Ach, ist das groß geworden…

In Abwinkl in Bad Wiessee klotzen sie Luxusvillen hin, die so dicht gebaut sind, dass sich durch deren Fensterscheiben künftig wohlhabende Alte problemlos das Wasser, sorry, den Prosecco reichen können. Ein Kommentar von Martin Calsow zum Stein-Irrsinn in der Senioren-Downtown.

Mit 25 Metern Abstand zwischen den Häusern wird zwar geworben, doch die Realität schaut anders aus.

Ein Kommentar von Martin Calsow:

So ein Bauausschuss? Das ist mehr ein Salon, in dem verdiente Bürger Bauprojekte in der Gemeinde zur Kenntnis nehmen, mal dafür und dagegen stimmen. Aber es ist eigentlich wurscht, denn hinterher wundert man sich, wie eng alles bebaut ist? Könnte man meinen, wenn man die Verwunderung des Wiesseer Bürgermeisters liest. Aber auf die Kommunalpolitik einzudreschen ist zu kurz gesprungen: Die Feinde des Tals stehen woanders.

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In Wiessee klotzen sie in Abwinkel eine Senioren-Downtown hin, die ihresgleichen sucht. Jetzt, wo der Schaden da ist, zeigt man sich an der Westbank über die seelenlosen Senioren-Scheiben bestürzt. Bei derartigen Großprojekten für wohlhabende Ruhesitzsuchende hat man in der Vergangenheit zielsicher immer daneben gegriffen.

Der Semmelbergpark, oder weiter unten der Jägerhof sind gute Beispiele. Eine Symphonie runtergezogener Jalousien. Jahre später – nichts dazugelernt. „Wieso? Das Landratsamt hat es auch genehmigt.“, schiebt man den schwarzen Peter (oder den grünen Beppo) weiter nach Miesbach.

Landfraß, der schier unerträglich ist

Es ist schlicht unerträglich, wenn wir das wenige Land am See so versiegeln, damit auch der letzte Cent an Profit für die Immobilienentwickler herausgequetscht werden kann. Die örtliche CSU hat damals gegen diesen Stein-Irrsinn in Abwinkl gestimmt. Egal, ob aus parteipolitischem Kalkül oder echter Sorge heraus – das war das einzig Richtige. Entwickler benehmen sich hier im Tal zuweilen wie Rotz am Ärmel.

Da werden illegal Bäume gefällt, und erst vor Gericht werden Umtriebe mit Müh und Not eingedämmt. Da werden Baurichtlinien nicht eingehalten, und man ändert – wenn überhaupt – nur nach zähem Ringen. Die Abwinkler Seniorenresidenz ist das jüngste Beispiel für ein Versagen einer Kommune und einer Behörde beim Bauwahn im Tal. Es wird nicht das letzte Mal sein. Auf der anderen Seeseite geht es weiter.

Wir können klagen und schreiben. Aber einmal zugebaut und versiegelt, ist der Schaden für die nächsten Generationen angerichtet. Es hat etwas Quixote-artiges: Da agiert eine Feierabend-Truppe in Gemeinde- und Stadträten, manchmal naiv, meist bemüht,  gegen eine sehr speziell agierende Gruppe von Entwicklern und Bauherrn. Wir sehen zu, wie sich wenige auf Kosten der Allgemeinheit bereichern und sich im privaten Kreis für ihre Dickfelligkeit und Ignoranz feiern lassen. Jede Gemeinde murkelt (oder merkelt..?) vor sich hin, sucht verzweifelt nach Bauordnungen. Die Kirchturmpolitik, die dem Landfraß schulterzuckend zusieht, mündet in eine Zerstörung unserer Heimat.

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