Illegaler Kahlschlag an der Point?

Wer in den vergangenen Tagen an der Point in Tegernsee entlang spaziert ist, dem dürfte eine radikale Veränderung aufgefallen sein. Hinter dem Schutzhaus beim Überführer wurden auf über 1.000 Quadratmeter Büsche und Bäume entfernt. Ging es dabei wirklich mit rechten Dingen zu?

Auf über 1.000 Quadratmeter an der Point fehlt jede Spur von Bäumen und Sträuchern.

Die Natur, der Ausblick, der See – die Point in Tegernsee ist gerade in den Frühlings- und Sommermonaten ein beliebter Ort zum Entspannen. Doch seit einigen Tagen dürften Spaziergänger dort eine große Veränderung festgestellt haben. Wo früher einmal kleine Bäume und Büsche die Landschaft zierten, herrscht jetzt gähnende Leere. „Es ist richtig, dass hinter dem Schutzhaus beim Überführer Buschwerk entfernt wurde“, bestätigt Bürgermeister Johannes Hagn auf Nachfrage.

Ob hier von Fällungen gesprochen werden kann, hänge laut Hagn davon ab, ob hier Bäume entfernt wurden. „Dies ist mir allerdings nicht bekannt, da es sich nicht um eine Maßnahme der Stadt handelt.“ Es handle sich bei der Fläche um ein Privatgrundstück des Herzoglichen Hauses. Vor Ort finden sich allerdings einige Baumstumpen, die darauf hindeuten, dass eben auch einige Bäume entfernt worden sein könnten.

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Stadtverwaltung kennt keine Details

Wann genau der Kahlschlag stattgefunden hat, weiß Hagn nicht. „Aus unseren Bebauungsplanverfahren ist mir allerdings bekannt, dass vor allem die Entfernung von Hecken und Büschen wegen der Vogelbrutzeiten nur in der Zeit zwischen Oktober und März erfolgen darf. Insofern wäre dieses Erfordernis eingehalten.“

Der Grund für diese Maßnahme sei der Stadtverwaltung nicht bekannt. Jedoch gibt Hagn zu, dass auch die Stadt selbst bald einige Veränderungen an der Point durchführen muss: „Wir stellen Verbiss durch den Biber an der Point fest und werden hier wohl einige geschädigte Büsche und kleine Bäume entfernen müssen.“

Doch ging es bei dem radikalen Kahlschlag rund um das Schutzhaus beim Überführer wirklich mit rechten Dingen zu? Zwar habe die Stadt Tegernsee keine Baumschutzverordnung, „allerdings ist die Fällung bestimmter Baumarten ab einem bestimmten Baumumfang mit der unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt abzustimmen“, so Hagn.

Untere Naturschutzbehörde nicht eingeweiht

Beim Landratsamt Miesbach weiß man von den Maßnahmen an der Point. „Sie wurden aber mit der Unteren Naturschutzbehörde nicht abgestimmt“, so Pressesprecher Birger Nemitz auf Nachfrage. Die Details machen das Ausmaß nochmal deutlich: „Der gesamte Gehölzbestand am Ufer des Tegernsees wurde auf knapp 1.000 Quadratmetern Fläche gefällt und abgeräumt.“

Dabei sei der Gehölzbestand laut Nemitz ökologisch durchaus wertvoll und für das dortige Landschaftsbild von Bedeutung. „Der Grund für die Fällungen ist uns bisher ebenfalls unbekannt“, so der Sprecher des Landratsamts weiter. „Vom fachlichen Naturschutz wurde das Ausmaß der Fällungen vor Ort schon dokumentiert.“

Maßnahme wird rechtlich vom Landratsamt überprüft

Und eine bereits aufgestellte Vermutung kann ebenfalls bestätigt werden – denn bei der radikalen Maßnahme wurde eben nicht nur Buschwerk entfernt: „Es wurden insgesamt 74 Bäume und Großsträucher mit einem Stockdurchmesser von mehr als zehn Zentimetern entfernt. Darunter waren auch große und markante Bäume.“ Laut Nemitz wird die Maßnahme derzeit rechtlich überprüft. „Die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens ist möglich.“

Auf Nachfrage bei der Herzoglichen Hauptverwaltung, erklärt Brauhaus-Geschäftsführer Christian Wagner: „Da es sich bereits um ein laufendes Verfahren handelt, bitten wir um Verständnis, dass wir im Augenblick hierzu keine Stellungnahme abgeben werden.“

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