Gmunder Gemeinderat uneins über Zukunft von Dürnbacher Feld
Wiese oder Wohnungen?

Das hatten sich Alfons Besel und sein Geschäftsleiter Ruml sicher einfacher vorgestellt. Am Dienstagabend sollte im Gemeinderat das Go für eine massive Bebauung einer Dürnbacher Wiese flott durchgewunken werden. Klappte nicht ganz.

Im gestrigen Gemeinderat sollte das Go für die Bebauung der Dürnbacher Wiese durchgewunken werden

Besels Vorgänger im Amt des Gmunder Bürgermeisters hatte die vier Hektar große Wiese von der Firma Schörghuber 2012 für Gmund erworben. Eine eiserne Reserve für die Gemeinde sollte es sein. Die will sein Nachfolger Alfons Besel nun angreifen: Für Kinder und – na klar, Wohnungen. Wer könnte bei dem Mangel an Krippenplätzen und Wohnraum etwas dagegen haben? Einige, wie man am gestrigen Abend erleben durfte.

Mit großen Worten leitete Besel das Thema im Gemeinderat ein: ” Wir wollen Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Daher brauchen wir in Gmund mehr Plätze in der Kinderbetreuung. Vor allem weil der Bedarf in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Bis 2030 brauchen wir zusätzlich 60 Krippenplätze und 25 Kita-Plätze. Wir müssen bauen.”

Das Thema war den Räten nicht neu. Vor mehr als vierzehn Tagen hatte Besel sie in einer Klausur mit seinen Ideen konfrontiert. Jetzt, kurze Zeit später, wollte er Nägel mit Köpfen machen. Seine Bauamtsleiterin Christine Wild stellte den ersten Bebauungsplan an der Finsterwalder Straße vor.

Anzeige

Entstehen soll eine kombinierte Lösung mit Kinderbetreuung, Pflege und Wohnen. Christine Wild, Leitung Bauamt

Angedacht ist auch ein Pufferstreifen zum Rudolf Kempe Weg, möglicherweise mit Einfamilienhäusern, die im Einheimischenverfahren an die Bevölkerung verteilt werden könnten. Allerdings: Nicht alle Bürgermeister im Tal können über diese Verfahren Positives berichten. Es sorgt schnell bei der Verteilung für Unmut, gern werden Wohnungen auch kurz darauf lukrativ an Ortsfremde weiterverkauft. Aber das ficht Besel nicht an. Alles womöglich eine Frage der Ausgestaltung.

Jedenfalls soll das gesamte Areal mit 40% Kinderbetreuung und 60% Wohnen aufgeteilt werden. Und das stieß einigen Räten sauer auf.

Kinderwohl vor Bodenschutz?

Laura Wagner von den Grünen fand die Planung unglücklich. Es sei alles zu viel und vor allem viel zu groß geworden.

Dass nicht nur eine Kita entstehen soll, sondern auch zwei Flächen für Wohnen vorgesehen sind, kann ich nicht nachvollziehen. So eine Wiese ist eine Kostbarkeit, die darf nur in Ausnahmefällen bebaut werden. Laura Wagner, Gemeinderätin, Bündnis 90 / Grüne

Auch gefiel Wagner die Art und Weise nicht: “Die Klausur war am 10. Februar – jetzt zwei Wochen später sollen wir alles entschließen. Die Frage ist, können wir uns so eine Planung heute überhaupt noch leisten? Wir sind oft gegen weitere Bebauung. Das stimmt, aber wir können einfach nicht mehr so weitermachen.”

Besel spitzte die Frage zu: “Ja, das sind sicher Konflikte. Aber das Schutzgut Kindeswohl und Familie hat Vorrang vor dem Boden.”

Das sah Sepp Berghammer ganz anders: “Eine Kita brauchen wir eigentlich nicht mehr. Die Kinder gehören erst mal daheim erzogen. Deswegen bin ich strikt dagegen.” Vor allem einige der zahlreichen Besucher verdrehten zu dieser scheinbar aus der Zeit gefallenen Ansicht die Augen.

Berghammer, vor zwei Jahren aus der CSU ausgetreten, bekam von seinem alten Parteifreund Franz von Preysing ein wenig Nachhilfe: “Die Gesellschaft verändert sich, aber es gibt genügend Fälle, wo das Gehalt von einem nicht ausreicht. Für diese Bürger brauchen wir eine Lösung.”

Und dennoch war er mit der Planung am Dürnbacher Feld auch nicht zufrieden: “Die Lösung an der Bichlmairstraße ist mir persönlich näher”, so Preysing.

CSU und Grüne vereint im Wiesenschutz

Aber auch Michi Huber von den Grünen war nicht von der erneuten Versiegelung zu überzeugen: “Durch die Krippe wird nichts besser, sondern nur alles schlechter. Wir kommen in eine Spirale, an deren Ende die Gemeinde immer mehr Schulden aufnehmen muss. Diese Fläche ist das Tafelsilber von Gmund und die so zu verschwenden, ist fahrlässig.” Auch Hans Huber von der CSU konnte sich damit nicht anfreunden: “Es tut schon weh, wenn man sieht, welche Fläche da aus der Landwirtschaft genommen wird.”

Andrea Schack (Grüne) wollte erst einmal die Bürgerversammlung am kommenden Donnerstag abwarten. “Da kommen sicher neue Ansichten und Meinungen der Bürger auf. Ich habe gelesen, dass der Vertrag zwischen der Schörghuber Gruppe und der Gemeinde von 2011 eine Nachzahlungspflicht beinhaltet. Stimmt das?” Dazu wollte Besel in der öffentlichen Sitzung nicht Stellung nehmen. Das, so Besel, greife in Vertragsangelegenheiten ein. Und die werde man in der Öffentlichkeit nicht thematisieren.

Ein Satz und viele Streichungen

Am Ende musste Besels Antrag mit einem kurzen Satz ergänzt werden. Der Gemeinderat Gmund beschloss mit 12 zu sechs Stimmen, für eine Teilfläche der, einen Bebauungsplan “Dürnbacher Feld” aufzustellen. Das Gebiet soll, so heißt es in dem Text, als “Gemeinbedarfsfläche für soziale und gesundheitliche Zwecke und als Allgemeines Wohngebiet ausgewiesen” werden. Aber dann kommt der Zusatz: Im Zuge der Alternativenprüfung ist der Alternativen-Standort in der Bichlmairstraße zu überprüfen.”

Der Bau von (Alten)-Pflegeeinrichtungen und die Forderungen nach Erweiterungen im Bebauungsplan wurden gestrichen.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein Bauen & Wohnen Lokalpolitik

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner