Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) zeigte sich erfreut über die große Anzahl von Zuhörern. „Es sind mehr als bei allen Sitzungen das ganze Jahr zusammen“. Unter den gut 60 Interessierten war auch Investor Thomas Strüngmann als „Antreiber des Objekts“, so Höß, dieser nun schon über drei Jahre währenden Hotelplanungen. Bereits 2011 hatte Strüngmann das ehemalige Spielbankgelände von der Gemeinde gekauft. Nach dem Erwerb des Hotels Wittelsbach und 2015 des Hotels Lederer wurde im Juni 2016 das 1. Hotelkonzept mit 200 Zimmern in einer U- oder Hufeisenform vorgestellt. Ein Jahr später folgte die Zick-Zack-Form mit nur noch 130 Zimmern. Sie wurde wieder verworfen, weil der Entwurf zu modern war und der Lokalkolorit fehlte, beschrieb Thomas Maier von Strüngmanns Athos Service GmbH die Historie. Außerdem wäre die unmittelbar angrenzende Familie Ernst und Hermi Ottl zu sehr beeinträchtigt gewesen.
Doch um das Hotel wirtschaftlich betreiben zu können, so Maier, braucht es die zusätzliche Bebauung mit fünf Wohn- und Geschäftshäusern. Dies aber soll kein Bauträgerthema werden, sondern laut Maier ein Mietwohnungsbau, da „man alles im Bestand halten will“. Ein Architektenwettbewerb mit vier renommierten Büros sei dann im Oktober 2017 gestartet worden. Herausgekommen sei eine Art „Klosteranlage“, angelehnt ans Kloster in Tegernsee. „Das hat nicht den Geist von Wiessee getroffen“, ergänzte Urs Fridrich als beigezogener Architekt aus München. Auch der Entwurf eines Grandhotels von „Stararchitekt David Chipperfield“ sei zur Diskussion gestanden. Doch es „war nicht der Weisheit letzter Schluss“, so Maier.
„Dorf im Dorf“
Es folgte ein 2. Wettbewerb, ebenfalls mit vier Architekten, darunter Manuel Cervantes aus Mexico. Vorgabe seien wieder 16.000 Quadratmeter Geschoßfläche und 90 Zimmer gewesen. Das künftige „Hotel Tegernsee“ sollte nur einfachen Luxus mit „guten Materialien“ aber keine goldenen Wasserhähne haben. Entstanden sei dann ein Hotel in Form eines Chalet-Dorfs, das größere Gebäude verhindere..
Wir suchen das Hotel als Hütte am See.
17 Gebäude hat der Hotelkomplex, in denen 90 Einheiten sein werden. Weitere 17 Einheiten sind in zwei Gebäuden, die am Vorplatz des Hotels liegen. Zusammen seien es mindestens 117 Einheiten zur Vermietung.
Eine Erneuerung würde auch der Kurpark erfahren. Von ihm gelange man in die öffentliche Funktion des Hotels, in den Biergarten, erklärte Fridrich anhand von Skizzen. Landschaftsarchitekten aus Zürich sollen „softe Barrieren schaffen“, damit man aber nicht gleich ins Hotel gehe. „Wir ziehen nicht an den See, um uns selber hinter Mauern zu setzen“, so Fridrich. Die Vorfahrt zum Hotel soll von der Bodenschneidstraße aus erfolgen, die auch zum Hotel Lederer führte. Das „Arrival“, die Rezeption mit „viel Holz“, soll ein eigenes Gebäude werden. Von dort gehe es nach Norden in einer Art „Dorfweg“ zu den verstreut liegenden 17 Suitenhäusern, die zwei- bis dreigeschoßig und bis zu vier Suiten pro Haus aufweisen sollen.
„Keine Jodlarchitektur“
Die Holzarchitektur stehe wegen des Hochwassers auf betonierten Sockeln. Dies sei die „Kernaussage“ der Entwürfe, quasi „die Assoziation von Stadlarchitektur“. Aber: „Jodeln wollen wir nicht“. Neben einem Spa-Bereich, einem Restaurant sind auch zwei Veranstaltungsräume geplant. Der Biergarten sei unter einer Dachkonstruktion, die einem Langfirsthof ähnlich sei, so Architekt Fridrich. Zur „Verschattung“ könnten zwischen den Sparren Segel gespannt werden, um das „See-Feeling“ herzustellen.
Noch stehe laut Fridrich die ganze Architektur nicht, da man nun erst „Impressionen“ von Cervantes aus Mexiko bekommen habe. „Wir wollen es aber so und nicht anders, da wir auch unsere Hausaufgaben gemacht haben“, sagte Fridrich. „Wir wollen aber nicht zu tief in den Boden und nicht zu hoch hinaus“. Man bleibe 5 Meter unter dem ehemaligen Hotel Lederer.
