Ein Kommentar von Peter Posztos:
Dem jungen Gemeinderat missfiel etwas. Er griff zum Hörer und kreischte den Redakteur an. Ist noch gar nicht lange her. Wenn man mit hiesigen Feierabend-Politikern zu tun hat, verfallen einige ab und zu in präpubertäre Verhaltensweisen. Dabei ist der geschilderte Vorfall kein Einzelfall: der eine schweigt, der andere schmollt und der dritte schreit. Dann gibt es noch die, die wirre Mails schreiben. Wieder andere drohen. Der Glaube an die eigene Macht ist manchmal stärker als die nötige Weitsicht und Weisheit.
Jetzt wird im März 2020 wieder gewählt. Die ersten Bürgermeister, und zuweilen auch Kandidaten, haben schon längst verstanden, dass es nicht nur höflich ist, sachlich und offen zu sein. Es ist schlicht hilfreich. Wer in diesen Zeiten zum Beispiel über Jahre im Gemeinderat als Spalter und nicht als Teamspieler aufgetreten ist, wird auch im Wahlkampf so von den Wählern eingeschätzt. Da kann er noch so lächeln und den netten Gemeindevater geben.
Wer gar nicht redet, wer Riesenprojekte an den Start bringen will, sollte diese auch immer und immer wieder erklären und dem Bürger nahebringen, statt abzutauchen und auf Zeit zu spielen. Und wer glaubt, dumpfes Drohen, sei es gegen aufmüpfige Parteikollegen, gegen Bürger oder die Medien würde in diesen Zeiten noch unbemerkt bleiben, irrt. Das fällt einem auf die Füße, kommt ans Licht. Meistens, wenn man es am wenigsten braucht.
Soziale Medien haben das Spiel verändert
Ohne Zweifel – Wer sich heute Woche für Woche in muffigen Rathaus-Sälen den Abend um die Ohren schlägt, verdient größten Respekt. Bürgerliches Engagement ist wichtig, muss unterstützt werden. Profilneurosen, Wichtigtuerei und Engstirnigkeit kommen zuweilen eben auch vor. Jahrzehntelang nahmen Bürger und die Presse das hin. Das hat sich mit den Sozialen Medien verändert. Jetzt vergreift man sich im Ton und liest am nächsten Morgen, wieder nüchtern, den Ausfall im Netz. Das bringt keine Harmonie in die Familie – und die Partei.
Letztes Jahr rief in der Redaktion ein Vize-Bürgermeister an, drohte „mit wirtschaftlichen Konsequenzen“. Einfach so. Hatte sich nicht im Griff. Kann man machen. Ist halt nicht klug. Wenn sich jetzt also die ersten Kandidaten aufstellen lassen, sollten sie sich über die eigenen Kommunikationsfähigkeiten im Klaren sein. Wer schon daheim am Abendbrottisch nordkoreanische Diktator-Rhetorik schätzt, sollte vielleicht noch einmal in sich gehen und am Ende doch lieber Beisitzer in einem örtlichen Verein bleiben.
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