Ärgernis Parken: Ist Tegernsee am Limit?

Vor allem zu Stoßzeiten oder in den Sommermonaten wird’s eng in Tegernsee: Die Parkplatzsuche entwickelt sich dann oft zu einer Geduldsprobe. Gestern trafen sich Vertreter aus Tourismus, Geschäftsleuten und Politik, um einer Lösung endlich näher zu kommen.

Beim gestrigen Stammtisch im Tegernseer Seehotel (vo.li.): Daniel Glasl (Schatzmeister), Tourismus-Beauftragter Bernhard Kaiser, Bürgermeister Johannes Hagn, Anwohner Thomas Liebhardt, Geschäftsfrau Barbara Balk, Friedrich Sieben (Schriftführer) und Sebastian Lorenz (Stellvertretender Vorsitzender).

Dass es in Tegernsee oft eng wird, wenn es um‘s Parken geht, weiß nahezu jeder. „Der Schuh drückt hint‘ und vorn!“ So bestätigte es auch Thomas Liebhardt, Anwohner aus der Rosenstraße, beim ersten Tegernseer Stammtisch. Es gehe sowohl darum, wie man bestehende Parkflächen aufteilen könne. Auch Schichtarbeiter hätten Probleme, ihren Wagen abzustellen. „Unsere Mitarbeiter finden gar nichts mehr“, bestätigte auch Geschäftsfrau Barbara Balk.

„Wer ist wichtig?“ Der Mitarbeiter, der Tourist oder der Anwohner?“ Bürgermeister Johannes Hagn stellte die zentrale Frage in die Runde. Tegernsee leidet offensichtlich lange schon unter seiner geographisch besonderen Lage: man kann einfach räumlich nicht aus, bedingt durch umliegendes Wasser und Berge. Gedanken um eine öffentliche Parkgarage hätte es bereits im Jahr 1914 gegeben, führt der Rathauschef an.

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„Wir als Stadt müssen das regeln!“

Dass die Kommune Handlungsbedarf hat, daran lässt er keinen Zweifel. Insgesamt rund 70 Besucher hatten sich gestern Abend im Tegernseer Seehotel eingefunden, offensichtlich auf der Suche nach Lösungen. Schon seit Jahren leidet man in der Stadt unter einem hohen Parkdruck. Der fließende Verkehr solle bis zum Jahr 2030 noch um etwa 15 Prozent zunehmen rund um die Hotspots Bräustüberl, Rathaus und Zentralparkplatz. Und: dessen Pachtvertrag soll 2025 auslaufen, was den Parkdruck noch größer macht.

Der CSU-Ortsverband hatte eingeladen, mit der Bevölkerung zu diskutieren. Es geht um 100 Parkplätze, die durch den Wegfall des Zentralparkplatzes aufgefangen werden müssen. Gemeinsam mit den eingeladenen Vertretern aus Tourismus und der Stadt entstand eine rege Diskussion rund um fünf vielversprechende Möglichkeiten, die teilweise auch schon in der Umsetzung stecken:

Erweiterung der Sparkassen-Tiefgarage

150 zusätzliche Stellplätze könnten durch die Erweiterung der bestehenden Tiefgarage bei der Sparkasse entstehen. Momentan laufen die Planungen rund um die Expansion unterhalb des Kurgartens. Viele sehen diese Lösung als alternativlos an.

Tiefgaragen-Plätze dank Hotel

Auf dem ehemaligen Krankenhausgelände an der Hochfeldstraße in Tegernsee wird das Quartier Tegernsee gebaut. Bestehend aus drei Apartmenthäusern mit insgesamt rund 90 Eigentumswohnungen und einem Luxus-Hotel. Im Zuge dessen entsteht auf dem Gelände auch eine Tiefgarage mit angeblich 340 Stellplätzen. Man rechnet sich aus, dass die Bewohner nicht alle Plätze für sich selbst beanspruchen und man dann dort Stellplätze mieten kann.

