Der Dauerbrenner Ortsdurchfahrt müsse jetzt, nach der Sommerpause, ganz oben auf die Agenda, findet die Bürgerinitiative Vekehr. Die Durchgangsstraße sei weiterhin „riskant und stark belastend“. In den vergangenen Wochen hat sich die Bürgerinitiative intensiv mit den neun Trassenvorschläge beschäftigt, die das Staatliche Bauamt Rosenheim in ihrer Machbarkeitsstudie am 19. Juli vorgestellt hatte (wir berichteten).
Vermutlich hatte man die Anregung des Waakirchners Lars Hülsmann aufgenommen, der mit seinem Verein „Entlastung der B472“ für einen Ortstunnel kämpft, und der bei der Präsentation der Machbarkeitsstudie eine „Gewichtung und Bewertung“ der Vorschläge vermisste. Für Hülsmann ist klar: Eine Nord- oder Südumfahrung ist schon deshalb nicht rechtssicher, weil sie der Alpenkonvention widerspricht.
Südumfahrung statt Tunnel
Das sieht die Bürgerinitiative anders. In ihrer Bewertung kam sie zu dem Schluss, dass gerade die Südumfahrung die beste Lösung sei. Zumal diese im Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgesehen und somit auch realisierbar sei. „Nach Gewichtung aller Vor- und Nachteile haben sich die Süd-Varianten 2 (Südumfahrung mit Einhausung) und 3 (weiträumige Südumfahrung mit Einhausung) als geeignete Lösungen herauskristallisiert“. Die Vorteile sieht die Initiative in einer
• Umsetzung in einem überschaubaren Zeitraum
• erheblichen Steigerung der Verkehrssicherheit
• erheblichen Entlastungswirkung bei Lärm und Abgasen
Hohes Potential sieht sie auch in der Entwicklung des Ortskerns von Waakirchen, insbesondere rund um das Löwen-Denkmal und das neue Ortszentrum in der Nähe des Sparkassengebäudes., weil man dann beispielsweise die jetzige Ortsdurchfahrt als verkehrsberuhigte Zone ausweisen könnte. Wobei hinzugefügt wird, dass „die beste Lösung nur durch Optimierungsmaßnahmen“ erzielt werde.
Zu diesen Maßnahmen gehören zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen genauso wie eine Anbindung des Ortsteils Häuserdörfl an die Umfahrung. Die öffentliche Diskussion habe sich zuletzt nur auf Tunnellösungen fokussiert, kritisiert die Initiative. Das sei „zu kurz gesprungen“. Alle Varianten verdienten es, eingehend geprüft und diskutiert zu werden, so heißt es in deren Schreiben an Bürgermeister Sepp Hartl und seine Gemeinderäte.
Gemeinde wartet Analyse ab
Bei einem Tunnel müsste sich der Bund von seiner bisher sparsamen Haushaltsführung verabschieden, und das Budget für Infrastrukturmaßnahmen extrem ausweiten. Die Initiative befürchtet bei einer etwa 16 Millionen Euro teuren Tunnelvariante sowohl Steuererhöhungen als auch Kürzungen in sozialen Bereichen. „Wer ehrlich eine Tunnellösung anstrebt, und die Tunneldiskussion nicht als Verhinderungstaktik sieht, muss diese Option dann auch anderen Kommunen zugestehen“ so die Initiative.
Doch so schnell setzt die Gemeinde das Thema nicht auf ihre Agenda. „Wir müssen erst abwarten, was Helmuth Ammerl vom Büro Obermeyer sagt“, so Bürgermeister Sepp Hartl in der gestrigen Gemeinderatssitzung. Ammerl ist im Auftrag der Gemeinde dabei, die vorgeschlagenen Trassenvarianten zu untersuchen und zu bewerten. Laut Hartl stellt er den Gemeinderatsmitgliedern seine Auswertung am 27. September vor. Auf Basis dieser Analyse wird die Gemeinde dann darüber entscheiden, mit welcher favorisierten Trassenlösung sie an die Öffentlichkeit geht. Alles andere wäre „viel zu verfrüht“, betonte Hartl gestern.
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