Bundeswehr hilft in Altenheim

Die Lage im Altenheim am Schliersee ist ernst. Ein Bewohner und eine Pflegerin sind an den Folgen einer Covid-Erkrankung gestorben. Nun ist die Bundeswehr zur Unterstützung eingetroffen.

Seit gestern Hilft die Bundeswehr in diesem Altenheim am Schliersee

In einer Pflegeeinrichtung in Schliersee wurden 15 Bewohner und sechs Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Ein Bewohner und ein Mitarbeiter sind im Zusammenhang mit dem Virus verstorben. Um die Infektionskette schnellstmöglich zu unterbrechen, unterstützt seit Montagabend die Bundeswehr mit über 30 „Helfenden Händen“ in der Einrichtung.

20 Soldatinnen und Soldaten des Sanitätslehrregiments „Niederbayern“ aus Feldkirchen sind am Montagnachmittag eingetroffen und haben bereits teilweise den Nachtdienst übernommen. Sie stellen die medizinische Versorgung der Bewohner sicher. Neben Pflegekräften und Unterstützungspersonal sind Desinfektionsexperten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr im Einsatz. „Zusätzlich treten ab Mittwochmorgen zwölf Soldatinnen und Soldaten der Gebirgsjägerbataillon 232 aus Bischofswiesen ihren Dienst in Schliersee an. Sie unterstützen die dort eingesetzten Sanitätskräfte beispielsweise bei der Essensausgabe oder beim Betten machen“, erklärt die Pressesprecherin des Landratsamts Sophie Stadler.

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Die Soldaten dürfen keine hoheitlichen Aufgaben übernehmen. Die Hilfeleistung ist vorerst bis 24.05.2020 geplant. Der Krisenstab des Landkreises stellte den Amtshilfeantrag an die Bundeswehr in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, nachdem die ersten positiven Befunde aus der Einrichtung eingingen.

Mit Folgeinfektionen ist zu rechnen

Stadler sagt weiter: „Sofort nach Meldung des ersten Falles wurde von Gesundheitsamt und der Task Force des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eine Reihentestung bei allen Bewohnern und Mitarbeitern durchgeführt. Zwar ist von 135 durchgeführten Tests vor Ort die überwiegende Mehrheit negativ, allerdings sind die Befunde nur eine Momentaufnahme und deshalb wenig aussagekräftig für das generelle Infektionsgeschehen. 15 Bewohner und sechs Mitarbeiter waren bei der ersten Testung positiv. Inzwischen gebe es weitere Verdachtsfälle, die erneut abgestrichen wurden. Mit weiteren Folgeinfektionen sei zu rechnen.

Die Bewohner sollen soweit medizinisch vertretbar in der Einrichtung bleiben. Die gewohnte Umgebung ist für ältere und kranke Menschen besonders wichtig. Sieben Personen mussten jedoch zur stationären Behandlung schon ins Krankenhaus verlegt werden. Zwei Personen verstarben im Zusammenhang mit dem Coronavirus: ein über 80-jähriger Bewohner und eine über 70-jährige Mitarbeiterin (Wohnsitz nicht im Landkreis, deshalb nicht in der Landkreis-Statistik).

Die aktuellen Zahlen im Landkreis Miesbach – Stand 12.05.2020

Von maximal 103 möglichen Betten waren am Montagabend noch 88 belegt. Zusätzlich wohnen Mitarbeiter in der Einrichtung. Seit Beginn der Pandemie steht das Gesundheitsamt und die Heimaufsicht in engem Austausch mit allen Pflegeeinrichtungen im Landkreis. „Alle Heimleitungen wurden von Anfang an intensiv beraten. Die Umsetzung der Infektionsschutzmaßnahmen und die Verantwortung für die Bewohner obliegt trotz aller Beratungen aber den Heimleitungen“, so Stadler weiter.

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus seien in der besonders betroffenen Einrichtung in Schliersee mehrfach verschärft worden: Nach Feststellung der ersten Fälle sollten Isolierbereiche im Haus und Schleusen für die Mitarbeiter eingerichtet werden. Kurz darauf stellte das Gesundheitsamt die gesamte Einrichtung unter Quarantäne. Und nicht alles lief gleich nach Plan. Stadler dazu:

Als ein Bewohner die Einrichtung nachts unberechtigt verließ, wurde zum Schutz der Bewohner vom Krisenstab ein Bauzaun um die Einrichtung errichtet und ein Sicherheitsdienst organisiert.

Der Krisenstab versorgte die Einrichtung mehrfach mit Schutzausrüstung. Die Bundeswehr kann nach Artikel 35 Grundgesetz in Katastrophenfällen im Inland Amtshilfe leisten, wenn zivile Kräfte mit eigenen Mitteln und Mitteln anderer zivilen Behörden die Lage nicht bewältigen können. „Das ist im Landkreis Miesbach aktuell der Fall: Sämtliche zusätzlichen Pflegekräfte, die aus dem Pflegepool des Gesundheitsministeriums oder über Ehrenamtliche akquiriert werden konnten, sind in der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in Schliersee eingesetzt, in der vor zwei Wochen zwölf Mitarbeiter und acht von zehn Bewohnern positiv getestet wurden“, so die Pressesprecherin.

Die sehr aufwendige Pflege und Betreuung der Bewohner in der Senioreneinrichtung könne nicht zusätzlich mit Ehrenamtlichen gestemmt werden. Deshalb seien ein entschlossenes und schnelles Handeln des Krisenstabs dringend notwendig gewesen.

Bundeswehr unterstützt Landkreis nicht zum ersten Mal

Das Kreisverbindungskommando der Bundeswehr im Landkreis hat unter der Leitung von Oberstleutnant Thomas Weiß und Verbindungsoffizier Hauptmann Elmering die Abstimmung vor Ort und mit der Führungsgruppe Katastrophenschutz übernommen. Das Kreisverbindungskommando berät die Führungsgruppe Katastrophenschutz bei möglichen Amtshilfeanträgern. Diese gehen nach Prüfung durch das Landeskommando Bayern zur Genehmigung an das Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin.

Die in Schliersee eingesetzten Soldatinnen und Soldaten unterstehen dem Nationalen Territorialen Befehlshaber, Generalleutnant Martin Schelleis, und werden militärisch vom Regionalen Führungsstab Süd der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim geführt. Die Sanitätskräfte unterstehen dem Sanitätsdienst der Bundeswehr.

Bereits im Januar 2019 unterstützte die Bundeswehr den Krisenstab des Landkreises Miesbach während der Schneekatastrophe. Die Soldaten befreiten damals unter anderem das Dach des Kreiskrankenhauses Agatharied von der Schneelast und stellten so die medizinische Versorgung der Landkreisbürger sicher.

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