Tegernsees Bettenschwund

Licht und Schatten hatte Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn in seinem Manuskript für die Bürgerversammlung im Quirinal. Die meiste Aufmerksamkeit der etwa 150 Zuhörer erregten vier Anträge von Bürgern. Doch auch Zahlen und Fakten des Rathaus-Chefs in seiner gut einstündigen Rede hatten es in sich.

Das bewegt Tegernsee – Bürgermeister Hans Hagn gab letzte Woche eine Übersicht

Während die Tegernsee Woche in diesem Jahr „hervorragend mit 90 Prozent ausgelastet“ war, machte dem Bergfilmfestival „das schöne Wetter einen Strich durch die Rechnung“, bilanzierte Hagn. Obwohl es noch „internationaler“ geworden sei, wären die Säle nur zu 60 bis 70 Prozent ausgelastet gewesen. Unter dem Strich waren es mit 5.500 Besuchern 500 weniger als im Vorjahr. Dagegen würden die Wissenschaftstage „hervorragend“ angenommen, mit 180 Interessenten an einem Tag.

Um nicht „betriebsblind“ zu werden, habe es auch eine Stadtbegehung gegeben. Deren Ergebnis sei beispielsweise, dass die Mülltonnen am Café Kreutzkamm nun alle eingezäunt worden seien. „Immer ein Thema“ am Tegernsee seien private Feuerwerke. Bislang sei in diesem Jahr noch keines abgefackelt worden, „doch an Sylvester steht eines vom Haus Bayern an“. Ein Feuerwerk hätte wegen Trockenheit abgesagt werden müssen. „Das wäre zu gefährlich geworden“, so Hagn.

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„Wir brauchen eine Postfiliale“

Die Schließung der Postfiliale im Laden von Andrea Köstler sei schon länger angekündigt worden. Einige Bürger hätten sich darüber bei der Post beschwert. Doch die sei ein Privatunternehmen, meinte Hagn, „die müssen schauen, wie sie klarkommen“. Wenn eine Filiale in Liegenschaften der Stadt möglich wäre, würde „wir uns nicht sperren. Wir brauchen die Post“, betonte der Rathauschef und verwies auf die „Privatisierung light“ der Post, „alles wird besser“.

Bei Hagns Zahlenwerk fiel der Rückgang der Erstwohnsitze auf: „15 sind es nun weniger“. Aktuell seien es nur noch 3.682 Erstwohnsitze. Ein Minus gab es auch bei den Zweitwohnsitzen. Sie sanken von 470 auf 458. Obwohl das Durchschnittsalter der Bürger sich „konstant“ auf 52,59 Jahre zubewege, haben dagegen die Zahlen des Standesamtes „sehr überrascht“. Die Hochzeiten in Tegernsee nehmen mit 15 Prozent „extrem stark zu“. 694 Brautpaare haben sich kirchlich trauen lassen, standesamtlich habe es 379 Trauungen gegeben. Dies alles sei nur zu schaffen, weil im Standesamt alles über den Computer laufe. „Es bleibt dabei, Tegernseer Bürger bekommen immer einen Termin“, versicherte Hagn, „notfalls beim Bürgermeister“.

„Wie samma beinand bei den Zahlen“, fragte Hagn und gab sich selbst die Antwort. Zwar sei die Kreisumlage gestiegen, doch der Verwaltungshaushalt sei „sehr schön“, weil er um 200.000 auf 15,5 Millionen Euro gestiegen sei. Die Zweitwohnungssteuer spülte nach der Erhöhung 1,1 Millionen Euro in die Kasse des Kämmerers. So brauchte die Stadt laut Hagn auch „keine Kredite aufnehmen“. Die Zahlen für Tegernsee seien insgesamt „sehr gut“ und die Basis für weitere Investitionen. Positives gebe aus auch von der Pro-Kopf-Verschuldung, so Hagn, sie sei von „1.654 auf 1.501 Euro gesunken“.

Wie viele Betten braucht Tegernsee?

Weniger erfreulich sei die Dauer der Übernachtungen. „Sie liegt aktuell bei 3,7 Tagen“. Anhaltend sei auch der „Bettenschwund“. Daher stelle sich die Frage, „Wie viele Betten brauchen wir überhaupt noch in Tegernsee“, so Hagn. Er habe noch keine Antwort darauf.

