Am Donnerstag dürften im Gemeinderat wieder die alten Fronten aufbrechen und sich Befürworter und Gegner des Radelns an der Seepromenade eine hitzige Debatte liefern. Schon Anfang August zog Bürgermeister Peter Höss (Wiesseer Block) die Notbremse und ließ nach heftigen Wortgefechten zehn Zusatzzeichen „Radfahrer frei“ an den kritischen Engstellen der Seepromenade zwischen Strandbad Grieblinger und Dorfplatz vorerst einmal abmontieren, nachdem er 2017 den Auftrag erteilte, sie anzubringen. Mit knapper Mehrheit hatte damals der Gemeinderat beschlossen, die komplette Seepromenade für Biker freizugeben.
Doch seit vor allem die E-Biker über die Flaniermeile brettern, kommt es vermehrt zu Konflikten am Ufer und zu Beschwerden im Rathaus. Von rücksichtslosen Radl-Rüpeln, die Kinder und Senioren zackig umfahren und in Gefahr bringen, weiß man in der Verwaltung zu berichten. „Das Radfahren an der Seepromenade wird immer dramatischer“, sagte Höß zuletzt im August. „So kann es nicht weitergehen, das ist zu gefährlich“, gab CSU-Fraktionssprecher Kurt Sareiter zu bedenken. Auch Fraktionskollegin Ingrid Versen wetterte: „Wir warten auf den ersten Toten, dann machen wir eine Sondersitzung“.
Wiessee soll radfahrerfreundlicher werden
Eine Sondersitzung ist es nicht am Donnerstag, doch eine mögliche „Sperrung der Seepromenade für Radfahrer“ steht am Ende der Agenda. Ebenso der Antrag von drei Mitgliedern des Gemeinderats vom 12. August, die ein „Gesamtkonzept Radfahren“ und den „Beitritt zur AG fahrradfreundliche Kommunen in Bayern“ (AGFK Bayern) fordern. Initiatoren sind Bernd Kuntze-Fechner (SPD), Rolf Neresheimer (ranBW) und Fritz Niedermeier (Wiesseer Block).
Sie wollen einen Plan erarbeitet wissen, „durch dessen Umsetzung im gesamten Ortsbereich die Verkehrswege von Radfahrern verbessert und auch für touristische Radfahrer gute Möglichkeiten eröffnet werden“, heißt es in ihrem Antrag. „An problematischen Stellen, beispielsweise dem Zentralbereich der Seepromenade, ist zu klären, wie Konflikte zwischen dem Fußgängerbereich und dem Bereich der Radfahrer vermieden werden können. Im Zweifelsfall ist die Sicherheit der Fußgänger vorrangig“.
Doch in Punkto Sicherheit für Biker hapert es offenbar auf dem ausgeschilderten Radweg nach der Spielbank zur Finner-Bucht, kurz nach der Abzweigung von der B318. Der gemeinsame Weg für Fußgänger und Radfahrer weist am Pumpenhäuschen ein kurzes Schottersteilstück auf, bevor es in den Uferweg Richtung Yachtclub mündet. „Täglich stürzen dort Radfahrer“, schreibt TS-Leser Franz S., nachdem er einen Sturz beobachtete, der den Einsatz eines „Rettungswagens“ erfordert habe.
„Sturzschotter“ auf dem Radweg
„Das Gefahrenpotenzial ist unverantwortlich, denn als Radweg ist dieser Sturzschotter nicht zu bezeichnen“. Die Gemeinde sollte den Radweg so führen, wie er vor Jahren war, schreibt Fußgänger Franz S., „geteert, mit leichter Steigung und sicher“. Es gibt also Gesprächsbedarf am Donnerstagabend im Gemeinderat.
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