Abschied nehmen, wo andere Urlaub machen

In Bad Wiessee soll ein Hospiz errichtet werden, für die letzten kostbaren Momente im Leben. So schön sich das anhört, so aufwendig ist die Umsetzung. Bereits dreimal ist das Projekt gescheitert.

Das Josefsheim kommt weg – es soll ein Hospiz entstehen

Das Josefsheim ist ein bekanntes Gebäude in der Gemeinde Bad Wiessee. Viele Erinnerungen, wie beispielsweise Kommunions- und Firmvorbereitungen, verbinden die Einheimischen mit diesem Haus. Jetzt soll auf dem Grundstück eine mindestens genauso wichtige Institution errichtet werden. Die Marion-von-Tessin-Stiftung, die den Schwestern des Dritten Ordens des Heiligen Dominikus in Speyer das Grundstück im Löblweg abgekauft hat, plant ein Hospiz. Wir haben über die Pläne berichtet.

Schwierige Grundstückssuche

Gisela Hölscher, Kreisvorsitzende der Freien Wähler, schildert uns auf Nachfrage, dass dieses Projekt schon lange im Hintergrund gelaufen sei. Im Jahr 2018 sei eine Initiativgruppe gegründet worden, unter anderem bestehend aus Dr. Ines und Joachim Groh, beides Ärzte aus dem Krankenhaus Agatharied, inzwischen pensioniert, dann Prof. Dr. Stefan Lorenzl, Neurologe aus Agatharied sowie Gisela Hölscher selbst.

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Man habe lange versucht, ein Hospiz im Landkreis Miesbach zu errichten und sei jedes Mal gescheitert. “Das Schwierige war die Findung eines passenden Grundstücks”, äußert Hölscher. Mit der Zeit haben sich immer mehr Interessierte zusammengefunden und es sei ein Oberland Hospiz Team entstanden – mit einem klaren Ziel.

Klare Anforderungen für die Kostenübernahme der Krankenkassen

Das Oberland Hospiz Team ergriff laut Hölscher die Initiative und stellte bei den Krankenkassen einen Antrag auf einen Versorgungsvetrag. “Der Hospiz-Gebietsschutz besagt, dass alle 50 Kilometer ein Hospiz gebaut werden soll, für die nahe Erreichbarkeit durch die Angehörigen, weshalb es nun Oberland Hospiz heißen soll”, so die ehemalige Landrats-Kandidatin.

Des Weiteren zahlen die Krankenkassen gemäß dem Hospiz- und Palliativgesetz einen festgelegten Tagessatz für das Hospiz, vergleichbar wie im Krankenhaus. Dieser betrage allerdings nur 95 Prozent, die verbleibenden fünf Prozent übernehmen die Krankenkassen nicht. “Bei Vollbelegung bleibt da pro Jahr schon eine beachtliche Summe übrig”, sagt Hölscher.

Zudem besage die Definition genau, ab wann ein Arzt oder ein Krankenhaus, in ein Hospiz überweisen darf. Auf eigenen Wunsch kann man sich nicht in solch eine Einrichtung begeben.

Traumhaftes Grundstück für soziales Anliegen

Nach vier Jahren vergeblichen Suchens nach einem passenden Grundstück kam durch Josef Bogner endlich der Stein ins Rollen. Hölscher äußert, dass er eine nicht genutzte Fläche gewusst habe in Bad Wiessee, welche extra einen sozialen Zweck hatte und nicht an einen Investor weitergegeben werden sollte.

Es handle sich, wie oben bereits berichtet, um das Josefsheim. Das Grundstück gehöre inzwischen der Marion-von-Tessin-Stiftung, ist gerade einmal zirka 100 Meter vom Tegernsee entfernt und schließt an einen Bauernhof an. Hölscher freut sich:

Wir sind der Stiftung so dankbar, dass man am schönsten Fleck der Erde nicht nur Urlaub machen kann, sondern auch seine letzten Tage verbringen darf.

Es sei wunderbar idyllisch: Von jeder Terrasse erblicke man die umliegenden Berge des Tegernseer Tals und höre dazu noch Kuhglocken. “Es klingt vielleicht etwas makaber, aber: Sterben, wo andere Urlaub machen”.

Momentan sind in dem Haus noch Gäste aus der Ukraine untergebracht, im Frühjahr muss das Gebäude abgerissen werden, denn “es muss alles auf einer Ebene sein, damit die Pfleger leichter arbeiten können”, betont Hölscher. Aktuell werde mit 12 Betten geplant. Für den Bau und den Betrieb habe man eine eigene GmbH gegründet, und zwar die “gemeinnützige GmbH”. Mitglieder der G-GmbH sind unter anderem der Hospizkreis Miesbach e.V., der Förderverein sowie ein kleiner Teil der Marion-von-Tessin-Stiftung. Mit viel Glück soll das Hospiz Ende 2024 eröffnet werden.

“Wir brauchen Geld”

Jetzt müsse man laut Hölscher die gesamte Vorarbeit leisten – und das ist nicht ohne:  “Wir wollen beste Arbeitsbedingungen und mögliche letzte Wünsche erfüllen. Es soll etwas ganz Besonderes werden, mit viel Herzblut”, sagt sie.

Doch nicht nur viel Organisation komme auf die ehrenamtlichen Mitglieder des Hospizkreises im Landkreis Miesbach zu. Erstens übernehmen die Krankenkassen, wie bereits erwähnt, nur 95 Prozent. Zusätzlich fallen noch viele Kosten an für speziell geschultes Personal, Einrichtung, Sonderwünsche und vieles mehr. Viele Mitglieder für den Förderverein Oberland Hospiz e.V. sei daher das Ziel. 40 Euro pro Jahr betrage der Mitgliedsbeitrag. Hölscher hofft:

1.000 Mitglieder ist mein persönliches Ziel, das muss schaffbar sein.

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