Ein anderes Kapitel Hagns waren die Baumaßnahmen. „Sehr gute Nachrichten“ gebe es für die 120 Mitarbeiter der Orthopädischen Klinik, die sich entschieden habe, in Tegernsee zu bleiben. Die Deutsche Rentenversicherung arbeite bereits der Baugenehmigung für die neue Therapiehalle auf der Tiefgarage und werde sie „nächstes Jahr einreichen“. Nichts Neues gebe es von der Stufe drei, dem Bettenhaus. Da werde man wohl „erst in den nächsten Jahren etwas hören“, glaubt Hagn.

Beim Klinikbau in der Perronstraße von Klaus Dieter Burkhart werde derzeit der Bebauungsplan wegen Änderungen an der Tiefgarage nochmals überarbeitet. Am 4. Dezember wolle sich der Stadtrat nochmals damit befassen. Einen Satzungsbeschluss erwartet Hagn im Frühjahr 2019. Im Quartier Tegernsee auf dem ehemaligen Krankenhausgelände haben die Betonarbeiten für die dreigeschossige Tiefgarage für 304 Stellplätze begonnen. Erfreulich sei der Bauzaun, der nicht mit Werbung „zugeklatscht“ sei, sondern Schulkinder haben ihn gestaltet, „ein Novum“ für Hagn.

Dauerbrenner Almdorf

Ein Dauerbrenner sei das Almdorf anstatt der Bergschwalbe unweit des Neureuth-Parkplatzes. Projektentwickler Rainer Leidecker habe bereits seit September 2016 die Baugenehmigung in der Tasche. Mehr wolle er dazu nicht sagen, so Hagn. „Solang kein Vertrag unterschrieben ist, brauchen wir auch keine Investoren nennen“. Beim Almdorf gebe es wohl ein Prinzip: „Kaum genannt, ist schon verbrannt“. Der späteste Baubeginn für das Almdorf sei der 4. Oktober nächsten Jahres. „Dann ist das Ganze wieder obsolet“.

Großes Interesse an der Bürgerversammlung im Quirinalsaal vergangenen Donnerstag

Der Breitbandausbau der Telekom sei abgeschlossen. „Wir haben inzwischen eine Abdeckung von 90 Prozent für schnelles Internet“. Dies sei auch der Tatsache geschuldet, dass Tegernsee keine Flächengemeinde sei. Bei der Verschlammung der Schwaighofbucht, auch ein Dauerbrenner für Hagn, „stehen Stellungnahmen von Behörden noch aus“. Doch für ihn komme eine Verklappung von 60.000 Tonnen Schlamm im See „nicht in Frage“. Kritisch sehe er auch „eine Entnahme und Entsorgung“. Denn möglicherweise müsste die Menge wegen der biologischen Belastung als Sondermüll verbrannt werden. Die Kosten dafür seien „unkalkulierbar“. Einzig chemisch-biologische Verfahren seien für Hagn ein „gangbarer Weg“. Sie würden auch bei Fischteichen Anwendung finden.

Was kommt für den Zentralparkplatz?

„Stark beschäftigt“ die Stadtverwaltung auch der Verkehr. Vor dem Hintergrund, dass der Zentralparkplatz „irgendwann wegfallen“ werde, müsse der Ausbau der Tiefgarage weiter vorangetrieben werden. Drei Varianten wurden dem Stadtrat vorgestellt. Wobei die dritte Planung mit 158 zusätzlichen Stellplätzen für 6,3 Millionen Euro „favorisiert“ werde.

Bei den vorhandenen Parkplätzen habe man inzwischen die Tarife geändert. Die ausnahmslose Bewirtschaftung der Wanderparkplätze soll der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln Vorschub leisten. Man könne nicht die Nutzung der BOB fordern, wenn man in Tegernsee kostenlos parken könne. „Wir hatten einen elendigen Parksuchverkehr“. Nach gut einer Stunde und zehn Minuten hatte Hagn seine Themen abgearbeitet. Es folgten, wie berichtet, emotionale Debatten um vier Anträge von Bürgern.

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