Parkplatz-Sharing via Handy

„Ich bin heute nicht da, du kannst meinen Parkplatz haben.“ Nur flugs die Handynummern austauschen und dann untereinander regeln, wann einer der beiden Partner den begehrten Tegernseer Parkplatz haben kann. Solche Zukunftsmusik scheint für manche gar nicht mehr so weit weg zu sein, wurde im Laufe der Diskussionen klar. Ob die Stadt mithilft, dass die richtigen Paare sich finden? Die Zukunft wird‘s zeigen.

„Wir haben zu wenige Parkplätze, aber bestehende werden auch nicht richtig ausgenutzt.“ So ist sich Barbara Balk sicher. Wenn man jemanden beauftragt, herauszufinden, wie man die Nutzung verbessert, könnte dies die Lösung sein. Stadtrat Rudolf Gritsch lobte die gute Idee und schlug vor, das Thema als Masterarbeit an eine Münchner Uni vorzuschlagen. Die Rentabilität wäre in jedem Fall höher, wenn auf einem Stellplatz den ganzen Tag ein Auto draufstehe.

Abo-Karten für Anwohner

Eine weitere Idee zur Parkplatzschaffung stellen die sogenannten „Abo-Karten“ dar. Die Stadt bietet dabei Anwohnern freie Parkplätze per Abo: zum Jahrespreis von 150 Euro.

Zusätzliches Anwohner-Parken hoch am Berg

Weitere Parkplätze für Anwohner könnten am Prinzenweg entstehen. Doch hier hängt es an den Schützen, ob die Idee umsetzungsfähig wird. Damit es weitere Parkplätze geben kann, wäre ein Umbau der Tore der Schützen notwendig. Bei Schießbetrieb schließen diese nämlich und verhindern damit die Zugänglichkeit.

Hilft das MVV-System?

Diverse Anregungen zur Schaffung beziehungsweise Finanzierung von Parkplätzen wurden – teils kontrovers – diskutiert. Man könnte beispielsweise die Herzogliche Familie zur Finanzierung heranziehen. Oder die anscheinend überflüssig vielen Busparkplätze am Sommerkeller reduzieren und für Privat-PKW freigeben. Oder auch ein Kombiticket aus Bus, Schiff und Bahn – mit dichterer Taktungszeit – anbieten.

Interessant schien auch die Diskussion rund um den Gedanken, dass eines Tages der MVV bis ins Tegernseer Tal ausgedehnt werden solle. Das hieße dann, dass man mit einem MVV-Ticket dann auch BOB und RVO-Busse nutzen dürfe. Und die Taktung der Busse ausgeweitet werden auf einen Halbstundentakt zu den Hauptverkehrszeiten. Dadurch könnte der Druck etwas geringer werden, wurde schnell klar.

Der Horn-Parkplatz muss bleiben

Auch ein altes Thema nahm wieder Fahrt auf an diesem Abend im Seehotel. Dass das „Horn-Grundstück“ nicht bebaut wird, ist nicht gesagt, meinte der Bürgermeister. Mit dem Horn-Grundstück hätte man einen Bäcker, einen Metzger, einen Gemüseladen – alles voll mit Kurzparkern. Für Hagn steht fest: „Dieser Kurz-Parkplatz ist extrem wichtig, den würde ich nicht aufgeben wollen.“

Rudolf Gritsch brachte es schlussendlich auf den Punkt. Alle sollten zusammenhelfen und Geld in einen gemeinsamen Topf werfen, damit das Problem gelöst werden kann. Er hofft auf eine Lösung ohne Parkhaus am Horn-Grundstück. Dafür mit einem gemeinsamen Fördertopft von Gewerbetreibenden, Kommune, Tourismusverantwortlichen zur Subvention des Öffentlichen Nahverkehrs. „Was ist möglich? Wie kommen wir weiter? Jeder der Diskussionsteilnehmer nimmt nun eine kleine Hausaufgabe mit nach Hause.

Eines stand für die Teilnehmer des ersten Tegernseer Stammtisches jedenfalls fest: Es muss sich etwas ändern. Doch einfach wird das nicht – dessen ist sich auch Bürgermeister Hagn bewusst.

Wenn es eine einfache Lösung gäbe, dann hätten wir sie längst.

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