Die Sache ist heikel. Schließlich geht es um den Ex-Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Bad Wiessee. 30 Jahre hatte sich Christian Stiglmeier Meriten mit seiner ständigen Bereitschaft zum Löschen verdient. Dann so etwas: Am freiwilligen Ende seiner Amtszeit geriet er in den „Verdacht der Unterschlagung von Aufwandsentschädigungen“. Nach Informationen der Tegernseer Stimme soll es um 43.000 Euro gehen, die Stiglmeier über zehn Jahre seinen Kameraden für ihren Einsatz vorenthalten haben soll.
Der Betrag addiert sich bei kostenpflichtigen Einsätzen wie beispielsweise beim Entfernen einer Ölspur, Parkplatzdienste, Feuerwachen bei Privatveranstaltungen. Dafür stelle die Gemeinde dem Verursacher eine Rechnung. Christian Stiglmeier habe diese von der Gemeinde bar an ihn ausgezahlten Aufwandsentschädigungen, die er an die jeweils am Einsatz beteiligten Kameraden hätte ausbezahlen müssen, stattdessen in seinen Tresor gesteckt. Ans Tageslicht sei dies beim Kommandowechsel Anfang März gekommen, als Korbinian Herzinger das Ruder übernahm.
„Ungeschicklichkeiten“ statt „Unterschlagung“
Der Kenntnisstand der Tegernseer Stimme wird inzwischen von der Gemeinde bestätigt. Doch Geschäftsleiter Hilmar Danzinger stuft den Tatvorwurf auf Nachfrage allerdings herab. Statt „Unterschlagung“ spricht er von „Ungeschicklichkeiten in der Buchführung”, keinesfalls sei es ein “vorsätzliches Handeln des ehemaligen Kommandanten“. Im Wesentlichen bescheinigt Danzinger auch die einbehaltene Summe von „über 40.000 Euro“.
Stiglmeier habe die Neuwahl dazu genutzt, „mögliche Unregelmäßigkeiten auf den Tisch zu legen“. Bürgermeister Peter Höß habe, als er davon erfuhr, den Ex-Kommandanten gebeten, „umgehend Selbstanzeige zu erstatten“. Dies sei wenige Tage später auch erfolgt. Der Tatbestand sei laut Danzinger von der Staatsanwaltschaft München II geprüft und „das Verfahren gegen eine Geldzahlung (Strafbefehl), die vom Beschuldigten geleistet wurde, inzwischen eingestellt“. Es soll sich um einen “vierstelligen Betrag” handeln, der laut Stiglmeier sozialen Zwecken zugute komme.
Die Gemeinde habe den „ungeschickt zurückgehaltenen“ Geldbetrag eingezogen, treuhänderisch angelegt und „wird diesen zweckgebunden der Kameradschaft wieder zur Verfügung stellen“, so Danzinger weiter. Auf Nachfrage legt Stiglmeier Wert darauf, dass er die 43.000 Euro „nicht für sich privat verwendet hat, sondern zum einen davon für 18.000 Euro Gerätschaften für die Feuerwehr kaufte und zum anderen noch ein Kassenbestand von 8.000 Euro vorhanden war“.
Und für den Restbetrag von 17.000 Euro gebe es laut Stiglmeier „Belege, dass sie ordentlich ausbezahlt wurden“. Inzwischen sei alles wieder an die Gemeindekasse zurückbezahlt worden, „damit es da nichts zu reden gibt“, so der 57-Jährige: „Ich habe der Gemeinde gemeldet, dass ich da eine Kasse geführt habe, was nicht korrekt war“. Im Nachhinein tue ihm das leid.
Ermittlungen gegen Feuerwehrverein
Eine neue Entwicklung gibt es auch um das Millionenerbe von Maria Huber, die 2016 im Alter von 91 Jahren verstarb. Nach ihrem Tod, so ihr Testament vom 28. April 2007, sollte der Verein der Freiwilligen Feuerwehr e.V. Bad Wiessee Alleinerbe zur Erfüllung gemeinnütziger Zwecke werden. Dem Verein vermachte sie ihr Mehrfamilienhaus in der Sanktjohanserstraße 22 auf dem 2.500 Quadratmeter großen Grundstück. Der Wert wird auf etwa zwei Millionen Euro beziffert.
Die Einnahmen des Hauses fließen seither auf das Konto der Feuerwehr. Doch von dem Nachlass profitierte auch Vereinsvorstand Andreas Kaiser persönlich, dessen Frau die alte Dame betreut hatte. Denn Stefanie Kaiser erlag im Alter von nur 37 Jahren einem Krebsleiden. Laut zweitem Testament im gleichen Jahr vom 19. Dezember 2007 wurden dem Ehepaar Kaiser auch sämtliche zum Haushalt gehörenden Gegenstände einschließlich der „persönlichen Habe“ überschrieben.
Verfahren abgeschlossen
Zu diesem gehört nach Informationen der Tegernseer Stimme auch ein Barvermögen von 115.000 Euro. Nachdem der Begriff „persönliche Habe“ vereinsintern nicht gelöst werden konnte, wurde als Rechtsanwalt und Mediator Anton Lentner aus Bad Wiessee hinzugezogen. Doch das Misstrauen blieb. Es gab Niederlegungen von Ämtern. Denn die Kritiker waren mit der Auslegung des Testaments zugunsten von Kaiser nicht einverstanden.
Ihm sollen von Lentner und dem Vereinsvorstand 80.000 Euro als Kompromiss zugesprochen worden sein. Für gemeinnützige Zwecke der Feuerwehr sind demnach nur 35.000 Euro verblieben. Diese Aufteilung brachte offenbar den Stein ins Rollen und führte zu einer Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft.
Nach über einem halben Jahr Ermittlungen, teils auch mit graphologischen Gutachten, teilt Staatsanwältin Karin Jung nun auf Nachfrage mit, dass das „in dieser Sache geführte Verfahren abgeschlossen ist”. Es sei „mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden“. Vielleicht kommt die Feuerwehr Bad Wiessee damit wieder in ein ruhigeres Fahrwasser. Vertrauen ist in diesem gefährlichen Job ein hohes Gut.
SOCIAL MEDIA SEITEN