Kommt auch das Aus für Gottesdienste?

Recherchen der Tegernseer Stimme brachten es Anfang Januar ans Licht: das Ende der Schlosskonzerte in der Pfarrkirche St. Quirinus. Grund war der strengere Brandschutz mit zusätzlichen Fluchtwegen. Ist sogar eine komplette Sperrung der Kirche nötig?

Die Pfarrkirche St. Quirinus – sind auch die Gottesdienste gefährdet?

Mit Jahresbeginn wurde klar, dass die traditionellen Tegernseer Schlosskonzerte der letzte kirchenmusikalische Höhepunkt sein würden. Denn Veranstalter, Kirchenverwaltung und Künstler sahen sich unversehens mit strengeren Brandschutzauflagen für die Schlosskirche konfrontiert. Vor allem ein weiterer Fluchtweg fehlt, zudem geht das Hauptportal nach innen, statt nach außen auf.

Dies sei nun nach „1.000 Jahren Kirche und 40 Jahren Schlosskonzerte“ plötzlich von Brandschützern moniert worden, beklagte Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) im Stadtrat. Nach Gesprächen mit den Verantwortlichen möchte er aber festhalten, dass weder Monsignore Walter Waldschütz noch die Kirchenverwaltung beim Brandschutz „ein Mitspracherecht“ haben.

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Fluchtwege fehlen

Bemängelt werden vom Ordinariat und dessen Gutachtern nicht vorhandene Fluchtwege. Die Auflagen verlangen, dass eine bestimmte Anzahl von Besuchern in einer bestimmten Zeit die Kirche verlassen können. Die Baulast für die Kirche aber trage historisch bedingt durch die Säkularisation der Freistaat und damit die Regierung von Oberbayern.

Fazit sei nach seinen Gesprächen, so Hagn, solange es keinen zusätzlichen Fluchtweg aus der Kirche gebe, würden die sogenannten „Sofortmaßnahmen“ greifen. Bisher bestehe das Problem, dass der zweite Fluchtweg vom Altarraum über die Sakristei in die gotische Sakristei und erst dann in den Hof führe.

„Nicht fürs Konzert ins Gefängnis“

Ziel seiner Gespräche sei es gewesen, so Hagn, das Konzert mit Chor und Orchester im Altarraum den Sofortmaßnahmen entsprechend anzupassen. Doch dies sei nicht möglich gewesen. Solange diese Einschränkungen gelten, seien „keine Schlosskonzerte mehr möglich“. Lediglich die liturgische Nutzung der Kirche ist noch möglich. Doch auch dafür hatten die Gutachter einen Rahmen festlegt. Sollte darüber hinaus etwas stattfinden, müsse jemand die Verantwortung übernehmen. In diesem Fall wären es Waldschütz und das Ordinariat. Doch niemand werde wohl gegen Brandschutzauflagen verstoßen. Denn keiner will laut Hagn „für ein Konzert ins Gefängnis“.

Für die Zukunft der Konzerte würden mit Kantor Sebastian Schober bereits Ausweichorte gesucht werden. Wann der zusätzliche Fluchtweg geschaffen werden könne, sei nicht vorherzusagen, da auch der Denkmalschutz mitrede. „Gelten die Einschränkungen nur für Konzerte im Altarraum oder auch für die Empore“, fragte Rudolf Gritsch (CSU) „Auch auf der Empore ist die Anzahl von Musikern und Chorsängern beschränkt“, entgegnete Hagn. „Daher sind die Schlosskonzerte, wie wir sie kennen, nicht mehr möglich“.

Gottesdienst nur noch in einem bestimmten Rahmen

Als Mitglied der Kirchenverwaltung sagte Norbert Schußmann (CSU), dass er bereits im Dezember über diese Sofortmaßnahmen unterrichtet worden sei. Man habe es auf „eigene Kappe“ genommen, dass die beiden Konzerte zum Jahreswechsel noch stattfinden konnten. Dafür seien zusätzliche Feuerwehrleute im Kirchenschiff postiert worden, „obwohl dies eigentlich schon nicht mehr ging“. Anders sei es wohl beim Musikfest Kreuth in der Kirche, meinte Vize-Bürgermeister Heino von Hammerstein (BürgerListe). Da würden nur acht Sänger auftreten, zudem sei keine Bestuhlung des Mittelgangs vorgesehen, wusste Schußmann. Dies gleiche im Prinzip einem Gottesdienst.

In der Schlosskirche in Tegernsee wird es erstmal keine Konzerte mehr geben

Die „Nutzungseinschränkung“ der Kirche sei laut Schußmann so gravierend, dass sie diese „eigentlich zusperren“ wollten. „Komplett“, betonte der Kirchenmann. Es gebe jetzt nur noch „eine Duldung“ für Gottesdienste. Nirgends dürften zusätzlich Stühle stehen, nur für Geistliche und Ministranten. Die Empore sei auf 30 Personen begrenzt, der Chor aber habe 35 Mitglieder.

Vielleicht könne man durch eine Verbesserung der Zugänge die Zahl etwas erhöhen, hoffte Schußmann. „Was macht man, wenn die ganze Kirche wegen einer Beerdigung voll ist“, wollte Peter-Friedrich Sieben (FWG) wissen. Doch Schußmann konnte nur auf die Auflagen der Brandschützer  verweisen. Ob denn die Gefahr bestehe, dass die Kirche nicht mehr nutzbar werden könnte, hakte Sieben nach. Schußmann: „Ich weiß es nicht“.

 

 

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