Die zahlreichen Probebohrungen hätten als Konsequenz mit dem schwierigen Seeton ergeben, dass die Tiefgarage kleiner und mit mehr Abstand zum See entstehen würde. „Wir haben uns aus dem Dreck rausgezogen“. Jedes Gebäude der Anlage, auch die fünf geplanten Wohn- und Geschäftshäuser, müsse bis zum Fels in einer Tiefe von 20 Metern auf Pfählen gegründet werden. Dieser Aufwand sei teuer. „Dafür bauen andere schon ein Hotel“. Dennoch sei es gelungen, so Fridrich, eine „wirtschaftliche Lösung zu finden“.
„Auf 90 Zimmer abgesoffen“
Einzig Ingrid Versen (CSU) sah dies anders. Sie vermisste dort auf dem 33.000 Quadratmeter-Areal von Strüngmann ein „schönes großes Hotel“, angesichts des Bettenschwunds im Tal. „Jetzt sind wir von 220 auf 90 Zimmer abgesoffen“. Dies könne sie „nicht nachvollziehen“. ihre anderen Gemeinderatsmitglieder schon. Für Bernd Kuntze-Fechner (SPD) werde nun nach vielen Diskussionen ein langer Prozess „sehr positiv“ für den Ort abgeschlossen. Details seien aber noch zu klären. Höß: „Jetzt können wir ans Umsetzen gehen“. Diese sei aber mit Lärm und Schmutz verbunden. „Wir müssen dies mit der Perspektive auf eine gute Zukunft ertragen“, befand Höß. Kurt Sareiter (CSU):
Wir brauchen ganz dringend ein 4 oder 5 Sterne-Leithotel.
Zufrieden zeigte er sich über die „kleinteilige Planung“, die „gut zu Wiessee“ passe. Sie sei das „Gegenstück“ zum Hotel Überfahrt in Rottach-Egern. Gut finde er auch, so Sareiter, dass mit den Baukörpern auf anliegende Vermieter Rücksicht genommen worden sei. Dem Gemeinderat sei bereits am 28. März in einer nichtöffentlichen Sitzung die groben Züge der Planungen präsentiert worden, erklärte Maier. Aus der anschließenden Diskussion hätte man ein paar Hausaufgaben mitgenommen und versucht, in den neuen Entwurf einzuarbeiten.
Robert Huber (SPD) war die Akzeptanz in der Bevölkerung mit der „Kleinteiligkeit“ sehr wichtig. Dieses Projekt würde „ein Erfolg werden“. Aus der ganzen Entwicklung könne man eine „extreme Professionalität herauslesen“, lobte Rolf Neresheimer (ranBW). „Nur Betten zu produzieren, um der Bettenzahl Willen, wäre der falsche Weg“, meinte Birgit Trinkl (Wiesseer Block). Für sie seien Konzept und Präsentation „total gelungen“.
Georg Erlacher (CSU) war erfreut, „dass was in Bewegung kommt“ und hofft, „dass wir es zum Ziel bringen“. Klaudia Martini (SPD) war von der Gesamtschau Kurpark, Hotel, Tourismus und Naturschutz angetan. Jetzt würden die Bauten eine „sinnvolle Anordnung“ für ein „Hotel im Kurpark“ ergeben. Dass dort „unten nun was passiert“, darüber war Fritz Niedermaier (Wiesseer Block) froh. „Qualität ist besser als Quantität“. Er wolle keinen Massentourismus, so Niedermaier, „sondern gute Betten“. Fraktionskollege Jupp Brenner bedankte sich bei der Familie Strüngmann. Sie habe viel Geld für die Architektenwettbewerbe „in die Hand“ genommen. Wiessee könne über den Partner Strüngmann „sehr froh sein“. Das sei „einen Applaus wert“. Der auch prompt in den Zuhörerreihen einsetzte.
Baubeginn in einem Jahr
Studien von Marktforschern hätten ergeben, so Maier, „dass wir mit unserem kleinteiligen Konzept mit Chalets richtig liegen“. Zumal nun auch internationale Betreiber mit einem Standbein in München bei ihm anklopfen würden. Demnächst würden bereits „konkrete Gespräche“ aber auch mit „familiengeführten Unternehmen“ stattfinden. Strüngmanns Vertrauter habe ein „gutes Gefühl“. In Betrieb könnte das „Hotel Tegernsee“ etwa 2022/2023 gehen.
Der Gemeinderat beschloss mit der Gegenstimme von Versen, dass die vorgestellten Planungen weiter vorangetrieben werden, ein Vorentwurf für den Bebauungsplan erstellt und ein Durchführungsvertrag ausgearbeitet wird, „der die städtebaulichen Verpflichtungen formuliert und die Bauabschnittsziele zeitlich definiert“.
Mit Interesse dürfte auch Projektplaner Rainer Leidecker unter den Zuhörern das Chalet-Konzept verfolgt haben. Denn seine Planungen für das Almdorf in Tegernsee und der Seeperle in Rottach-Egern treten immer noch auf der Stelle.
SOCIAL MEDIA SEITEN