paralympics würden inzwischen von der Öffentlichkeit „sehr gut angenommen“ werden. Dies sollte für alle eine Motivation sein.
Andreas Scherzer vom Verein „Rettet den Tegernsee“ forderte mehr Wohnraum für Einheimische von Bauministerin Aigner. „Dafür haben wir jetzt mehrere Programme für insgesamt eine Milliarde Euro auf den Weg gebracht“. Als Beispiel nannte sie auch die kürzlich eingeweihten 14 Sozialwohnungen in Gmund. Erwin Tontsch aus Wiessee lagen die Wölfe am Herzen. Man müsste sie nicht abschießen, wenn Ministerpräsident Söder sich für einen dritten Nationalpark entschieden hätte. Hier im stark frequentierten Alpenvorland, auch mit Almen, „muss eine Entnahme möglich sein“, sagte Aigner. Ein CDU-Mitglied aus Thüringen sprach das aus, was man auf dem Podium im Wahlkampf sicher gerne vernahm: „Die CSU ist die beste Partei Deutschlands“.
Hier noch einige Eindrücke:
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