Ein Kommentar von Martin Calsow:
Als Wackersdorf-Veteran gefällt mir die Fassade des Tegernseer Feuerwehrhauses natürlich besonders gut. Das hat einen schlichten Grund: Ganz links in der Bildergalerie ist ein brennendes Atomkraftwerk zu sehen, ein aktueller Hinweis auf die Gefahren, die wir Menschen uns gern selbst schaffen. Aber es ist eben nur ein kurzer Schmunzler.
Klar, es ist traurig, dass dieses schmucke Kleinod aus dem Stadtbild verschwinden soll. Vor allem, wenn in direkter Nachbarschaft ein gigantisches Baumonster gesetzt wird. Aber der Kampf um den Erhalt mutet unverhältnismäßig an. Gutachten hin oder her: Das Haus ist zu klein für die heutigen Anforderungen einer Feuerwehr. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Der Spielplatz hat eine neue Heimat. Selbst sensible Kinder werden ihren Weg dorthin finden.
Ein Baudenkmal, das Tegernsee prägt?
Vor allem sind genug Argumente ausgetauscht worden. Wenn mir ein Feuerwehrexperte hinreichend erklären kann, dass eine erhöhte Unfallgefahr besteht, ist mir die schmucke Fassade grad wurscht. Keiner will einem eingequetschten Freiwilligen erklären, warum das eben ein zumutbares Opfer für die Stadtästhetik sei. Nun ist das Haus auch kein Sakralbau aus der Romanik, sondern ein Zweckbau aus den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts (ähnlich wie das Gemeindehaus in Bad Wiessee).
Erklärt es uns tatsächlich die Geschichte des Tals? Ist es wirklich ein Baudenkmal, das Tegernsee prägt, und damit zwingend zu erhalten sei? Hier wird es nun geschmacklich, und damit entfernt sich die Auseinandersetzung von der Sachebene. Generell verwundert der Zeitpunkt der Aufregung. Der Hagn Hans, vulgo Erster Bürgermeister, hat das ja nicht über Nacht entschieden.
Klar: es ist schad’ um das Haus. Ob in der Vergangenheit die Verantwortlichen hätten anders handeln sollen, mag so sein, ist aber vergossene Milch. Alle Beteiligten sollten nach vorn schauen. Tegernsee hat mit Objekten wie dem „Guggemoos“ und anderen Schandflecken deutlich andere Projekte, für die es sich lohnt zu kämpfen.
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