Als Adler gestartet, als Suppenhuhn gelandet

Dass die Firma SME ihr Mega-Hotelprojekt auf dem Jodbad-Gelände noch realisiert, glaubt keiner mehr in Bad Wiessee. Währenddessen lassen die Schweizer Investoren auch noch die denkmalgeschützte Wandelhalle zerfallen. Das Landratsamt Miesbach hat nun Zwangsmaßnahmen angedroht. Hat’s geholfen?

Die denkmalgeschützte Wandelhalle verfällt langsam

Rückblende 2017. Florian Kamelger, Unfallchirurg, Rennfahrer und manchmal auch Investor, verspricht mit seinen Ideen zum Neubau auf dem Kurgelände dem Bad Wiesseer Gemeinderat das Blaue vom Himmel. Ein Medizinzentrum und ein Hotel sollten gebaut werden. Der Geschäftsführer der Schweizer Firma SME (Sports Medicine Excellence Group) plante über 120 Zimmer.

In der Wandelhalle sollte ein “gastronomisches Outlet” entstehen. “Ja, über die denkmalschützerischen Fragen wisse man Bescheid. Aber man freue sich auf die Herausforderungen”, prahlte der Mann damals. Ende 2021 könne man das fertige Produkt präsentieren. Irgendetwas scheint da wohl dazwischen gekommen zu sein.

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SME gilt als abgeschrieben

Die Mehrheit im Gemeinderat hielt still, war von Plänen des Architekten Matheo Thun beeindruckt. Fast könnte man meinen, dass so Menschen aus der Provinz eben sind, wenn die große Welt vorbeischaut. Zur Ehrenrettung einzelner: Nur die CSU-Fraktion, namentlich Fraktionschef Florian Sareiter, hakte immer wieder nach, war nie wirklich von dem Projekt überzeugt.

Aber auch hier gilt, wie so oft in Bad Wiessee das Motto: Als Adler gestartet, als Suppenhuhn gelandet. Auf dem Gelände tut sich nichts. Kamelgers SME gilt bei den Räten als abgeschrieben. Auch bei der nächsthöheren Aufsichtsbehörde, dem Landratsamt Miesbach, hat man es schwer mit den Herren aus der Schweiz.

Das fängt schon beim Erhalt der Wandelhalle an. “Sie können sich sicher vorstellen, dass die Mitarbeiter des Landratsamtes alles andere als begeistert waren, als bei dem Ortstermin klar wurde, dass die Auflagen des Bescheids von Ende Januar 2021 nicht erfüllt wurden und die Wandelhalle nun sichtbaren Schaden genommen hat“, erklärt Sprecherin Sophia Stadler.

Landratsamt droht Zwangsmaßnahmen an

Und weiter: “Der Eigentümer muss nun innerhalb der sehr kurzen Frist von sieben Tagen einen Sachkundigen mit der sofortigen Sicherung der Wandelhalle beauftragen. Kommt er seiner Pflicht zur Sicherung des Denkmals nicht nach (dazu ist er nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz verpflichtet), wird die untere Denkmalschutzbehörde anstelle des Eigentümers unverzüglich einschreiten und die Arbeiten selbst beauftragen. Diese Arbeiten werden dem Eigentümer selbstverständlich in Rechnung gestellt und der Betrag eingetrieben. Ob zusätzlich ein Bußgeld möglich ist, wird geprüft, falls sich herausstellen sollte, dass die Frist verstreicht.”

Das schien gewirkt zu haben. Aktuell wird an der Wandelhalle gearbeitet. Wer denn das sei und ob die Gemeinde etwas wisse, haben wir den Bürgermeister gefragt, aber keine Auskunft erhalten. Die SME-Affäre wird auch für den neuen Ortsvorsteher zu einer Belastung, wenn er nicht kurzfristig eine neue, nachhaltige Lösung für das Areal präsentiert. Für die CSU-Fraktion beginnen dagegen freudige Tage. Das Chaos wurde schon früh von ihnen vorhergesagt.

Kenner der Materie vermuten, dass die SME in ihrer schieren Not das Gelände an den nächstbesten Investor verhökern will. Was der dann dort bauen möchte, dürfte angesichts gigantisch steigender Wohnraumpreise klar sein. Fast ein halbes Jahrzehnt ist ins Land gegangen, und bis auf einen für die Gemeinde sehr teuren Abriss ist nichts passiert. Anfang nächster Woche wird das Denkmalschutzamt erneut einen Ortstermin in der Wandelhalle haben, um sich von den Sicherungsmaßnahmen zu überzeugen und zu sehen, ob das Suppenhuhn noch brauchbar ist.

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