Der für Harmonie und Liebreiz bekannte Bürgermeister Robert Kühn wurde in der letzten Jahresausgabe des Gemeindeboten außergewöhnlich deutlich. Auf dem Strüngmann-Gelände solle es doch einmal vorangehen. So eine Brache sei nicht schmückend für seinen Ort, fand er. 35 000 Quadratmeter, zum Teil historisch belegt, sollten nicht mehr Tristesse, sondern Aufbruch und Schönheit ausstrahlen.
Nach jahrelangem Streit mit dem einstigen Eigentümer des Hotel Lederer wurde es abgerissen und alles eingeebnet. Nun fuhren vor einer Woche Bagger vor, Kies vom Sylvenstein wurde ausgelegt. Wir fragten im Rathaus nach und prompt bestätigt uns der Bürgermeister: “Es finden Vorbereitungsarbeiten für einen Baubeginn statt. Ich bin froh, dass es endlich sichtbar weitergeht – das tut uns allen gut.” Seit 2014 ziehen sich die Planungen nun schon hin. Immer wieder wurde, wie unsere Kollegin letztes Jahr so schön schrieb, ein neues Planungskarnickel aus dem Hut gezaubert.
Ende des Jahres soll Strüngmann nun aber eine Baugenehmigung für den Aushub einer “Baugrube und Sondergründung” erhalten haben. Der Kies soll An- Abfahrt auf dem zuweilen weichen Boden garantieren.
Verhaltener Optimismus für Bad Wiessee?
Im August 2021 hatten seine Planer den Wiesseer Gemeinderat mit ihren Vorschlägen entzückt. Nicht weniger als ein eigener Ortsteil solle hier, wo einst die alte Spielbank und das Haus des Gastes lagen, entstehen. Dafür müssen Bäume fallen, was nicht jedem gefiel, aber als Kollateralschaden abgetan wurde. Ohne Superlative ging es natürlich nicht. Dazu stellen sich die Planer ein “übergreifendes Konzept mit den Elementen Gutshaus, Wald- und Strandbad, Pension und Appartements, Kunst- und Schwimmscheune und Wirtshaus mit Biergarten vor. Wellness und – klar – Tiefgaragen in See-Wurfnähe. 48 Suiten und 30 Zimmer sowie Lokalitäten für Yoga, Meditation und Anwendungen waren in der letzten (aber vielleicht nicht allerletzten?) Planung angesetzt.
Reagierten also die Medizin-Milliardäre tatsächlich, weil Kühn im Gemeindebote schmollte? “Es wird sich zeigen ob es zügig vorangeht. Das Büro Athos hat uns dies wiederholt zugesagt”, gibt sich der Bürgermeister verhalten optimistisch. Es wäre nicht die erste Baustelle, die erst einmal ein paar Monate still steht. Für Bad Wiessee stehen sowieso schwierige Verkehrszeiten an. Wenn Strüngmann und das Grühn-Areal gleichzeitig bauen, dürfte das Verkehrsaufkommen mitsamt innerörtlichen Behinderungen immens werden, Wiessee eher über Monate rumpeln als rocken. Aber was hält man nicht für zukünftige Generationen aus?
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