Warum nicht nur die Bienen sterben

Er war Teilnehmer am Runden Tisch der Staatsregierung und ist Oberkonservator der Zoologischen Staatssammlung in München. Als einer der führenden Schmetterlingsforscher referiert Andreas Segerer bei der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal zum Thema „Artenvielfalt im freien Fall“.

Unsere Insekten sterben aus – am Donnerstag gibt es dazu in der Naturkäserei einen Vortrag

Mit dem Aussterben der Bienen als Bestäuber steht die Nahrungsmittelversorgung für uns Menschen auf dem Spiel. Oder ist das Verschwinden der Insekten nur eine kurzfristige Laune der Natur? Wer oder was ist dafür verantwortlich?

Als Präsident der Münchner Entomologischen Gesellschaft will Andreas Segerer in seinem detailreichen Vortrag mit Bildern am Donnerstag die Ursachen des extremen Rückgangs der Bienen, Schmetterlinge und anderer Insekten hauptsächlich in den letzten Jahrzehnten verdeutlichen. Sein Ziel ist es, besonders auf die katastrophalen Folgen für die zurzeit noch Jugendlichen und deren noch nicht einmal geborenen Kinder hinzuweisen. „Wir, die heute Lebenden, werden noch einige Jahre volle Regale in den Supermärkten vorfinden, uns große warme Wohnungen, schöne Reisen und Autos leisten können. Aber was dann? Wie wird es demnächst ausschauen, wenn es so weiter geht?“, so Segerer kürzlich in einer ähnlichen Veranstaltung.

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Kleinbäuerliche Landwirtschaft contra Agrarwüsten

Der schleichende und lautlose Rückgang der Artenvielfalt ist aus Sicht Segerers dramatischer einzustufen als die Klimaerwärmung. „Wenn die Insekten weltweit in großer Zahl aussterben, verschwinden nach kurzer Zeit auch die Ernährungsgrundlagen der Menschen. Der größte Teil unserer Nahrungsmittel ist auf die Bestäubung durch Insekten – und nicht nur Bienen – angewiesen.“ Die Politiker weltweit seien nicht in der Lage, überhaupt etwas zu entscheiden und dann das Richtige zu tun.

Nicht die kleinen Landwirte mit ihrer mehr oder minder aufgezwungenen Wirtschaftsweise seien die Schuldigen, sondern das System.

Dieses sei „immer mehr, immer größer, immer mehr Landverbrauch, immer mehr Wachstum und Verschwendung“. Dagegen würden die Lebensräume der Insekten immer kleiner, immer mehr zerstückelt, immer mehr der noch vorhandenen Biotope sind laut Segerer Inseln in einer Umgebung von intensiver Landwirtschaft.

Pikant ist der Veranstaltungsort in der Naturkäserei TegernseerLand. Denn deren Chef Hans Leo fühlte sich im TS-Interview vom Volksbegehren „Rettet die Bienen“, das Segerer ebenfalls unterstützte, „nicht richtig angesprochen“. Im Tal und auch im ganzen Landkreis gebe es laut Leo eine sehr kleinteilige Landwirtschaft mit autarken Betrieben. Dies gewährleiste, dass die Nutzungsintensität nicht so hoch sei.

„Und mit rund 30 Prozent ökologisch wirtschaftenden Betrieben haben wir auch schon einen relativ hohen Bio-Anteil. Durch unsere Haglandschaft tun wir viel für die Artenvielfalt. Im Landkreis geht das also schon in die richtige Richtung“.

Segerers Vortrag findet am kommenden Donnerstag, den 16. Mai, um 19 Uhr in der Naturkäserei statt.

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