Marcus Staudacher, Petra Schmid, Isotte Herb, Barbara Staudacher und Sabine Mandl – diese fünf Tegernseer kämpfen seit Juli dieses Jahres um den Erhalt des Feuerwehrhauses. Ihr Ziel ist es, das alte Gebäude mit seiner schmucken Fassade und den Lüflmalereien vor dem Abriss zu bewahren. „Ich bin seit ungefähr einem halben Jahr im Vorstand der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal. Von daher sah ich mich berufen, um den Erhalt des Feuerwehrhauses zu kämpfen und fand vier weitere Mitstreiter“, erklärt Staudacher die Initiative PRO Feuerwehrhaus.
Der Hintergrund: das 1927 erbaute Feuerwehrhaus in der Hochfeldstraße ist zu einem Sicherheitsrisiko geworden. Die Garagentore und Deckenhöhen sind zu niedrig, die Ausfahrt ist für die Fahrzeuge zu schmal, eigene Duschen und Umkleiden für Frauen fehlen, und ein Ruheraum für den Einsatztrupp existiert nicht. Außerdem entspricht das Feuerwehrhaus nicht mehr den Unfallverhütungsvorschriften.
Fünf Tegernseer kämpfen um den Erhalt
Seit 2014 sucht die Stadt Tegernsee deshalb nach einer Lösung und gab eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. In einer nichtöffentlichen Sitzung Anfang dieses Jahres entschied man sich letztendlich dann für den Abriss und einen L-förmigen Neubau für etwa 6,5 Millionen Euro. Der benachbarte Spielplatz soll einem Parkplatz mit etwa 30 Stellplätzen weichen.
Im Juli trat dann die Initiative rund um Staudacher auf den Plan. Ihre Forderung: das Vorhaben überdenken und eine alternative Lösung zu suchen. Um größere Aufmerksamkeit zu erreichen, verteilten die Mitglieder in den verschiedenen örtlichen Geschäften und Lokalen rund um den See Unterschriftenlisten, in die sicher jeder eintragen kann – ob Tegernseer oder nicht:
Uns ist gleichermaßen am Erhalt des einmalig schönen und Ortsbild prägenden Feuerwehrhauses sowie des daneben liegenden idyllischen Spielplatzes gelegen. Der Abriss wird als alternativlos verkauft, obwohl die Machbarkeitsstudie eine Lösung enthält!
Die Mitglieder der Initiative sind überzeugt: „Es ist möglich, das einzigartige Feuerwehrhaus so umzubauen und zu erweitern, dass ein voll funktionsfähiger Komplex entsteht, der auch noch viel kostengünstiger als ein Total-Abriss und Total-Neubau wäre.“ Die von der Initiative favorisierte Variante sei um zirka 1,8 Millionen Euro günstiger als der gut sechs Millionen Euro teure Neubau.
So sehen die Pläne der Initiative aus
Ihrer Meinung nach wurde bisher auch nicht berücksichtigt, dass statt der Wohnungen im ersten Stock weiterer Platz für die Wehr geschaffen werden könnte, zum Beispiel für Aufenthalts- oder Schulungsräume. „Die alten Garagen bieten außerdem ausreichend Platz für kleinere Fahrzeuge wie Responder, Boot oder First. Die großen Fahrzeuge würden dann in die neue Fahrzeughalle kommen.“
Doch nicht nur das Feuerwehrhaus, sondern auch der benachbarte Spielplatz soll erhalten bleiben: „Wir halten es für einen schlimmen Anachronismus, einen Spielplatz für Autos zu opfern! Diese gehören in eine Tiefgarage“, appelliert Staudacher. Auch diese sei in der Machbarkeitsstudie enthalten „und wäre problemlos finanzierbar.“
Denkmalschutz ist keine Option
Nicht wenige wundern sich indes, warum das alte Feuerwehrhaus nicht unter Denkmalschutz steht. Das liegt in erster Linie an den feuerwehrtechnisch bedingten Umbauten in den Jahren 1980, 1988 und 1992. Für Staudacher vollkommen unverständlich: „Das Feuerwehrhaus war bis 1981 auf der Liste des Denkmalamtes. Ich frage mich, wie konnte es umgebaut werden, ohne dass das Denkmalamt die Umbauten genehmigt hätte?“ Die Initiative hält am Denkmalschutz deshalb nicht mehr fest – und sieht sogar etwas Positives darin:
Die Sache mit dem Denkmalschutz ist durch … Für den Erhalt bzw. den Umbau ist das aber vielleicht sogar von Vorteil.
Auch Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) kennt das Anliegen und die Argumente der Bürgerinitiative. Gegenüber dem Merkur spricht er aber von einem „großen Irrtum“. Der Stadtrat sei in vielen Einzelschritten zu der Entscheidung gelangt, dass der Altbestand inklusive eines Anbau nicht genug Raum bietet.
Kommt es zum Bürgerbegehren?
Drei Jahre lang habe sich der Stadtrat nicht nur mit besagter Studie befasst, sondern sei in vielen Einzelschritten zu der Entscheidung gelangt, dass sich das notwendige Raumprogramm im Altbestand inklusive Anbau nicht umsetzen lasse. Die Stadt hält also weiterhin an ihrer Planung fest. Auch die EU-weite Ausschreibung für das Projekt ist mittlerweile beendet. Im Oktober will die Stadt bekannt geben, wer die weitere Planung übernimmt. Doch Hagn betont immer wieder: Es bleibt bei Abbruch und Neubau.
Für die Initiative jedoch kein Grund, aufzugeben: „Wir suchen nochmal das Gespräch mit Herrn Hagn und der Stadtplanerin Claudia Schreiber“. Sollte die Stadt auch weiterhin nicht von ihrem Vorhaben abrücken, „steht ein Bürgerbegehren im Raum“, kündigt Staudacher an. Zwar hält er sich weiterhin bedeckt, was die Anzahl der Unterschriften betrifft, aber immerhin verrät er:
Ich möchte keine Wasserstandsmeldungen abgeben, ausgezählt wird nach dem 20.9. Nur soviel: für einen Bürgerentscheid haben genug Tegernseer unterschrieben. Trotzdem rufe ich weiter zur Unterstützung auf – je mehr Stimmen desto besser!
Doch trotz der Proteste und Kritik, betont Staudacher immer wieder, dass die Stadt und die Initiative im Gunde das selbe wollen: „Wir achten die Arbeit der Feuerwehr und sind dafür, dass sie dafür auch die notwendigen Räumlichkeiten, Flächen und Ausstattungen erhält.“ Daher respektiere man auch die Absicht der Stadt, die Wünsche der Feuerwehr weitest möglich zu erfüllen. „Doch wir glauben auch weiterhin an den Erhalt dieses einmalig schönen Feuerwehrhauses und des Spielplatzes.“ Bis zum 20. September haben Unterstützer hier die Möglichkeit, zu unterschreiben.
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