Eine Glosse von Sabiene Hemkes:
Vorausgeschickt: Wir waren noch nie im neuen “Tegernsee Phantastisch” der selbst ernannten Nr. 1 der Hotellerie im Tegernseer Tal. Ein Hausverbot wie bei Beton-Baron Haslberger haben wir uns bei Korbinian Kohler zwar noch nicht erschrieben. Doch als “Medium non-grata” gab es halt keine Einladung zur Eröffnung, geschweige denn für den “Light-Glamour Pre-Opening Medienevent“ in der ehemaligen Mehrzweckhalle in Kreuths Norden.
Um einen Einblick in die Einheimischen-Gedanken-Welt zu erhalten, ist ein Besuch der eher narzisstisch gestalteten Spielehalle vermutlich gar nicht nötig. Es reicht schon, sich einmal durch die zahlreichen Kommentare unter den Werbe-Posts auf Facebook zu scrollen. So wird in einem Post gepriesen:
Das ist weltweit einzigartig! Erlebe Unterhaltung und spielerisches Lernen in einer genialen Symbiose aus Fantasiewelt und modernster Technologie, die euren Besuch zu einem unvergesslichen Tag am Tegernsee werden lässt. Du musst hier gewesen sein, um es zu verstehen.
Darunter ein Foto, auf dem aus Kohlers Mini-Hotels zwei Blechrutschen im auf den Betonboden gemalten Tegernsee landen. Bester Rimini-Halligalli-Badepark-Style – nur ohne Wasser. Wir wollen aber nicht böse werden. Wahrscheinlich ist das nur eine schlechte Aufnahme, die etwas verzerrt.
Wirklich böse jedoch sind teilweise die Kommentare der Besucher und auch Einheimischen unterhalb der Werbung. Und um beim Adjektiv zu bleiben, noch viel böser wird dieser Post für den Gmunder Super-Investor, wenn man weiß, wer den Facebook-Verriss des “Tegernsee Phantastisch” finanziert: richtig, Korbinian Kohler höchstpersönlich.
Es ist die von ihm selbst bezahlte Facebook-Werbung. Und wir haben euch – falls der Post wieder verschwindet wie die “Schöner Wohnen”-Bilder der Wiesseer Luxushütte des Herrn S. auf Instagram – eine aktuelle Kopie mit den Kommentaren als PDF gesichert. Besonders schön fanden wir diesen Kommentar:
126 Euro als Alleinerziehende mit 2 Kindern 🤣. Ne, dann doch lieber der “normale” Indoor-Spielplatz
Aber auch sonst ist einiges geboten. Gerade Menschen am See scheinen die Preisgestaltung nicht ganz so “prickelnd” zu finden und auch das “phantastische Angebot” scheint weniger gut anzukommen. Ein anderer Einheimischer macht seinem Ärger Luft:
Machts a moi Preise, die sich normale Eltern im Tegernseer Tal leisten können. Es wohnen a no normale Leid im Doi und ned nur de Geldigen. A Witz ganz ehrlich und Herr K. I glab des dadns a leicht verkraften, für Einheimische normale Preise zu verlangen.
Kohler nimmt die User-Schelte ernst, wie der Hotelier aus Gmund der hofierten Lokalzeitung Ende September gesteht. An ihn selbst wäre bisher zwar keine Kritik herangetragen worden, doch wolle er den Wünschen der Menschen entgegenkommen. Der Freizeitpark biete nun Tickets für 90 Minuten um nur 25 Euro Eintritt an. Super kann man da nur sagen, auch wenn man bei dem Preis den Klettergarten dann doch nicht besuchen darf.
Jetzt, knapp einen Monat später, gibt es nochmal ein Gutterl für die Einheimischen. Damit sich die armen Leute vom See seine Event-Arena zumindest einmal im Leben ansehen können, lockt Kohler jetzt mit einem fast unschlagbaren Angebot. Auf das drei Stunden-Ticket für 42 Euro gibt es für echte Tal-Bürger ab 1. November für ganze vier Monate 50 Prozent Rabatt.
Lag die Kehrtwende an der steigenden Kritik oder fehlen dem Unternehmer schlicht die Gäste? Kohler wäre nicht Kohler, hätte er sich nicht auch dafür die passende Marketing-Strategie ausgedacht. Die Talbürger sollen den Indoor-Park, der ja auch ein riesiges Erlebnis-Museum für den Tegernsee sei, nun auch mal sehen dürfen und ihre Heimat erleben, so heißt es im Merkur. “We love Tegernseer” statt “We love Münchner”, wie es noch in der Pandemie hieß.
Kohlers Großzügigkeit beeindruckt?
Immerhin kann jetzt keiner mehr öffentlich herummeckern, “dass K. die Einheimischen egal sind”. Es bleibt genug Kohle über, um sich in der “völlig überteuerten” Cafeteria eine “0,2l Bioapfelschorle für 4,50 Euro” zu gönnen.
Bei so viel Entgegenkommen hoffen auch wir von der TS ein wenig davon abzubekommen. Nein, Herr Kohler, wir wollen wirklich keine Freikarten – nur ab und an mal eine Antwort auf gestellte Presseanfragen. Wir können ja nicht alle Informationen aus Facebook ziehen.
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