Rund 250 Männer und Frauen hatten sich zur gestrigen Bürgerversammlung im Gmunder Neureuthersaal aufgemacht und damit den Versammlungsort vollständig ausgefüllt. Brannten ihnen drängende Themen unter den Nägeln? Oder wollten sie nur sehen, wie der „Neue“ sich bei seinem „ersten Mal“ – seiner ersten Bürgerversammlung – so macht?
Alfons Besels einleitende Worte zur Bürgerversammlung sorgten denn auch für etliche Lacher, als er die Ehrengäste, darunter auch Altbürgermeister Georg von Preysing begrüßte. „Da hockt er und lacht und dabei sind von dir auch noch ein paar Schandtaten dabei…“, scherzt Besel. Fünf Kernthemen sind es, die die Gmunder beschäftigen: der knappe Wohnraum, die Familienfreundlichkeit, das Bahnhofsareal, das Thema “Klima und Energie”, die Verkehrsprobleme und irgendwie auch die Finanzen. Waren die vielleicht gemeint, als Besel eingangs von “Schandtaten” frotzelte?
Geregelter Haushalt – aber Mega-Schulden
„Wir sind leistungsfähig und stehen gut da.” So meinte es Besel. Zwei Anschaffungen griff er besonders heraus, die der Haushalt hergeben müsse. Den Gerätewagen der Freiwilligen Feuerwehr mit 242.000 Euro, der in der kommenden Woche eingeweiht werden soll sowie das neue Löschfahrzeug der Feuerwehr mit 464.000 Euro. Die Arbeit der Feuerwehr verdiene Respekt und Anerkennung, dieses Lob brachte ihm – und den Kameraden – Applaus des Publikums ein.
Ebenso sei der Zuschuss von insgesamt 80.000 Euro an die Musikschule Tegernseer Tal gut angelegt. Man konnte es an der Darbietung der angereisten Bläsertruppe hören. Viel mehr aber kosten die 93 Beschäftigten im Rathaus die Kommune ihr Geld: an die 3,4 Millionen sind an Personalkosten für 2019 in den Haushalt eingestellt. Die Kreisumlage belastet mit rund 5 Millionen.
Auch wenn fast eine Million Euro Grundsteuer und fast sieben Millionen Euro Gewerbesteuer eingehen sollen. So wird der Schuldenstand am Jahresende auf fast sieben Millionen Euro angestiegen sein. Mit 1.139 Euro pro Gmunder Bürger erreicht man damit eine schwindelnde Höhe, im Vergleich zum bayerischen Landesdurchschnitt von 784 Euro. Dem stehen Gottlob auch 7,4 Millionen Euro Rücklagen gegenüber.
Was die Bürger bewegt
Zwei schriftliche Anträge von Bürgern verlas der Bürgermeister: zum einen sorgt sich Professor Herbert Vojacek um die Sicherstellung der Wasserversorgung rund um den Oedberg. Die Beantwortungszeit der Gemeinde kommt ihm dabei unnötig lang vor, hätte er seine Anfrage doch bereits im Oktober vergangenen Jahres ins Rathaus geschickt. „Das Ergebnis ist noch offen, aber solche Verfahren sind dazu da um Zielkonflikte zu klären – Tourismus und Wasserversorgung,“ so verwies Besel auf das laufende Bauprojekt rund um den Oedberg.
Helmut Gries sorgt sich um den Verkehr rund um die Viehhalle am Volksfestplatz. Dieser sei die Rumpelkammer von Gmund, wo jeder Kies auf- und abladen, seinen LKW parken und im Wohnmobil übernachten könne. Die Situation sei sehr schwierig und man solle sich dazu Gedanken machen, forderte er. Der Bürgermeister versprach Abhilfe.
In der Diskussion kamen weitere Wünsche auf den Plan. So möchte Engelbert Probst einen besseren Blick Richtung See beziehungweise Mangfall, dazu müsste „Gestrüpp“ entfernt werden. „Andere sagen Biotop dazu“, konterte Besel. Man sei ja um Pflegemaßnahmen sehr bemüht, allerdings sei es notwendig, sich mit den Naturschutzbehörden abzustimmen.
“So ein Scheiss!”
Zudem brannte Probst der Hochwasserausgleich unter den Nägeln. Eine riesige Belastung für die Gemeinde, wie auch der Bürgermeister bestätigte. Der aktuelle Stand sehe so aus, dass die Planungsunterlagen von der Regierung von Oberbayern wegen Unzufriedenheit zurück ans Wasserwirtschaftsamt geschickt worden seien. Im April soll es dazu weitergehen.
Fritz Joachim forderte rigorose Strafen für Hundebesitzer, die die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner nicht ordnungsgemäß beseitigen. „Appelle sind denen scheissegal – ohne Strafe wird sich da nichts ändern“, so prophezeite er es. Als Tatort nannte er vor allem das Gebiet rund um das Strandbad Kaltenbrunn. Ein paar mehr Mülleimer forderte dagegen eine Hundebesitzerin, die vom aufgeregten Publikum für ihren Kommentar mit Buh-Rufen des Publikums geahndet wurde. Besel versprach, abzugehende Hundestrecken erfassen und auswerten zu lassen.
Von Bäumen und Fahrrädern
Über gefällte Bäume direkt vor dem Neureuthersaal beklagte sich Manfred Erdmann. Die Bäume hätten wegen der Verkehrssicherheit entfernt werden müssen, erklärte der Bürgermeister. Eine Baumschutzverordnung existiert in Gmund übrigens nicht.
Schlussendlich meinte Helmut Dillitzer aus der Parksiedlung, die vorgestellte „Variante 2“ des Fahrradkonzeptes solle man auf keinen Fall weiterverfolgen. Stattdessen solle man Radler so in den Ort einführen, dass sie in Ruhe den Seeblick genießen könnten. Besel empfahl, sich mit den Verantwortlichen des Arbeitskreises Verkehr kurzzuschließen.
Auch wenn Besel „sein erstes Mal“ gut gemacht hat, so schlug er trotzdem vorsorglich schonmal den Bogen ins kommende Jahr: 2020 sind Kommunalwahlen. Wer also mit der Arbeit der jetzigen Crew nicht zufrieden sei, könne dann die Weichen neu stellen.
Weitere Themen aus der Bürgerversammlung folgen.
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